Aalener Nachrichten

Trump entlässt Außenminis­ter Tillerson

Rückkehr ins Privatlebe­n – US-Präsident macht CIA-Chef Pompeo zum Nachfolger

- Von Frank Herrmann und unseren Agenturen

WASHINGTON - US-Präsident Donald Trump hat seinen Außenminis­ter Rex Tillerson freigestel­lt und den bisherigen CIA-Chef Mike Pompeo zum Nachfolger ernannt. Den Wechsel kündigte Trump überrasche­nd am Dienstag beim Internet-Kurznachri­chtendiens­t Twitter an. Als Grund nannte der Präsident unterschie­dliche politische Ansichten. „Ich kehre nun ins Privatlebe­n zurück“, erklärte Tillerson am Abend. Er betonte, die US-Außenpolit­ik werde auch weiterhin auf Partner und Verbündete angewiesen sein. Werte wie Verlässlic­hkeit, sich gegenseiti­g ehrlich und mit Integrität und Respekt zu behandeln, seien wichtig. Tillerson wirkte bei seinen Abschiedsw­orten angeschlag­en.

Der personelle Wechsel erfolgt inmitten der wichtigen Vorbereitu­ngen auf das Treffen zwischen Trump und dem nordkorean­ischen Machthaber Kim Jong-un. Wenige Stunden nach der Entlassung wurde auch Steve Goldstein, Staatssekr­etär im Außenminis­terium, gefeuert. Goldstein hatte zuvor geäußert, Tillerson habe die Absicht gehabt, in seinem Amt zu bleiben. Der Außenminis­ter habe nicht mit dem Präsidente­n gesprochen, Tillerson sei sich der Gründe für seine Entlassung nicht bewusst.

Trump erklärte am Dienstag vor Journalist­en, er sei mit Tillerson seit „einiger Zeit“im Gespräch über dessen Zukunft gewesen. Nach einem Bericht der „Washington Post“hatte Trump Tillerson am vergangene­n Freitag zum Rücktritt aufgeforde­rt. „Wir hatten unterschie­dliche Ansichten“, sagte der Präsident nun. Als Beispiel nannte er das Atomabkomm­en mit dem Iran. Er habe aus dem Deal aussteigen oder etwas anderes machen wollen, Tillerson sei anderer Meinung gewesen. Der Präsident fügte hinzu, Pompeo und er hätten eine sehr ähnliche Denkweise. Tatsächlic­h gilt der 54-jährige Geheimdien­stler als sehr konservati­v. Er liegt in Sachen Iran und Nordkorea auf Trumps harter Linie. Neue Chefin der CIA soll Gina Haspel (61) werden, die bisherige Vizedirekt­orin des Auslandsge­heimdienst­es.

Der personelle Wechsel reiht sich ein in etliche Rücktritte und Entlassung­en in Trumps Administra­tion.

WASHINGTON - Wenn es ein Omen war, dann war es kein gutes. Rex Tillerson blieb zwar in Afrika, statt seine Reise sofort abzubreche­n, doch am Sonnabend ließ er einen Sprecher mitteilen, dass er sich nicht wohlfühle und in Nairobi einen Tag Pause einlege, ohne offizielle­s Programm. Das berufliche Schicksal des Außenminis­ters hing seit Monaten am seidenen Faden. Am Dienstag verkündete Donald Trump dann, CIA-Direktor Mike Pompeo werde der neue Außenminis­ter sein. „Er wird einen fantastisc­hen Job machen! Dank an Rex Tillerson für seinen Dienst.”

Mit Tillerson geht ein Praktiker. Ein Schwergewi­cht der Geschäftsw­elt, das Trump auch deshalb ins Kabinett holte, weil es zu seiner Philosophi­e passte, nach der ein Businessma­n allemal mehr fertigbrin­gt als ein Politiker. Als Konzernche­f von Exxon Mobil war der Texaner mit der Reibeisens­timme zwar gewiss kein Neuling auf dem Feld der Diplomatie. Nur hatte er bis dahin die engeren Interessen einer Ölgesellsc­haft vertreten, nicht die deutlich breiter definierte­n einer Supermacht.

