Jeder zehnte Polizeianwärter gibt auf
Gewerkschaft: Südwesten verfehlt Ziel bei Neueinstellungen – Strobl weist Vorwurf zurück
STUTTGART (dpa) - Jeder zehnte Polizeianwärter in Baden-Württemberg bricht laut Gewerkschaftsschätzung die Ausbildung ab. Die grün-schwarze Landesregierung werde das Ziel der geplanten Neueinstellungen in der Polizei nicht erreichen, sagt die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) voraus. Dafür seien die zusätzlichen Abgänge zu hoch und die Maßnahmen für eine qualitativ hochwertige Ausbildung unzureichend und falsch, erläuterte der DPolG-Landesvorsitzende Ralf Kusterer am Montag in Stuttgart. Als schlimm bezeichnete Kusterer die Situation in der Ausbildung der geplanten 900 Polizeivollzugsbeamten. „Bis zum März wurde noch kein zusätzlicher Auszubildender eingestellt. Und noch schlimmer, es verlassen uns viel zu viele Auszubildende wieder.“Dem widersprach Innenminister Thomas Strobl (CDU) vehement. Es laufe die größte Einstellungsoffensive in der Geschichte der Landespolizei.
Die Zahl derer, die die Polizei in der Ausbildung wieder verlassen, schätzt die DPolG auf rund zehn Prozent. „Nach Schätzungen haben alleine im vergangenen Jahr rund 150 Beamte in Ausbildung uns wieder verlassen. Das wären sogar mehr als zehn Prozent“, erklärte die Gewerkschaft. Dies werde sich so fortsetzen.
Laut Strobl ist der Polizeiberuf nach wie vor attraktiv und es gebe keine Nachwuchssorgen. Die Hochschule für Polizei blicke bei den Studienbeginnern auf Rekordzahlen. „Andere Meldungen sind schlicht falsch.“
Die Landtags-FDP sieht sich bestätigt. Es sei klar gewesen, dass die von der FDP angestrebte Zahl 1000 realistisch gewesen sei – und die 1500 aus dem Koalitionsvertrag „reiner Wahlbetrug“. Besonders verwerflich sei, dass Strobl ständig Erfolgsmeldungen verbreite und nichts tue, um die Ausbildung zu verbessern.
Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Andreas Schwarz, sagte: „Den unverantwortlichen Stellenabbau der FDP in der Vorgängerregierung haben wir gestoppt. Bei der Polizei zu arbeiten ist ein beliebtes Berufsziel: Für das laufende Ausbildungsjahr liegen doppelt so viele Bewerbungen wie verfügbare Plätze vor.“
Insgesamt 3600 Auszubildende sollen in diesem und im nächsten Jahr ihren Polizeidienst beginnen. Bekannt ist schon, dass es massiv an Ausbildern fehlt.