Wo selber spachteln sich auszahlt
Wände und Böden in Eigenleistung zu fliesen, kann Kosten sparen – Allerdings setzt es versierte Heimwerker voraus
KÖLN/BERLIN (dpa) - Fliesen sind beliebt, weil sie pflegeleicht und robust sind. Wer sie selbst verlegen will, sollte ein versierter Heimwerker sein oder vorher einen Kurs besuchen. Denn der Teufel steckt beim Fliesen im Detail: „Ein absolut glatter Untergrund, passender Kleber und Spachtelmasse sowie ein harmonisches Fugenbild – das sind die Schlüssel für ein schönes Ergebnis“, sagt Robert Raschke-Kremer, Trainer an der DIY Academy in Köln.
An welchen Fliesenbelag kann ich mich am besten wagen?
Im Wohnbereich, aber auch zunehmend in Küche und Sanitärräumen, sind großformatige Fliesen beliebt, weil sie durch den geringen Fugenanteil homogene Flächen bilden. Doch gerade sie sind schwierig zu handhaben: „Der Boden muss dafür absolut eben sein, sonst gibt es Kantenüberstände“, erklärt RaschkeKremer. Es gilt: Je größer, desto schwieriger. Aber kleinere Fliesen in Bad oder Küche sind etwas, woran sich Bauherren gerne wagen, berichtet Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren in Berlin. Durch die Eigenleistung wollen sie Kosten sparen. „Wer so etwas in Angriff nimmt, sollte bedenken, dass er deutlich mehr Zeit einplanen muss als der Fachmann. Das kann das Zusammenspiel der Gewerke beeinträchtigen und den Bauablauf verzögern.“Und der Verschnitt ist bei Laien meist größer als beim erfahrenen Fliesenleger.
Was ist meine erste Aufgabe?
Zunächst muss der Untergrund mit einer Ausgleichsmasse aufgespachtelt werden. Eine plane Fläche ist nötig bei Innenraumfliesen, die in der Regel im Dünnbettverfahren auf den Untergrund kommen. „Das sollte unbedingt mit einer Wasserwaage oder einer Richtschiene kontrolliert werden“, betont Raschke-Kremer.
Wo beginnt man beim Fliesenlegen?
Grundsätzlich beginnt man mit dem Verlegen in der Mitte der Wand oder des Bodens. Zusätzlich wird mittig eine Linie von oben nach unten gezogen. Dazu markiert eine waagerech- te Linie den Beginn der ersten Fliesenreihe. „Man arbeitet von der Mitte aus zuerst auf einer Seite von oben nach unten, dann ist die andere Seite dran“, erklärt Raschke-Kremer. Sein Tipp: Auf Symmetrie und einen harmonischen Gesamteindruck achten. „Wichtig ist, dass an den Ecken und Rändern keine kleinen Fliesenschnitte eingesetzt werden, das wirkt unruhig.“Am Rande sollten Stücke von mindestens halber Fliesenbreite liegen.
Welcher Kleber eignet sich?
Leider steht auf der Verpackung der Fliesen nicht, welcher Kleber sich für sie eignet. „Das richtet sich nach der Beschaffenheit des Untergrunds, dem Material und dem Einsatzbereich der Fliese“, fasst Raschke-Kremer zusammen. „Je dichter der Feinstein, desto höher muss der Kunststoffanteil im Kleber sein.“Das wäre dann ein Flexkleber, der sich auch für Beläge eignet, die thermischen Schwankungen etwa am Boden unter Panoramafenstern mit starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Sonst reißt der Kleber irgendwann, und die Fliesen werden locker. „Bei sehr großen Temperaturunterschieden müssen sogar Entkopplungsbahnen zwischen Untergrund und Fliese eingebracht werden“, sagt RaschkeKremer .
Ist der Kleber auch fürs Badezimmer gut?
Für Fliesen auf Estrich im Bad muss man die Art des Estrichs kennen. „Denn je nach Bindemittel – Zement oder Anhydrit – und Fußbodenheizung – ja oder nein – muss ein passender Kleber ausgesucht werden“, erklärt Udo Schumacher-Ritz vom Verein zur Qualitäts-Controlle am Bau. Im Neubau wird meist Zementund Anhydritestrich verwendet, bei Renovierungen benutzt man gerne Trockenbauplatten. „Wichtig ist, dass der Estrich nicht zu feucht ist, wenn die Fliesen darauf verlegt werden.“ Anschließend braucht der Kleber genügend Zeit, um zu trocknen und auszuhärten. „Das kann durchaus ein bis zwei Tage dauern“, so Raschke-Kremer.
Welches Fugenmaterial sollte ich auswählen?
Die Fugen werden zum Abschluss mit einem Mörtel verschlossen, der zum Klebersystem passt. Bei einem flexiblen Kleber braucht man auch eine flexible Fuge, damit die gewünschte Funktion erhalten bleibt. Werden falscher Kleber oder Füllmaterial verwendet, kann es passieren, dass sich später Risse in der Fuge bilden. „Ganz wichtig ist, die Übergänge zwischen Boden und Wand mit Silikonfugen schalltechnisch entkoppelt auszuführen“, sagt RaschkeKremer. „Im Bad ist ein Abdichtungssystem im Spritzwasserbereich notwendig. Das bietet an bestimmten Flächen, an der Wanne oder in der Dusche, zusätzlichen Schutz gegen Feuchtigkeit“, erklärt Schumacher-Ritz. Beim Fliesen bodentiefer Duschen muss auch der Boden extra gegen Feuchtigkeit isoliert werden. In Nasszellen brauchen die inneren Ränder zwischen Wand und Boden ein Dichtungsband. Und die Übergänge der Rohre für Kalt- und Warmwasser erhalten Manschetten. Mangelnde Abdichtung kann zu schweren Schäden führen. „Von der Wand fallende Fliesen sind dabei noch das geringste Übel“, erklärt Schumacher-Ritz. „Dringt die Feuchtigkeit dauerhaft und tiefer ein, kann sogar das Bauwerk in Mitleidenschaft gezogen werden.“