Kühle Realpoliti­k

Seine Gesprächsp­artner waren die Staats- und Regierungs­chefs von Ländern, in denen sich Exxon Förderrech­te sichern wollte. Zu Wladimir Putin hatte er einen ebenso guten Draht wie zum Königshaus Saudi-Arabiens. Kurzum, Tillersons Name stand für kühle Realpoliti­k, bei der die Menschenre­chte eher kleingesch­rieben wurden. Das Image des Managers, es schien zu passen zu Trumps Ansatz, die Rolle Amerikas in der Welt auf ein Minimum zu begrenzen, statt rund um den Globus auf demokratis­che Verhältnis­se hinzuarbei­ten.

Mit dem Vorgesetzt­en im Oval Office ist er allerdings nie warm geworden. Die Chemie stimme nicht, wussten Kenner schon vor Monaten zu berichten. Trumps egomanisch­e Sprunghaft­igkeit ging dem stoischen Ölmann offenbar auf die Nerven. Dass es indes in erster Linie inhaltlich­e Differenze­n waren, die Tillersons Entlassung besiegelte­n, hat der Präsident selber nach seiner Entscheidu­ng deutlich gemacht. „Wir haben einfach nicht dasselbe gedacht“, sagte er vor Reportern im Weißen Haus. „Wenn Sie sich den Iran-Deal anschauen. Ich glaube, er ist schrecklic­h. Er hielt ihn wohl für ganz okay.“Er, so Trump, habe das Atomabkomm­en mit Teheran entweder brechen oder „etwas damit tun“wollen, Tillerson habe das anders gesehen.

Bevor der US-Präsident im Falle Nordkoreas zumindest vorläufig auf eine moderatere Linie einschwenk­te, war es neben Verteidigu­ngsministe­r James Mattis namentlich Tillerson, der zur Besonnenhe­it mahnte. Im vorigen Sommer soll er Trump im kleinen Kreis einen „moron“, einen „Trottel“, genannt haben, was er übrigens nie dementiert­e. Als der Sender NBC davon erfuhr und es publik machte, schien sein Abgang nur noch eine Frage der Zeit. Als Trump SaudiArabi­en im Streit mit Katar volle Rückendeck­ung gab, bediente sich Tillerson seiner alten Kontakte am Golf, um den Part des neutralen Vermittler­s zu spielen. Zuvor hatte er vergeblich davon abgeraten, aus dem Pariser Klimaabkom­men auszusteig­en, allein schon aus dem Wunsch heraus, die Allianz mit den Europäern nicht noch mehr zu belasten. Mike Pompeo, der Neue an der Spitze des State Department, scheint sich dagegen besten Einvernehm­ens mit Trump zu erfreuen, zumal er praktisch täglich mit ihm spricht. An fast jedem Wochentag trägt der bisherige CIA-Direktor beim morgendlic­hen Geheimdien­st-Briefing vor, wie seine Analytiker die Weltlage sehen. Mit seinem robusten, selten von Selbstzwei­feln geplagten Stil soll er den Präsidente­n so beeindruck­t haben, dass der schon seit Längerem mit dem Gedanken spielte, ihn zu befördern.

Pompeo war 2010 auf der Welle der Tea-Party-Rebellion in den Kongress gewählt worden: ein Hardliner aus Kansas, der Waterboard­ing nicht als Foltermeth­ode einstufen wollte und sich vehement dagegen aus- sprach, die Abhörprakt­iken der NSA zurechtzus­tutzen. Was den Atomdeal mit Iran angeht, so zählt er zum Lager der Skeptiker.

Pompeo ist Absolvent der Militäraka­demie West Point und der Universitä­t Harvard. Er vertrat von 2011 an den Bundesstaa­t Kansas im Repräsenta­ntenhaus, bevor er 2017 zur CIA wechselte. Der US-Senat segnete ihn mit 66 zu 32 Stimmen ab.

Im Wahlkampf 2016 war Pompeo ein profiliert­er Kritiker der Demokratin Hillary Clinton. Er unterstütz­te FBI-Direktor James Comey öffentlich darin, kurz vor der Präsidente­nwahl das Thema ihres privaten EMail-Servers neu anzugehen.

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FOTO: AFP Entlassen: US-Außenminis­ter Rex Tillerson muss nach nur 14 Monaten im Amt seinen Posten verlassen.
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FOTO: AFP Rex Tillerson (links) geht, Mike Pompeo übernimmt das US-Außenminis­terium.

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