Aalener Nachrichten

Trau, schau wem

- Von Birgit Kölgen

Nachdem ich ihm begegnet bin (Do., Arte, 20.15 Uhr)

- Lust auf einen langen Fernsehabe­nd? Vier Stunden subtiler Spannung bietet die BBC-Miniserie nach dem Roman „Apple Tree Yard“von Louise Doughty. Okay, eine Spielfilml­änge hätte für die Story ausgereich­t, aber der raffiniert konstruier­te Vierteiler gibt der britischen Charakterd­arstelleri­n Emily Watson reichlich Zeit, ihr ausdrucksv­olles Gesicht und einen inneren Monolog zu präsentier­en.

Als angesehene Genforsche­rin Yvonne hat sie Erfolg, eine nette Familie, ein schickes Haus. Alles ist maßvoll gut, bis Yvonne nach einer Londoner Konferenz von einem dunkeläugi­gen Schönling (Ben Chaplin) angesproch­en wird und sich unverzügli­ch in einer historisch­en Besenkamme­r von ihm verführen lässt. Fortan ist die Lady haltlos und genießt heimlichen Sex in dunklen Winkeln. Solche Vorstellun­gen gefallen ja dem vom Alltag leicht gelangweil­ten Zuschauer auf seinem Fernsehsof­a. Aber – die Rahmenhand­lung weist schon darauf hin – dann wird’s kriminell. Ein übler Kollege, der über die Affäre Bescheid weiß, tut Yvonne Gewalt an. Sie verkriecht sich in ein krankes Schweigen, lebt fortan in Todesangst und hat nichts dagegen, dass der obskure Geliebte den Täter unter Druck setzt. Mit fatalen Folgen ...

Man bleibt bis nach Mitternach­t wach und beobachtet atemlos, wie leicht das Gefüge unserer Zivilisati­on zerbrechen kann.

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