Neue Küchen, neues Glück
Bei Alno in Pfullendorf läuft die Produktion wieder – Internationale Kunden beliefert
PFULLENDORF - Die Testphase ist vorbei. Die Maschinen in Pfullendorf sind justiert. Die Produktion bei Alno läuft wieder – im Auftrag von Kunden. Die ersten Küchen werden dieser Tage ausgeliefert. Wie viele das Pfullendorfer Werk verlassen haben, das wollte Unternehmenssprecher Markus Gögele zwar nicht mitteilen, aber die Stimmung in der Belegschaft sei gut.
Es ist ein wichtiger Schritt für das junge Unternehmen, mit der bewegten Geschichte. Die Altlasten der Alno AG wolle man hinter sich lassen und sich bei der Neuen Alno GmbH auf das konzentrieren, was man kann, sagt Gögele im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Und Alno kann Küchen bauen, da sei man sich sicher. Ob sich die Altlasten so einfach abschütteln lassen, ist nach Branchenkennern nicht ganz so sicher.
Ausgelastet ist die Produktion bislang nicht, aber mit diesen ersten Aufträgen hat auch der neue Alno-Chef, Andreas Sandmann, zunächst einmal geliefert – und zwar planmäßig. Das Ziel war, im ersten Quartal für Kunden zu produzieren. Das ist geschafft. In diesem Fall für Kunden in der Türkei und in Taiwan – „alte Kontakte“, wie Gögele bestätigt. Auch das ist Teil des Plans, 50 Prozent des Umsatzes im ersten Jahr sollen internationale Kunden bringen. Sandmanns nächstes Planziel: „Die Großserienproduktion soll im März wieder starten.“
Das klingt positiv, der Blick bei Alno ist nach vorne gerichtet. Doch immer noch gibt es die Schatten der Vergangenheit. Das Insolvenzverfahren sei gerade mal am Anfang, wie Pietro Nuvoloni, Sprecher der Insolvenzverwaltung, mitteilt. Zunächst warte man auf das finale Gutachten der Wirtschaftsprüfer. Das soll Mitte bis Ende März vorliegen und die zentrale Frage klären, zu welchem Zeitpunkt Alno insolvent war und wer wann davon wusste.
Als Insolvenzverwalter Martin Hörmann im Januar die vorläufigen Ergebnisse der Wirtschaftsprüfer präsentierte, sagte er, die Insolvenzreife sei deutlich vor Juli 2017 eingetreten, einzelne Gesellschaften von Alno seien wahrscheinlich bereits seit 2013 zahlungsunfähig gewesen. Nach dem endgültigen Ergebnis werde Hörmann Ansprüche gegen Alno sowie gegen die Gläubiger prüfen, Stellungnahmen der Betroffenen, beispielsweise ehemaliger Geschäftsführer und Vorstände, einholen. Dann „sehen wir, wie wir zusammenkommen“, sagt Nuvoloni – zivilrechtliche Konsequenzen nicht ausgeschlossen.
Auf der strafrechtlichen Seite dauern die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Stuttgart weiter an, wie Staatsanwalt Jan Holzner mitteilt. Gegen wen und in welchem Umfang ermittelt werde, dazu gibt er mit dem Verweis auf die laufenden Ermittlungen keine Auskunft.
Neben den juristischen muss sich die Neue Alno auch den wirtschaftlichen Nachwirkungen stellen. Nach Informationen aus Branchenkreisen seien Händler wegen der Insolvenz von Alno pleitegegangen, das werde nicht so leicht vergessen werden. Genauso wenig wie das Geschäftsgebaren, als mit der Beteiligungsgesellschaft Tahoe die bosnische Investorenfamilie Hastor eine in der Automobilbranche übliche Just-in-time-Produktion etablieren wollte, aber damit Zulieferer verprellt hat. Deshalb sei man sehr zurückhaltend gegenüber der Neuen Alno, heißt es aus Branchenkreisen. Man wünsche dem Unternehmen zwar Erfolg, aber es sei in der Vergangenheit zu viel Porzellan zerschlagen worden.
Ein schweres Erbe für den Küchenhersteller, der seinen Platz erst wieder finden muss. Denn das Geschäft lief ohne Alno weiter: Kunden, Händler und Zulieferer haben sich neu orientiert. Skepsis bei Branchenkennern ruft auch die neue preisliche Ausrichtung hervor. „Nicht mehr Oberklasse“, sagte Alno-Chef Sandmann im Januar dazu in einem ausführlichen Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“. Mit einem Endkundenpreis von 4000 bis 12 000 Euro solle Alno wieder eine Volksmarke werden. Ob sich das rechnet, beobachtet die Branche jedenfalls genau.
Dazu sagt Alno-Chef Sandmann: „Die Marke Alno genießt nach wie vor ein hohes Vertrauen. Vor allem Kunden, die schon seit langer Zeit mit Alno verbunden sind, haben auf den Neustart sehr positiv reagiert.“Zudem sei ein Problem behoben: „Die Modernisierung der IT-Systeme innerhalb einer sehr kurzen Zeit war eine enorme Herausforderung, die wir erfolgreich abgeschlossen haben.“Nun soll es weiter nach Plan laufen: 2019 finanziell auf eigenen Beinen stehen und danach Gewinne erzielen.