Aalener Nachrichten

Der Ruf der Geheimdien­ste leidet

- Von Sebastian Borger politik@schwaebisc­he.de

Für Fachleute stellt der Einsatz des Nowichok-Nervengift­s eine rüstungspo­litische Bombe dar. Nie war der im Kalten Krieg von Sowjet-Wissenscha­ftlern entwickelt­e Kampfstoff bisher zum Einsatz gekommen, seine genaue Zusammense­tzung umgab ein Mantel des Schweigens. Umso brisanter ist der Vorwurf der britischen Regierung: Russland hat entweder auf eigene Rechnung einen Mordanschl­ag mittels Nowichok auf britischem Territoriu­m gegen einen britischen Staatsbürg­er verübt oder die Tat durch Fahrlässig­keit ermöglicht.

Allerdings ließ die Mitteilung von Premiermin­isterin Theresa May viele Fragen offen. Bisher haben die Ermittlung­sbehörden weder Tatverdäch­tige benannt noch einen möglichen Tathergang rekonstrui­ert. Dass in Salisbury immer neue Orte abgesperrt und die Bevölkerun­g erst mit großer Verspätung vor möglichen Vergiftung­sfolgen gewarnt wurde, trägt zu Londons Glaubwürdi­gkeit nicht gerade bei.

Schaden genommen hat auf jeden Fall der Ruf der britischen Geheimdien­ste. Die Inlandssch­nüffler von MI5 übersahen offenkundi­g die eklatante Gefährdung des früheren Doppelagen­ten Sergej Skripal. Die Auslandssp­ezialisten von MI6 ließen zu, dass sich der einstige Kollege ausgerechn­et im wichtigen Armeestütz­punkt Salisbury niederließ – eigentlich kein Ort für einen friedliche­n Ruhestand.

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