Eintauchen in die Bachwelt
Dieter-Ilg-Trio und Axel Schlosser geben bei den Jazz Lights ein eindrucksvolles Konzert
OBERKOCHEN - Im Saal ist es mucksmäuschenstill. Dieter Ilg schnauft hörbar durch auf der Bühne der CarlZeiss-Kulturkantine. „Ich muss immer tief durchatmen, wenn ich aus einer anderen Welt komme, aus der Basswelt“, sagt Ilg bei einer seiner kurzen Ansagen. Verständlich: Zum Höhepunkt der 28. Jazz Lights haben das Dieter-Ilg-Trio und später auch Axel Schlosser ihre Zuhörer in eine andere Welt entführt. „Classic meets Jazz“– in diesem Fall Bach.
Denn „B-A-C-H“, so heißt die aktuelle CD des Jazzbassisten Dieter Ilg, die er im ersten Teil des Abends vor fast ausverkauftem Saal gemeinsam mit Rainer Böhm am Flügel und Patrice Héral am Schlagzeug vorstellte. Was kann uns Bach heute noch sagen? Viel. Das wird dem Publikum spätestens dann klar, als Axel Schlosser mit seiner Trompete kurz vor Schluss „Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine“aus Bachs Johannes-Passion anstimmt. „Es ist für mich einer der schönsten musikalischen Momente, die es auf diesem Erdball gibt“, gesteht Schlosser. Und das Publikum stimmt ihm ausnahmslos zu.
Doch zurück zum Anfang. Ilgs Herangehensweise an Jazz und Bach gleichermaßen ist subtil und intelligent. „Bach sollte nicht Bach, sondern Meer heißen“, zitiert er auf seiner Homepage Ludwig van Beethoven. Was Beethoven zu dieser Aussage verleitet haben mag, das zeigt der erste Teil des Abends. Die Musiksprache des Thomaskantors lässt sich scheinbar mühelos in den Jazz übertragen. Für so profilierte Musiker wie Ilg, Böhm und Héral liefert Johann Sebastian Bach aus dem „Wohltemperierten Klavier“, aus der Siciliano-Sonate oder den Goldberg-Variationen Steilvorlagen für Improvisationen zuhauf. Stellen, so leise, dass der Ventilator der Bühnenbeleuchtung störend wirkt, aber auch Passagen, die Bach den Puder aus der Perücke geblasen hätten.
Brahms als Zugabe
Nach der Pause vervollständigte dann Axel Schlosser das Bühnenbild. Es war eine Premiere, denn das Dieter-Ilg-Trio und Schlosser standen erstmals gemeinsam auf der Bühne. Schlosser, seit 2002 Solotrompeter der hr-Bigband, stammt aus Oberkochen und wirkte bei seinem Heimspiel zunächst etwas gehemmt. Grundlos, denn seine Eigenkompositionen von der mittlerweile ausverkauften CD „Into the Mackerel Sky“fügten sich nahtlos ein in einen von starken Kompositionen geprägten Abend. Das extra für diesen Abend geschriebene „Downdraft“zum Beispiel. Aber Bachs „Ruht wohl“– siehe oben – bleibt dem Publikum wohl am eindrucksvollsten in Erinnerung.
Als Zugabe hatte das Quartett dann noch eine besonders schöne Version von Brahms' „Guten Abend, gut’ Nacht“vorbereitet. Und danach durfte dann auch nichts mehr kommen – außer Applaus natürlich.