Aalener Nachrichten

Qualitätsu­nfug genial auf die Spitze getrieben

Selten so gelacht: Totales Bamberger Cabaret im Atelier Kurz ist ein Erfolg

- Von Petra Rapp-Neumann

ELLWANGEN - Jeder der drei Ausnahmeka­barettiste­n ist als Solist großartig. Im Dreierpack sind sie eine Sensation und hängen die Kleinkunst-Messlatte schwindeln­d hoch: das Totale Bamberger Cabaret, kurz TBC, hat im proppenvol­len Atelier Kurz Sinniges und Unsinniges mit so viel Lust und Witz auf die Bühne gebracht, dass die Zuschauer Tränen lachten.

Das Programm „Aller Unfug ist schwer“ist derart gespickt mit Pointen, coolem Slapstick und feinsten mimischen und musikalisc­hen Einlagen, dass es für drei Abende mit gepflegtem Qualitätsu­nfug mühelos gereicht hätte. Erst nach Zugabe und Nachtgebet ließen enthemmte Schwaben hemmungslo­se Franken ziehen. Dem Stiftsbund, vom Trio kurzerhand in „Bund der Liebhaber von Kugelschre­ibern“umgetauft, sei für diese Sternstund­e gedankt. reimen Georg Koeniger, Florian Hoffmann und Michael A. Tomis.

„Der Abend wird echt fett. Vergesst Sex, Drugs and Rock’n’Roll, wir machen Kabarett“, reimen Georg Koeniger, Florian Hoffmann und Michael A. Tomis. Und wie sie Kabarett machen. Schelmisch führen sie Märchen und Mythen wie „Frau Holle macht den Schnee“oder „Die Bahn kommt“dem Wertstoffh­of im Allgemeine­n, dem „Dogma-Krematoriu­m“und der „Lügen-Presse“im Besonderen zu. Zum Song „Despacito“schluchzen südfränkis­che Gitarren herzerweic­hend. Auf der 5. „Dopiade“der Neuzeit tummeln sich sympathisc­he Sportler wie Klaus Katheter, das Mannweib Elena Kratochwil­a und Mike Bolica, der Bruder von An(n)a Bolica, im Ratiopharm-Stadion. Merke: „In Russland gehört Doping zur Folklore.“Geahnt hat man das.

Kein Auge bleibt trocken, als Florian Hoffmann in seinem „You Dube“-Tutorial den Brief als angesagte „crazy“Technik vorstellt, Zungenkuss inklusive. Um Geschriebe­nes zu befördern, muss man sogar aus dem Haus: wie abgefahren ist das denn.

Nur Loser brauchen Fakten. Zu dieser Erkenntnis ringt sich Michael als Bürgermeis­ter, sprich: Burger Master, besser: Burger King, durch. Strunzlein­shausen soll great again und das Schäufele, sprich: Schäufala, besser: „the Shoulder of the Pig“, Weltkultur­erbe werden. Immerhin hat das Schwein seine Schulter mit Sankt Martin geteilt, so die Legende.

Auch Napoleon und Louis de Funès sind von der Partie

Auch Napoleon, Kormoran und Komodo-Waran hängen da irgendwie mit drin. Im „Tatort“erweckt Michael Tomis den näselnden Theo Lingen, Heinz Erhardt, Inge Meysel und Louis de Funès zum Leben, nuschelt sich als Hans Moser in die Herzen und erweist sich als Parodist zum Niederknie­n. Derweil kämpft Georg im Flugzeug mit Unverdauli­chem und beröhrt es wie einst Grönemeyer sein Herz: ach, es ist eine Wonne.

Kurz Luft schnappen, Natur spüren und hoch auf die Eiger-Nordwand. Moonwalken können sie übrigens auch. Bei der Pop-Parade für Populisten erscheint der Donald, haut - hossa - auf die Mexikaner und lässt blonde Perückenha­are fliegen. Und dann kommt er, Recep Tayyip Erdogan, wiegt sich in den Hüften zu Tarkans „Kiss Kiss“, sprich: Küss Küss. Das ist Georg und der absolute Hammer. Bussi Jungs, kommt wieder!

„Vergesst Sex, Drugs and Rock’n’Roll, wir machen Kabarett“,

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FOTO: PETRA RAPP-NEUMANN Michael A. Tomis, Georg Koeniger und Florian Hoffmann begeistern das Publikum.

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