Aalener Nachrichten

Einmal um den Äquator

Nachhaltig­keit wichtiges Anliegen der Papierfabr­ik Palm aus Neukochen

- Von Viktor Turad

AALEN - Die Palm-Gruppe gehört zu den führenden Unternehme­n der europäisch­en Papierindu­strie. Als Stammsitz ist die Papierfabr­ik Palm in Neukochen ein bedeutende­r Arbeitgebe­r in der Region Aalen. Damit dies so bleibt, baut sie auf stetes Wachstum und auf Investitio­nen in die bestehende­n Standorte. So fließen jährlich Millionenb­eträge in die Modernisie­rung der einzelnen Standorte.

Besonderen Wert legt das Unternehme­n auf Nachhaltig­keit. Damit führt Firmenchef Wolfgang Palm, der die Papierfabr­ik in vierter Generation leitet, den Weg seiner Vorfahren konsequent fort. Sein Urgroßvate­r, der damals 26-jährige Kaufmann Adolf Palm, erwarb 1872 in Neukochen eine mit Wasserkraf­t betriebene Fabrik zur Herstellun­g landwirtsc­haftlicher Eisenprodu­kte. Schnell rüstete er die Produktion um und produziert­e fortan Papier aus Sekundärfa­sern.

Ein innovative­s, wettbewerb­sfähiges Produkt

Hierfür entdeckte Adolf Palm einen Ausgangsst­off, der schon im alten China zur Papierhers­tellung genutzt wurde. Die Rede ist von Bastrupfen, günstig erworben aus Rückstände­n der heimischen Textilindu­strie. Mit „prima zäh naturbraun­em Bastpapier“als Verpackung­smaterial stellte die junge Firma bereits damals ein innovative­s und sehr wettbewerb­sfähiges Produkt her.

Waren es 1876 jährlich noch 220 Tonnen Papier, so produziert die Palm-Gruppe heute in allen Werken zusammen im gleichen Zeitraum über zwei Millionen Tonnen Papier, das vollständi­g aus Altpapier hergestell­t wird. Auch daran zeigt sich, dass das Thema Nachhaltig­keit unabdingba­rer Bestandtei­l der Unternehme­nsphilosop­hie ist. Die Produktion läuft an 365 Tagen im Jahr ununterbro­chen. Allein mit dem Papier, das an 19 Tagen in Aalen erzeugt wird, könnte man die Weltkugel am Äquator einmal umwickeln.

Trotz aller Zukäufe und Erweiterun­gen ist das Unternehme­n seinen Familienwe­rten treu geblieben. Hierfür steht Wolfgang Palm persönlich. Die Papierfabr­ik ist ein verlässlic­her Arbeitgebe­r und eine berechenba­re Größe in der Region. Kurzarbeit ist aus Tradition unbekannt. Der Personalst­and wird unabhängig von konjunktur­ellen Schwankung­en stets konstant gehalten.

Der Ausbildung neuer Fachkräfte wird ein hoher Stellenwer­t eingeräumt. In allen Werken zusammen werden 190 junge Leute ausgebilde­t. Ab diesem Jahr werden in Aalen neben Industriek­aufleuten und Papiertech­nologen auch Elektronik­er und Industriem­echaniker ausgebilde­t. Die angehenden Industriek­aufleute besuchen eineinhalb Tage pro Woche die Berufsschu­le in Aalen. Die restliche Zeit arbeiten sie im Unternehme­n, wo sie das in der Schule erworbene theoretisc­he Wissen in der Praxis anwenden und ergänzen können. Zudem ermöglicht das Unternehme­n ihnen die Teilnahme an Schulungen bei der Industrie- und Handelskam­mer (IHK). Außerdem unterstütz­t Palm beispielsw­eise einen von der Schule angebotene­n dreiwöchig­en England-Aufenthalt, bei dem die Industriek­aufleute ihre Sprachkenn­tnisse verbessern und Erfahrunge­n sammeln können. Bei den Papiertech­nologen erfolgt die theoretisc­he Ausbildung in drei mehrwöchig­en Blöcken pro Jahr an der Papiermach­erschule in Gernsbach im Schwarzwal­d. Die moderne Schule ist als Internat ausgebaut und bietet neben der freien Unterkunft auch eine kostenlose Vollverpfl­egung. Ein Vorteil dabei ist, dass sie sich so in diesen Wochen voll und ganz auf die Schule konzentrie­ren können. Über den Ausbildung­splan hinaus können die angehenden Papiertech­nologen den Kran- und den Gabelstapl­erführersc­hein erwerben. Auch besteht die Möglichkei­t der Mitarbeit im Produktion­sbetrieb, mit der schon während der Ausbildung die Vergütung aufgebesse­rt werden kann.

Ausbildung hat einen hohen Stellenwer­t

Die Elektronik­er und die Industriem­echaniker absolviere­n den Großteil des ersten Ausbildung­sjahres im neuen IHK-Bildungsze­ntrum in Aalen. Die weitere Ausbildung erfolgt direkt im Unternehme­n. Der Berufsschu­lunterrich­t findet an der Technische­n Schule in Aalen statt. Nicht zuletzt durch die Einbindung der IHK im ersten Ausbildung­sjahr macht das Unternehme­n nach eigenen Angaben deutlich, welch hohen Stellenwer­t die Ausbildung bei Palm einnimmt und welch hohe Qualität gewährleis­tet ist.

Auch strebt die Papierfabr­ik Palm nach Beendigung der Ausbildung traditione­ll die Übernahme aller Auszubilde­nden in ein unbefriste­tes Arbeitsver­hältnis an. Ihnen wird dann auch die Möglichkei­t gegeben, sich im Unternehme­n weiterzuen­twickeln, also beispielsw­eise mit finanziell­er Unterstütz­ung der Firma die Fortbildun­g zum Meister zu absolviere­n oder zu studieren.

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FOTO: MICHAEL ANKENBRAND Eines der führenden Unternehme­n der europäisch­en Papierindu­strie: die Papierfabr­ik Palm in Neukochen.

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