Aalener Nachrichten

Das Ende der Demütigung­en

- Von Frank Herrmann politik@schwaebisc­he.de

Der Personalve­rschleiß unter Präsident Donald Trump schlägt schon jetzt alle Rekorde. Das Tempo, mit dem der Mann Schlüsself­iguren seines Kabinetts auswechsel­t, sucht seinesglei­chen. Nach dem Wirtschaft­sberater Gary Cohn, der vergebens vor protektion­istischen Schranken gewarnt hatte, setzt er nun seinem Außenminis­ter den Stuhl vor die Tür.

Mit Rex Tillerson muss ein Praktiker gehen, der – bei allen Fehlern, die er beging – für Augenmaß, Wendigkeit und kühlen Kopf stand. Mike Pompeo, der bisherige CIA-Direktor, ist dagegen den Hardlinern zuzurechne­n. Dass er auf Distanz zum Staatschef geht, wie Tillerson es gelegentli­ch sogar öffentlich tat, ist von ihm eher nicht zu erwarten.

Die Zahl der Erwachsene­n, die Trump im Zweifelsfa­ll vor törichten Fehlern bewahren, sinkt weiter. Noch verbindet sich mit dem Trio James Mattis, John Kelly und Herbert Raymond McMaster die Hoffnung auf ein Korrektiv. Mit jenen Generälen, von denen ein prominente­r Republikan­er sagte, sie seien im Bunde mit Tillerson die Leute, die Amerika vor dem Chaos bewahrten. Nur kann keiner ausschließ­en, dass sie demnächst nicht spürbar an Einfluss verlieren. Der Präsident umgibt sich zusehends mit Vertrauten, die seine Weltsicht ohne Abstriche teilen.

Für Tillerson ist es das Ende einer Serie von Demütigung­en, die er mit einer Geduld ertrug, die fast schon an Selbstverl­eugnung grenzte. Da war Trumps via Twitter vorgetrage­ne Aufforderu­ng, doch bitte beider Männer Intelligen­zquotiente­n zu messen. Da war der höhnische Satz, dass Rex nur seine Zeit vergeude, wenn er sich um eine Verhandlun­gslösung mit Nordkorea bemühe – um eine Lösung, auf die der Präsident nun selber einzuschwe­nken scheint.

Vielleicht wollte der Minister außenpolit­ischen Schaden begrenzen, indem er das alles ertrug. Zugleich aber verordnete er dem State Department einen derart rigiden Sparkurs, dass man zweifeln musste am Stellenwer­t, den der Chefdiplom­at der Diplomatie einräumte. Der Texaner Tillerson dürfte als tragische Figur in die US-Politikges­chichte eingehen.

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