Vertrauensfrage
Christian Sewing hat eine schwere Aufgabe vor sich. Der designierte DeutscheBank-Chef muss das einst so stolze Geldhaus wieder auf Kurs bringen. Er muss zum einen das Vertrauen der Aktionäre zurückgewinnen. Das ist nicht nur wegen der drei Verlustjahre in Folge, sondern auch wegen der mangelnden Aussicht auf Besserung zerstört worden. Er muss zum anderen versuchen, die Streitereien innerhalb der Bank beizulegen. Und er muss alle, also Mitarbeiter, Kunden und Aktionäre, aber auch Aufsichtsratschef Paul Achleitner, überzeugen, dass die Deutsche Bank ihren Ehrgeiz, im Investmentbanking zu den Großen dieser Welt zu gehören, zurückstellen sollte.
Die Sparte wird wohl auch weiter zur Deutschen Bank gehören, denn ganz ohne das Kapitalmarktgeschäft kann sie ihr Geschäft, die Unternehmen zu begleiten, nicht erfüllen. Doch den „Zocker-Teil“des Geschäfts, der ihr so viel Unheil eingebracht hat, den sollte sie eindampfen. Dazu gehört eine neue Demut, eine Ausrichtung auf den Kunden, die tatsächlich gelebt wird. Das ist eine große Herausforderung.
Doch Sewings großer Vorteil ist, dass er die Deutsche Bank gut kennt. Er dürfte unter den Mitarbeitern mehr Unterstützung finden als ein Chef von außen. Dennoch: Gerade die Investmentbanker werden sich wehren, wenn sie ihre Pfründe verlieren. Wenn Sewing sich da durchsetzt, kann er die Deutsche Bank wieder groß machen. Seine Wahl ist eine gute Wahl – aber auch eine schwere Bürde für einen mit 47 Jahren relativ jungen Manager. kommen erfolgreiche Onlinebanken wie die ING-Diba oder die DKB. Bei der Finanzierung von Firmen machen überdies zahlreiche ausländische Banken den Frankfurtern das Leben schwer.
Einen weitgehenden Abschied vom Kapitalmarktgeschäft dürfte es aber unter einem Vorstandschef Christian Sewing ohnehin nicht geben. Dafür dürfte schon Aufsichtsratschef Achleitner sorgen: Der ehemalige Goldman-Sachs-Banker will zur Hauptversammlung im Mai gleich zwei namhafte Investmentbanker neu ins Kontrollgremium holen – John Thain, der letzte Chef der WallStreet-Bank Merrill Lynch, und Mayree Clark, die lange Jahre beim WallStreet-Haus Morgan Stanley gearbeitet hat.