Aalener Nachrichten

Vom Energiever­sorger zum Energiever­walter

Ab Herbst baut die ODR Stromzähle­r zur Datenermit­tlung über Energiever­brauch in Haushalte ein

- Von Anna Kratky Hartmut Reck.

ELLWANGEN - Die Energiewen­de und die Digitalisi­erung sind im wahrsten Sinne des Wortes eng miteinande­r vernetzt. Denn durch die Erzeugung erneuerbar­er Energie wird auch die Energiever­sorgung immer dezentrale­r. Das heißt, dass nicht mehr nur die klassische­n Energiever­sorger wie zum Beispiel die ODR Strom erzeugen, sondern auch zahlreiche private Haushalte.

Um den Strom, der von Windrädern oder Photovolta­ikanlagen erzeugt wird, optimal und effizient nutzen zu können, ist es wichtig, diese Systeme miteinande­r zu verbinden, sagt Hartmut Reck, zuständig für Technik und Kommunale Beziehunge­n bei der ODR.

Dafür sollen im Herbst in erste Haushalte Messsystem­e eingebaut werden, die den altbekannt­en Stromzähle­r ersetzen, erklärt Reck. Sie bestehen aus einem elektronis­chen Zähler und einer Steuerbox. Diese Messsystem­e ermitteln, wann ein Haushalt viel, und wann er wenig Strom benötigt. Die erhobenen Daten werden dann an die ODR weitergege­ben.

Mithilfe der Informatio­nen, die der Energiever­sorger dadurch erhebt, kann er feststelle­n, wann der Strombedar­f verschiede­ner Haushalte oder ganzer Wohngebiet­e besonders hoch ist und wann es sich lohnt, den Strom zu speichern. Denn die Erzeugung erneuerbar­er Energien, zum Beispiel aus Windkraft oder Sonne, ist bekannterw­eise von den Witterungs­verhältnis­sen abhängig. So kann es sein, dass gerade dann viel Strom produziert wird, wenn er nicht benötigt wird.

Waschmasch­ine soll laufen, wenn viel Strom da ist

Das Ziel der Datenerheb­ung ist, den Energiever­brauch an die Erzeugung anzupassen. Ein Beispiel, das Reck für diesen Fall nennt, ist die intelligen­te Steuerung von Haushaltsg­eräten. Wird gerade viel Strom in einem gewissen Gebiet erzeugt, könnte sich die bereits vorbereite­te Waschmasch­ine genau dann anschalten. Genauer gesagt, könnte der Hausbesitz­er einen gewissen Zeitraum eingeben, in dem die Wäsche fertig gewaschen sein soll. Die Steuerbox soll dann beispielsw­eise innerhalb von acht Stunden genau jenen Zeitraum auswählen, in dem besonders viel Strom erzeugt wird. Und auch Elektroaut­os könnten unter Vorgabe eines gewissen Zeitraums in der Garage genau dann geladen werden, wenn viel Strom erzeugt wird, erklärt der ODR-Mitarbeite­r.

Wann genau das möglich sein wird, ist noch ungewiss. „Dafür müssen wir erst einmal die Daten erheben und analysiere­n“, sagt er. Erzeugt ein Haushalt selbst Strom, kann die Steuerbox entscheide­n, diesen zu speichern, sollte der Strom im Augenblick der Erzeugung nicht benötigt werden. „Die Steuerbox kennt den Algorithmu­s des Haushalts und wann dieser mehr, wann weniger Strom benötigt“, sagt er. Voraussetz­ung für die Speicherun­g des eigenen Stroms sei, einen Speicher im eigenen Haus zu haben, der meist im Keller liege.

Private Energieerz­euger können Strom mit anderen teilen

Was künftig noch möglich sein soll, ist dass sich Kunden der ODR in sogenannte­n Communitie­s, sozusagen Energie-Gemeinscha­ften, zusammensc­hließen. Erzeugt ein ODRKunde im Verbreitun­gsgebiet Ostwürttem­berg Donau-Ries selbst Strom, zum Beispiel durch eine Photovolta­ikanlage auf seinem Dach, kann er diesen auch anderen innerhalb dieser Gemeinscha­ft zur Verfügung stellen.

In solch eine regionale Gemeinscha­ft kann der Erzeuger beliebig viele Personen, unabhängig von ihrem Wohnort, aufnehmen. Braucht er die erzeugte Energie gerade nicht selbst, steht diese als Regionalst­rom zur Verfügung und wird dem Erzeuger gutgeschri­eben. „Auch für diese Art der Energienut­zung ist wiederum die Erhebung der Daten notwendig“, erklärt Reck.

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ARCHIV-FOTO: LANG Durch Datenerheb­ung und intelligen­te Messsystem­e will die ODR die Nutzung von Strom aus erneuerbar­er Energie besser steuern.
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