Sinfonie für Marimba und Kochtopf
Dominik Englert und A Dangerous Pet beim Young-Stage-Förderkonzert
LAUCHHEIM-HÜLEN - Ein außergewöhnliches JazzMa-Young-StageFörderkonzert im Rahmen der 28. Jazz Lights haben rund 150 Zuhörer im Trude-Eipperle-Rieger-Saal auf Schloss Kapfenburg erlebt. Percussionist Dominik Englert aus Waldstetten und die Stuttgarter Band A Dangerous Pet zeigten, dass der Nachwuchs durchaus versiert und für Überraschungen gut ist.
Übersetzt man das Wort Sinfonie mit „eindrucksvolle Fülle“, dann trifft das ziemlich genau, was der 1966 in Schwäbisch Gmünd geborene Englert, seit 2016 Student der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, seinem Publikum bot. Rhythmus pur, mit allem, was der menschliche Körper und das unerschöpfliche Reservoir an Schlaginstrumenten bieten. Von der großen Trommel bis zum Kochtopf, vom weichen Klang des Marimbafons bis zum harten Schlag der Snaredrum.
Ja sogar der eigene Körper und die Stille des Saals wurden Teil seines Klangkaleidoskops. Es quietscht und brummt, es schnarrt und klingt, es klappert und swingt. Dafür hatte Englert die ganze Bühne mit Schlaginstrumenten in Beschlag genommen. Das ist stets beeindruckend, aber für Melodie verwöhnte Ohren nicht immer leicht zugänglich. Oft bleibt eher Show als Seele.
Am spannendsten war sicher das Stück „Homework“von François Sarhan. Bodypercussion in Perfektion, fast schon mit pantomimischen Zügen. Doch auch die direkt darauf folgenden, kontemplativen Sätze „Cristalline“und „Profound“aus Jacob Druckmanns „Reflections on the nature of water“ließen ein staunendes Publikum zurück.
Ganz anders das Stuttgarter Trio A Dangerous Pet, ebenfalls Studenten der Stuttgarter Musikhochschule. Ihr musikalisches Konzept ist einfach: kein Konzept. Apollonio Maiello (Klavier), Jakob Obleser (Kontrabass) und Daniel Roncari (Saxofon) haben sich ganz der Improvisation verschrieben. Die Musik entsteht im Moment, ganz ohne Vorgaben, immer neu, immer spannend. Die drei verlassen sich dabei ganz auf die Beherrschung ihrer Instrumente und auf die Kommunikation mit den Mitmusikern.
Ganz neu ist auch diese Idee nicht, fußt doch der Jazz grundsätzlich auf diesen Fertigkeiten. Und sie birgt gewisse Risiken, die auch am Samstag auf Schloss Kapfenburg spürbar waren: Improvisation ohne Basis ist immer eine Gratwanderung zwischen „Oha“und „Oje“. Aber genau das sollte ja bei einem Förderkonzert auch erlaubt sein.