817 glückliche Zuhörer jubeln
Stehende Ovationen für das Heeresmusikkorps Ulm in der Rundsporthalle
ELLWANGEN - „Es ist uns eine große Freude, in unserer Geburtsstadt Ellwangen für Sie spielen zu dürfen.“Das hat Oberstleutnant Matthias Prock gesagt. Er ist Dirigent des Heeresmusikkorps Ulm, das in der Rundsporthalle aufgetreten ist und 817 Zuhörerinnen und Zuhörer glücklich gemacht hat.
„Hava Nagila“, lasst uns glücklich sein, traf als Motto des Benefizkonzerts ins Schwarze. „Ein Kreis schließt sich“, sagte Schirmherr Oberbürgermeister Karl Hilsenbek. 1956 wurde das Musikkorps in Ellwangen aufgestellt. Seit damals seien die Wohltätigkeitskonzerte aus dem Leben der Stadt nicht wegzudenken.
Sophie Gruber aus Ellwangen spielt im Ensemble mit
Mit einer Unterbrechung. 2014 traten die Ulmer zum letzten Mal in Ellwangen auf. Die junge Soldatin und Klarinettistin Sophie Gruber hat sie zurückgeholt. Ihr Heimatverein ist der Musikverein Rindelbach, der mit Unterstützung der Stadt das Konzertereignis perfekt organisiert hat. Mit Reinhold Schmid war ein Ellwanger im Publikum, der in den Anfangsjahren im Heeresmusikkorps musizierte. So schließt sich der Kreis.
„Sophie Gruber hat ihre Kollegen überzeugt, dass Ellwangen schön und das Publikum super ist“, freute sich der OB. „Musik verbindet Völker“, ergänzte der CDU-Landtagsabgeordnete Winfried Mack, mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Roderich Kiesewetter ebenfalls Schirmherr.
Im Mittelpunkt standen jüdische Komponisten und jüdische Musik. Aaron Coplands „Fanfare for the Common Man“war ein mitreißender Auftakt. Es folgte MendelssohnBartholdys Ouvertüre für Harmoniemusik, ein zartes Nocturno für zehn Blasinstrumente. Als Hommage an Leonard Bernstein begeisterten die Ulmer mit vier Tänzen aus dem legendären Musical „West Side Story.“
Mit Adam Gorbs „Yiddish Dances“öffnete sich ein wunderbar klingendes „Gefäß voller Melodien.“Das ist die wörtliche Übersetzung der aus dem aschkenasischen Judentum stammenden Volksmusik Klezmer, wie Stabsfeldwebel Thomas Schütte erläuterte. Der Flötist ist ein Kenner der jiddischen Sprache und trug zur allgemeinen Freude Strophen des jiddischen Gedichts „Margaritkelech“ vor – nicht alle 27, aber genug, um dem Klang der bis heute lebendigen Sprache nachzuspüren.
Charming Frankie, Stabsfeldwebel Frank Gutewort, tanzte, sang und spielte sich mit Frack, Chapeau Claque und Otto Reutters Couplet „Alles weg’n de Leut“und dem Swingtitel „Bei mir bistu shein“in die Herzen. Ob nun „Wiener Praterleben“oder „Berliner Sportpalastwalzer“, die Zuhörer pfiffen die vier gleichen Töne des Walzers, die Reinhold „die Krücke“Habisch unsterblich gemacht hat, begeistert mit. Komponist Siegfried Translateur wurde 1944 in Theresienstadt ermordet. Mit Highlights aus Marvin Hamlischs „A Chorus Line“und einem Militärmarsch nach Motiven von Meyerbeers Oper „Die Hugenotten“endete nach Zugaben und Nationalhymne ein großartiger, bewegender Abend mit stehenden Ovationen. L’Chaim – Auf das Leben.
Der Erlös des Abends kommt musikalischer Nachwuchsförderung und der Bürgerstiftung zugute.