„Aufstehen gegen Rassismus“
Mehrere hundert Demonstranten protestieren am Rande des Landesparteitages der AfD in Heidenheim
HEIDENHEIM (an) - So mancher Besucher des Heidenheimer Wochenmarktes hat am Samstag seinen Einkauf unterbrochen und ist am Straßenrand stehen geblieben. Flankiert von Polizisten zogen mehrere hundert Demonstranten durch die Innenstadt. Ihr Ziel: Das CongressZentrum, wo die AfD ihren Landesparteitag abgehalten hat.
Unter dem Motto „Aufstehen gegen Rassismus“hatten der Deutsche Gewerkschaftsbund und etwa 30 Organisationen und Parteien zu einer Demo und anschließender Kundgebung aufgerufen.
„Es ist gut, dass sie alle gekommen sind. Und es ist gut, dass wir zusammenstehen“, sagte Gabriele FrenzerWolf, stellvertretende Landesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Baden-Württemberg bei der Kundgebung. Die Grenze dessen was tragbar sei, verschiebe sich immer weiter nach rechts, so FrenzerWolf weiter. Die AfD hetze nicht nur gegen Flüchtlinge, sondern auch gegen Feminismus und angeblichen Genderwahn.
Christa Miola und Anna-Maria Filipovic sind am Samstag zusammen auf den Heidenheimer Schloßberg gekommen. Sie sind bei den Grünen engagiert, „aber als Bürgerinnen zur Kundgebung gekommen“, sagt Miola. Zunächst waren sie unentschlossen, ob es richtig sei, sich an der Demo zu beteiligen. Denn durch eine solche Veranstaltung würde man der AfD ja auch eine Plattform bieten. „Jetzt wollen wir aber ein Zeichen gegen die AfD setzen. Das, was die wollen, wollen wir nicht. Es ist wichtig, hier zu sein, damit die Redner ein Publikum haben“, sagt Christa Miola. Besonders freut sie sich, dass Menschen aus ganz unterschiedlichen Generationen gekommen sind.
Zur jungen Generation gehören Niels Maier und Feraf Dawod. Sie sind 16 und 18 Jahre alt und lehnen die Politik der AfD entschieden ab. „Wir sind gegen alles, wofür die AfD steht, Rassismus und Antisemitismus,“sagt Feraf Dawod.
Veranstaltung verlief nahezu ungestört
Kerstin Pätzold, DGB-Gewerkschaftssekretärin, freut sich, dass die Veranstaltung so großen Anklang gefunden hat. Sie hätte mit etwa 200 Teilnehmern gerechnet, gekommen seien 800 bis 1000, sagt die Organisatorin.
Im Vorfeld der Veranstaltung war es nach Einschätzung der Polizei nicht auszuschließen, dass gewaltbereite Demonstranten versuchen, die Versammlung für ihre Zwecke zu nutzen. Deshalb waren mehr als hundert Beamte im Einsatz. So verliefen sowohl die Demonstration, als auch die Kundgebung und die Veranstaltung im Congress Centrum nahezu ungestört. Auf kritische Situationen habe man schon im Entstehen entschlossen reagiert, teilte die Polizei mit.
Auf dem Weg zum CongressZentrum mussten die Beamten den Demo-Zug kurz anhalten. Der Grund: Mehrere Demonstranten hatten ihre Transparente verknotet, was gegen die Auflagen des Veranstalters verstieß. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass hinter verknoteten Transparenten oft Straftaten vorbereitet werden“, erklärt Polizeisprecher Wolfgang Jürgens den „Aalener Nachrichten“. Deshalb hätten es sich die Veranstalter zur Auflage gemacht, das zu verbieten. Nach einem kurzen Stopp konnte der Zug aber fortgesetzt werden.
Polizei nimmt 23-jährigen Demonstrant fest
Einen Mann nahm die Polizei vorübergehend fest. Der 23-Jährige aus Ulm soll während der Demonstration in der Menschenmenge eine Nebelkerze, eine so genannte Rauchbombe, gezündet haben. Deshalb erwartet ihn jetzt eine Anzeige.
Schon in der Nacht zuvor hatten Unbekannte in Schnaitheim die Fassade eines Hauses mit Farbe beschmiert und auf einem Auto mit Lack politische Parolen hinterlassen. Die Kriminalpolizei ermittelt. Sie schätzt den Sachschaden auf rund 5000 Euro.