Erst prüfen, dann reagieren
Zur Bewertung von Berichten über Gräueltaten ist es notwendig, dass man den Verfassern trauen kann. Daran mangelt es in Syrien. Die Hilfsorganisation „Weiße Helme“, die jetzt binnen weniger Stunden ein mutmaßliches GiftgasMassaker dokumentierte, kooperiert eng mit der Rebellentruppe „Armee des Islam“. Kein Zweifel: Den Truppen Assads ist jede Schandtat zuzutrauen, auch Giftgasangriffe. In der Region Ost-Ghuta wären die aber nicht notwendig, um die geschwächten Rebellen zu schlagen.
Das heißt aber nicht, dass kein Giftgas eingesetzt wurde. Rebellen und das Regime beschuldigen sich gegenseitig, für das mutmaßliche Massaker verantwortlich zu sein.
Vom Westen wäre es vernünftig, eine unparteiische Untersuchung abzuwarten, bevor man urteilt. Das will offenbar auch US-Präsident Donald Trump, der sich – trotz erster Schuldzuweisungen an die Adresse Russlands und Irans – für eine „Verifizierung“der Berichte aussprach, und damit einmal richtig lag. Sollte sich herausstellen, dass Assad erneut Giftgas gegen seine eigenen Landsleute eingesetzt hat, wäre eine angemessene Antwort danach immer noch möglich. von „Assad, diesem Tier“, an. Auch Iran und Russland würden für ihre Unterstützung des Syrers zur Rechenschaft gezogen, müssten einmal einen „großen Preis“für ihre Schandtaten bezahlen.
Wirklich konkret wurde Trump, der erst vor wenigen Tagen sein Desinteresse an einem weiteren militärischen Engagement in Syrien signalisiert hatte, freilich nicht. In seinem Tweet sprach sich der Amerikaner am Sonntag auch für eine Aufhebung der Blockade der Stadt Duma sowie eine „Verifizierung“des Massakers aus – was zunächst gegen ein sofortiges militärisches Handeln spräche.
Denn Vergeltungsschläge gegen das Assad-Regime wären hoch riskant. In seinen vor einem Monat veröffentlichten Warnungen vor neuen Giftgasangriffen in Syrien hatte das russische Verteidigungsministerium deutlich gemacht, dass man im Falle amerikanischer Militärschläge gegen Syrien nicht untätig bleiben und zurückschlagen werde.