Le Pen will an die Macht
Front National soll künftig „Nationaler Zusammenschluss“heißen
PARIS - Mit einer Namensänderung will der Front National zur Regierungspartei werden. Inhaltlich hatte Marine Le Pen beim Parteitag im nordfranzösischen Lille allerdings nichts Neues zu bieten. Gegenstimmen gegen ein drittes Mandat hatte es bei der schriftlichen Mitgliederbefragung nicht gegeben, wie die FN-Spitze mitteilte. Allerdings war sie die einzige Kandidatin.
Marine Le Pen hatte sich die wichtigste Nachricht bis zum Schluss aufgehoben. Mit einer Namensänderung will die Chefin des Front National mit dem Kapitel des Parteigründers Jean-Marie Le Pen abschließen. Die Formation, die ihr antisemitischer und rassistischer Vater 1972 gründete, soll ihr Schmuddelimage verlieren und regierungsfähig werden. „Wir waren eine Protestpartei, dann sind wir eine Oppositionspartei geworden und nun müssen wir zur Regierungspartei werden“, forderte die 49-Jährige nach 75-minütiger Rede. Deshalb verschwindet das Wort Front aus dem Namen. Rassemblement National („Nationaler Zusammenschluss“) soll die Partei nun heißen, wenn die Mitglieder dem Vorschlag der Vorsitzenden zustimmen, die am Sonntag mit 100 Prozent der Stimmen wiedergewählt wurde.
Die Änderung des Namens ist Marine Le Pens letzter Bruch mit ihrem Vater, der bereits 2015 aus der Partei ausgeschlossen worden war. Der Parteitag beschloss, auch das Amt des Ehrenpräsidenten abzuschaffen, das Jean-Marie Le Pen bisher innehatte. „Der Name Front National ist Träger einer epischen und ruhmreichen Geschichte“, bemerkte Le Pen als Zugeständnis an alle Kritiker einer Namensänderung, die nur 52 Prozent der Mitglieder gutheißen. „Aber für viele Franzosen ist er eine psychologische Bremse.“In der Stichwahl um das Präsidentenamt 2017 kam sie gegen Emmanuel Macron auf 34 Prozent der Stimmen.
Auftritt von Steve Bannon
Die Parteichefin tat sich schwer, den den richtigen Ton zu treffen. Erst als sie zur Einwanderung kam, redete sich die 49-Jährige in Rage. „Die Immigration ist nicht mehr haltbar, egal, ob legal oder illegal“, rief die Juristin ihren Zuhörern zu, die den Satz mit stehenden Ovationen quittierten. Am Samstag trat der ultrarechte Vordenker der Populisten, Steve Bannon, vor den FN-Mitgliedern auf. Und der einstige Stratege von USPräsident Donald Trump richtete die FN-Delegierten mit Hetzparolen wieder auf. „Lasst Sie Euch Rassisten, Ausländerfeinde nennen und tragt es als Ehrenabzeichen, denn wir werden jeden Tag stärker“, rief der Mann seinen Zuhörern zu. „Die Geschichte ist auf unserer Seite und sie wird uns von Sieg zu Sieg führen.“
Rund zwei Drittel der 1500 Delegierten stimmten für einen Austritt aus dem Euro, den Le Pen jahrelang gefordert hatte. „Wir sind keine AntiEuropäer. Wir sind gegen die Europäische Union“, sagte Le Pen.