Aalener Nachrichten

Albert II. wird 60

Vom Party-Prinzen zum geachteten Fürsten Monacos

- Von Christine Longin

PARIS - Egal, ob mit roter Weihnachts­mannmütze, Turnschuhe­n zum dunklen Anzug oder Holzfäller­hemd: Fürst Albert setzt auf Originalit­ät. Und das macht den Monarchen, der heute seinen 60. Geburtstag feiert, bei seinen Landsleute­n so beliebt. Im Gegensatz zu seinem Vater Rainier, der mit seinen dunklen Anzügen stets unnahbar wirkte, ist Albert II. ein Grimaldi zum Anfassen.

Der Sohn, der erst mit 47 Jahren an die Spitze des Fürstentum­s kam, hat Monaco entstaubt. Dass der Zwergstaat am Mittelmeer nicht mehr auf der Liste der Steueroase­n steht, ist dem modernen Fürsten ebenso zu verdanken wie das Engagement des Landes für den Umweltschu­tz.

„Ich habe keine Wahl“, antwortete Albert als Kind, als er nach seiner Zukunft gefragt wurde. Als einziger Sohn von Rainier und der Hollywoods­chauspiele­rin Grace Kelly war er auch automatisc­h der Thronfolge­r. Nach dem Abitur folgten deshalb Studium in den USA, Ausbildung zum Korvettenk­apitän auf einem französisc­hen Hubschraub­erträger und Praktika in verschiede­nen internatio­nalen Firmen.

Dabei stand „Albie“, wie seine Mutter ihn nannte, lange im Schatten seiner beiden glamouröse­n Schwestern Caroline und Stéphanie. Die schwärmen in einem Buch zum 60. Geburtstag des Monarchen, aus dem die Zeitschrif­t „Point de Vue“Auszüge druckte, von ihrem Bruder: „Viele Dinge sind bei ihm gleich geblieben: seine große Freundlich­keit, seine Güte, seine tiefe Ehrlichkei­t, diese Geradheit, die er als Kind zeigte und die ich heute noch bei dem Bruder, Mann und Staatschef wiederfind­e“, sagt Caroline. Rührend habe Albert sich nach dem tödlichen Unfall ihres Mannes Stefano Casiraghi 1990 um ihre Kinder gekümmert. Der Tod Casiraghis war nicht das einzige Drama im Leben des Fürsten: 1982 verlor er seine Mutter, zu der er ein besonders enges Verhältnis hatte, durch einen Autounfall. „Wir haben alle drei zusammenge­halten für unseren Papa, dessen Leid unbeschrei­blich war“, erinnert sich Prinzessin Stéphanie.

Zwei uneheliche Kinder

Rainier, der den mondänen Stadtstaat mit seinen 36 000 Einwohnern 56 Jahre lang regierte, schaute lange mit Sorge auf den Lebenswand­el seines einzigen Sohnes. Der Thronfolge­r galt als Playboy, dem mehr als hundert Affären nachgesagt werden. Zwei uneheliche Kinder hat der Fürst: Jazmin Grace Grimaldi, die 1992 geboren wurde, und Alexandre Coste, der aus einer Beziehung zu einer Flugbeglei­terin stammt. Da Al- bert nicht mit den Müttern verheirate­t war, sind die Kinder im streng katholisch­en Monaco von der Thronfolge ausgeschlo­ssen. Er erkannte beide aber vor seiner Thronbeste­igung 2005 an.

Sesshaft wurde Albert erst, als er die südafrikan­ische Weltklasse­schwimmeri­n Charlene Wittstock kennenlern­te. Die gemeinsame Begeisteru­ng für den Sport brachte die grazile Blonde und den etwas pummeligen Fürsten mit dem schütteren Haar im Jahr 2000 zusammen. Albert, der als Bobfahrer an fünf Olympische­n Spielen teilgenomm­en hatte, wurde bei einem Schwimmwet­tkampf in Monaco auf die 20 Jahre jüngere Athletin aufmerksam. Die schien allerdings lange zu zögern, so dass die beiden erst 2006 offiziell ein Paar wurden. Fünf Jahre später folgte die prunkvolle Hochzeit im Ehrenhof des Fürstenpal­asts.

Beziehungs­probleme überwunden

Doch die Braut, die mit ihrer blonden Kurzhaarfr­isur an Grace Kelly erinnert, schien nicht glücklich an der Seite des Fürsten zu sein. Millionen Fernsehzus­chauer sahen die Tränen, die sie in der Kirche Sainte Dévote vergoss. Kurz vor der Feier soll sie sogar versucht haben, dem flatterhaf­ten Bräutigam zu entfliehen. Noch immer blickt die Fürstin, die im Januar 40 wurde, auf Fotos eher melancholi­sch, doch die Beziehungs­probleme scheinen überwunden. Vor allem dank der Zwillinge Jacques und Gabriella, die im Dezember 2014 zur Welt kamen. „Er war so glücklich bei der Geburt der Kleinen, als ob er von innen erleuchtet würde. Er wurde ein anderer Mensch und das sah man an seinem Gesicht“, sagt seine Schwester Stéphanie zu dem Ereignis, auf das das Fürstentum lange gewartet hatte.

Die Kinder halten ihn auch jung, wie Albert im Gespräch mit dem „Figaro“gesteht. „In meinem Kopf bin ich zwischen 15 und 45 Jahre alt.“Dennoch will er seinen Geburtstag am heutigen Mittwoch mit einem Spektakel in der Kathedrale von Monaco feiern. Zusammen mit seiner Frau bringt er es dann auf 100 Jahre. Der Anlass für ein weiteres Fest in Monaco.

 ?? FOTO: DPA ??
FOTO: DPA
 ?? FOTOS: DPA ?? Fürst Albert II. von Monaco mit seiner Frau Fürstin Charlene und den Zwillingen Jacques und Gabriella: Die Geburt der beiden Kinder 2014 veränderte Albert positiv.
FOTOS: DPA Fürst Albert II. von Monaco mit seiner Frau Fürstin Charlene und den Zwillingen Jacques und Gabriella: Die Geburt der beiden Kinder 2014 veränderte Albert positiv.
 ??  ?? Als Bobfahrer nahm Albert fünfmal an den Olympische­n Spielen teil.
Als Bobfahrer nahm Albert fünfmal an den Olympische­n Spielen teil.

Newspapers in German

Newspapers from Germany