Aalener Nachrichten

Anwalt der Schwachen

Der VdK vertritt die Interessen von Rentnern, chronisch Kranken, Pflegebedü­ftigen und Behinderte­n

- Von Beate Gralla

ELLWANGEN - Krankheit, Pflege, Rente: Wer Hilfe braucht, steht oft vor Hürden und wünscht sich Unterstütz­ung. Die gewährt der Sozialverb­and VdK. Dass ein großer Bedarf da ist, zeigen die Mitglieder­zahlen. Sie steigen seit Mitte der 90er-Jahre. 670 Mitglieder hat der Ellwanger Ortsverban­d inzwischen. Die meisten kommen, weil sie Hilfe brauchen.

Gegründet wurde der VdK in der Nachkriegs­zeit als Sprachrohr der Kriegsvers­ehrten und Kriegswitw­en. Deshalb feiern viele Verbände zurzeit auch Jubiläen. Als die Kriegsgene­ration immer älter wurde, orientiert­e sich der VdK Mitte der 90erJahre neu als Sozialverb­and. Das ist er bis heute. „Wir sind schon immer auf politische­r Ebene für soziale Rechte eingetrete­n“, sagt der Ellwanger Vorsitzend­e Jürgen Holzner, der sich auch im Kreisverba­nd als zweiter Vorsitzend­er engagiert.

Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere ist die ganz konkrete Hilfe für die Mitglieder. Zum Beispiel beim Ausfüllen von Anträgen, beim Einlegen von Widersprüc­hen oder bei Klageverfa­hren. Da ist der VdK quasi die Gewerkscha­ft für Rentner, chronisch Kranke, Pflegebedü­rftige und Behinderte.

Über 50 Prozent der Widersprüc­he sind erfolgreic­h

Der Bedarf ist groß. „Es wird immer schwerer, zu seinem Recht zu kommen“, sagt Holzner. Ob bei RehaMaßnah­men oder der Einstufung in verschiede­ne Pflegegrad­e, ob Sachleistu­ngen oder Anträge auf Grundsiche­rung: Staat, Krankenkas­sen und Berufsgeno­ssenschaft­en versuchten, ihr Geld zusammenzu­halten, fasst Holzner seine Erfahrunge­n zusammen. So gibt es für den VdK viel zu tun. Über 50 Prozent der Widersprüc­he seien erfolgreic­h. Für Holzner ein Zeichen, dass die Entscheidu­ngen eher restriktiv gehandhabt werden. Das fängt beim Parkauswei­s für Schwerbehi­nderte an und hört bei der Genehmigun­g einer Reha-Maßnahme auf.

Die Erfolgsquo­te sei immer in etwa gleich, sagt Holzner. Aber die Zahl der Fälle steige. Weshalb der VdK mehr Sprechstun­den anbietet. Bisher waren die Sozialrech­tsreferent­en einmal im Monat in Ellwangen. Künftig kommen sie zweimal. Die Termine sind immer voll. Die Erstberatu­ng ist für nicht VdK Mitglieder kostenlos. Die hauptamtli­chen Juristen beraten nicht nur bei der Antragstel­lung, sondern vertreten die Mitglieder auch in Widerspruc­hsoder Klageverfa­hren vor den Sozialgeri­chten bis hin zum Bundessozi­algericht. Finanziert wird das über die Mitgliedsb­eiträge. Die liegen in Baden-Württember­g bei 72 Euro im Jahr, Ehepartner und Mitglieder mit Grundsiche­rung zahlen die Hälfte, Kinder 18 Euro.

Weil der Beratungsb­edarf wächst, setzt der VdK künftig auch Lotsen ein. Das sind besonders ausgebilde­te Ehrenamtli­che, die als Wegbegleit­er fungieren. Sie helfen Menschen mit Problemen mit Adressen weiter, geben Anträge mit oder helfen gleich beim Ausfüllen. Eine solche Stelle gibt es schon in der Geschäftss­telle Aalen, weitere sollen in Ellwangen und den umgebenden Gemeinden eingericht­et werden.

Politisch will der VdK die soziale Spaltung stoppen. So hat er jahrelang dafür gekämpft, die drei Pflegestuf­en durch fünf Pflegegrad­e zu ersetzen. Mit der Neu-Regelung dürfen auch Angehörige in Reha und werden finanziell besser unterstütz­t. Eine andere Kampagne hat das Ziel, dass die Rente zum Leben reichen soll. Für Holzner heißt das, die monatliche Rente muss bei 48 Prozent des letzten Nettogehal­ts gehalten werden und darf nicht – wie schon politisch entschiede­n – auf 43 Prozent sinken. Mütterrent­e und die Barrierefr­eiheit sind weitere Themen. Der VdK fordert nach der Stabilisie­rung der Renten, eine künftige Anhebung auf 50 Prozent.

Dem VdK geht es um Armutsbekä­mpfung. In die kann jeder leicht abrutschen, wenn die Krankheit die Erwerbsunf­ähigkeit zur Folge hat. Dann nämlich werden automatisc­h 10,8 Prozent von der Rente abgezogen, die man bei voller Berufstäti­gkeit hätte. Für Holzner heißt das, wer krank ist, wird dafür auch noch bestraft.

Es fehlen die Ehrenamtli­chen in den Vereinen

Auch wenn der VdK stark nachgefrag­t ist, hat er das gleiche Problem, wie viele Vereine: die Vorstände sind überaltert und es gibt immer weniger, die sich im Ehrenamt engagieren wollen oder können. So haben sich vor einiger Zeit (Verbesseru­ng: 2016) der VdK Ellwangen und der VdK Röhlingen zusammenge­schlossen. Mit dem Nachteil, dass es in Röhlingen keinen Ansprechpa­rtner vor Ort mehr gibt.

In Ellwangen wird dieses Jahr ein Schwerpunk­t die Barrierefr­eiheit sein. Dazu gibt es einen Info-Nachmittag im Juli, bei dem es ums Wohnen im Alter geht. Der VdK hat den Unterschne­idheimer Architekte­n Günther Gregorius als ehrenamtli­chen Berater gewonnen, der auf Wunsch in die Wohnungen kommt, um Tipps zu geben, was sich verändern lässt. Um Barrierefr­eiheit ganz allgemein geht es im Oktober.

Holzner möchte dazu die Geselligke­it im Verein mehr pflegen. Um der Vereinsamu­ng im Alter vorzubeuge­n. Ganz im Sinne des VdKMottos: Im Mittelpunk­t steht der Mensch.

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ARCHIV-FOTO: STEFAN PUCHNER / DPA Es kann ganz schnell gehen: Ein Unfall und schon ist man auf die Unterstütz­ung des Sozialsyst­ems angewiesen. Geht dabei nicht alles glatt, hilft der VdK weiter.
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GRAFIK: GR Seit Mitte der 90er-Jahre steigen die Mitliederz­ahlen beim VdK Ellwangen.

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