Zahl abgebrochener Lehren hoch wie nie
Mehr als 140 000 Azubis beenden Ausbildung ohne Abschluss – Quoten im Süden sinken
RAVENSBURG - Die Quote der Lehrlinge, die ihre Ausbildung vorzeitig abbrechen, ist so hoch wie seit Anfang der 1990er-Jahre nicht mehr. Sie stieg laut dem Entwurf des Berufsbildungsberichts 2018, der der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt, auf 25,8 Prozent. Die Zahl stammt aus dem Jahr 2016. Demnach wurden bundesweit 146 376 Lehrverträge vorzeitig gelöst. Die Auszubildenden, die eine Lehre als Fachkraft für Schutz und Sicherheit absolvieren, beenden ihre Ausbildung am häufigsten ohne Abschluss – gefolgt von Restaurantfachleuten, Köchen, Fachkräften im Gastgewerbe und Hotelfachleuten.
Im Gegensatz zu den bundesweiten Zahlen hat sich die Situation im Süden in den vergangenen drei Jahren leicht verbessert. Sowohl im Bereich der Handwerkskammern Ulm und Konstanz als auch der Industrieund Handelskammer BodenseeOberschwaben sind die Quoten für die abgebrochenen Lehrverträge zuletzt leicht zurückgegangen. Trotz des positiven Trends „müssen wir viel Energie darauf verwenden, die Zahlen weiter zu senken“, erklärt Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm. Die Gründe für die Abbrüche seien mannigfaltig – vor allem fehle es an einer fundierten Berufsorientierung. „Je besser Bewerber die Berufsinhalte und Betriebe kennen, desto mehr gehen die Abbruchquoten gegen null.“
Die Forderung nach einem Mindestlohn für Auszubildende, um die berufliche Ausbildung attraktiver zu machen, lehnt Mehlich ab. „Der Staat soll die Finger davon lassen, einen gesetzlichen Mindestlohn zu verordnen, das ist Sache der Tarifparteien“, sagt der Handwerksvertreter.
Auch Peter Jany, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben, ist gegen den Mindestlohn. „Ob ein Lehre beendet wird, ist eine Frage der beruflichen Orientierung und nicht eine der Ausbildungsvergütung“, sagt Jany, der vor allem die Betriebe selbst gefordert sieht. „Wir müssen den jungen Leuten erklären, was sie bei uns erwartet.“