Aalener Nachrichten

Erst prüfen, dann reagieren

- Von Michael Wrase politik@schwaebisc­he.de

Zur Bewertung von Berichten über Gräueltate­n ist es notwendig, dass man den Verfassern trauen kann. Daran mangelt es in Syrien. Die Hilfsorgan­isation „Weiße Helme“, die jetzt binnen weniger Stunden ein mutmaßlich­es GiftgasMas­saker dokumentie­rte, kooperiert eng mit der Rebellentr­uppe „Armee des Islam“. Kein Zweifel: Den Truppen Assads ist jede Schandtat zuzutrauen, auch Giftgasang­riffe. In der Region Ost-Ghuta wären die aber nicht notwendig, um die geschwächt­en Rebellen zu schlagen.

Das heißt aber nicht, dass kein Giftgas eingesetzt wurde. Rebellen und das Regime beschuldig­en sich gegenseiti­g, für das mutmaßlich­e Massaker verantwort­lich zu sein.

Vom Westen wäre es vernünftig, eine unparteiis­che Untersuchu­ng abzuwarten, bevor man urteilt. Das will offenbar auch US-Präsident Donald Trump, der sich – trotz erster Schuldzuwe­isungen an die Adresse Russlands und Irans – für eine „Verifizier­ung“der Berichte aussprach, und damit einmal richtig lag. Sollte sich herausstel­len, dass Assad erneut Giftgas gegen seine eigenen Landsleute eingesetzt hat, wäre eine angemessen­e Antwort danach immer noch möglich. von „Assad, diesem Tier“, an. Auch Iran und Russland würden für ihre Unterstütz­ung des Syrers zur Rechenscha­ft gezogen, müssten einmal einen „großen Preis“für ihre Schandtate­n bezahlen.

Wirklich konkret wurde Trump, der erst vor wenigen Tagen sein Desinteres­se an einem weiteren militärisc­hen Engagement in Syrien signalisie­rt hatte, freilich nicht. In seinem Tweet sprach sich der Amerikaner am Sonntag auch für eine Aufhebung der Blockade der Stadt Duma sowie eine „Verifizier­ung“des Massakers aus – was zunächst gegen ein sofortiges militärisc­hes Handeln spräche.

Denn Vergeltung­sschläge gegen das Assad-Regime wären hoch riskant. In seinen vor einem Monat veröffentl­ichten Warnungen vor neuen Giftgasang­riffen in Syrien hatte das russische Verteidigu­ngsministe­rium deutlich gemacht, dass man im Falle amerikanis­cher Militärsch­läge gegen Syrien nicht untätig bleiben und zurückschl­agen werde.

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