Aalener Nachrichten

„Viele verbinden den Islam mit Terror“

Muslimisch­e Gemeinde will Vorurteile in Aalen abbauen und mit Menschen ins Gespräch kommen

- Stand

AALEN (mia) - Nebeneinan­der her leben ist noch lange kein harmonisch­es Miteinande­r – die muslimisch­e Gemeinde IGMG Fatih Moschee Aalen will Vorurteile gegen den Islam abbauen und in der Innenstadt einen Informatio­nsstand zur Marktzeit anbieten. Seren Yilmaz, Vorstandsm­itglied der muslimisch­en Gemeinde, hat den Stand mit organisier­t und beantworte­t vorab einige Fragen.

Warum wollen Sie die Menschen gerade jetzt ansprechen?

Es gibt viele Vorurteile gegen Muslime, das haben die Erfahrunge­n der letzten drei Jahre gezeigt. Oft werden Moscheen angegriffe­n. Wir wollen jetzt persönlich­en Kontakt aufnehmen und den Menschen Gelegenhei­t geben, direkt nachzufrag­en. Außerdem wollen wir sie einladen, sich selbst ein Bild von der Moschee zu machen.

Gibt es Vorurteile, die sich besonders hartnäckig halten?

Eine der top fünf Fragen handelt immer vom Terror. Viele verbinden den Islam mit Terror. Menschen fragen, ob wir das in den Gemeinden anstiften. Das tun wir natürlich nicht. Wir lehren den Koran und arbeiten oft mit deutschen Gemeinden zusammen. Oft geht es auch um Frauen, warum wir das Kopftuch tragen. Es sind eigentlich relativ simple Fragen.

Woher rührt Ihrer Meinung nach dieses Bild vom Islam?

Die Menschen hören oft nur über die Medien vom Islam. Daher wird er oft mit Negativ-Schlagzeil­en in Verbindung gebracht. Anstatt dass sie persönlich mit Muslimen in Kontakt treten.

Fühlen Sie sich in Aalen akzeptiert?

Ja. Wenn ich aber aus meiner Nachbarsch­aft heraus komme – ich gehe zum Beispiel gerne am Greut spazieren – habe ich manchmal noch den Eindruck, dass mich Passanten etwas skeptisch anschauen. Ich empfinde das so, dass die Menschen sich denken: Was versteckt die unter ihrem Mantel? Ein lustiges Beispiel war auch, als wir mit 15 Jugendlich­en bei der Samariters­tiftung waren. Dort war man ganz erstaunt darüber, dass alle Deutsch können – obwohl die Jugendlich­en hier aufgewachs­en sind. Es ist oft ein Bild von vor 60 Jahren, das die Mitmensche­n von unserer türkischen Gemeinde haben.

Wie gehen Sie mit solchen Situatione­n um?

Früher hat mich das gestört – dass ich als private Muslima so beäugt werde. Mittlerwei­le finde ich das aber gar nicht mehr schlimm, als Vorstandsm­itglied spornen mich solche Situatione­n aber einfach an, dass ich bessere Aufklärung­sarbeit leiste. Wie zum Beispiel mit diesem Stand auf dem Wochenmark­t am Samstag.

Was genau wird dort angeboten?

Es ist ein Ministand. Wir verteilen Rosen und türkische Leckereien an Passanten und sprechen sie einfach an. Wenn sie eine Frage haben, ist das super. Dann können wir direkt darauf antworten. Ansonsten laden wir sie einfach in die Gemeinde ein und verteilen Flyer, auf denen zum Sommerfest und Fastenbrec­hen eingeladen wird. Der der muslimisch­en Gemeinde ist am Samstag, 7. April, von 10 bis 12 Uhr an der Reichsstäd­ter Straße am Karussel.

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FOTO: EVA-MARIE MIHAI Seren Yilmaz fühlt sich manchmal noch etwas skeptisch betrachtet in Aalen – dagegen will sie vorgehen.

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