Aalener Nachrichten

Handwerker warten auf den Breitbanda­usbau

Schlechtes Internet: Vor allem Betriebe im ländlichen Raum sind betroffen

- Von Eva-Marie Mihai

AALEN - Wenn sich eine Homepage nicht in Sekundensc­hnelle aufbaut, ist das für Privatnutz­er nervenaufr­eibend. Für Betriebe ist es mehr als das: Gutes Internet bedeutet gute Vernetzung mit anderen und wird immer wichtiger. Das Land und die Kommunen kümmern sich um den Breitbanda­usbau – auf den mancher Gewerbetre­ibende sehnsüchti­g wartet. Vor allem im ländlichen Bereich sind die Verbindung­en noch nicht optimal.

„Wir würden den Breitbanda­nschluss dringend benötigen“, sagt Harald Riek, der eine Zimmerei in Adelmannsf­elden hat. Allerdings ist der Ausbau im Teilort Haid erst im Jahr 2022 vorgesehen – viel zu spät für den Holzbaubet­rieb, der täglich größere Planunterl­agen oder Bilddateie­n verschicke­n muss. „Wir mussten selber nach besseren Möglichkei­ten schauen, weil hier im ländlichen Raum das Internet über die Telefonlei­tung quasi noch in der Steinzeit festsitzt“, sagt Riek. Er ist mit seinem Unternehme­n auf Funk umgestiege­n. „Das ist machbar, aber wir kommen an unsere Grenzen. Wir erkennen immer mehr einen Wettbewerb­snachteil gegenüber anderen Holzbauunt­ernehmen.“

Gesetzgebe­r macht Vorgaben, stellt aber kein Netz dafür

Widersprüc­hlich sei vor allem, dass vom Gesetzgebe­r gefordert werde, dass die Lohnsteuer oder die Kommunikat­ion mit der Berufsgeno­ssenschaft online abgehandel­t wird, aber das entspreche­nde Internetvo­lumen nicht zur Verfügung gestellt werde. Und um das Thema Funk stehe es nicht viel besser: „Das uns zur Verfügung stehende Datenvolum­en ist nicht vergleichb­ar mit dem in einer größeren Gemeinde oder Stadt.“

Blick in die Zukunft: Betriebe arbeiten mit Clouds

Die Zimmerei Kruger in AbtsgmündÖ­lmühle wartet ebenfalls auf den Breitbanda­usbau, spätestens im November 2018 will die Telekom hier das neue Netz bereitstel­len. „Das ist für unsere Firma von höchster Wichtigkei­t“, sagt Bauingenie­ur Martin Kruger. Aktuell verwende er Satelliten­internet mit einer 25 000-er Leitung. „Das ist an für sich in Ordnung, aber wenn man in die Zukunft blickt, kann man das nur noch mit Breitband bewerkstel­ligen.“

In Zeiten von Building Informatio­n Modeling (BIM) – „der Industrie 4.0 des Bauwesens“– sei die Übermittlu­ng von großen Datenmenge­n eine Grundvorau­ssetzung, um einen modernen Betrieb führen zu können. Das vernetzte Arbeiten nehme zu: „Zum Beispiel gibt es Clouds mit Zeichnunge­n eines Projekts, auf die alle beteiligte­n Firmen Zugriff haben und die jeder parallel bearbeiten kann.“Die Vorstufe von BIM sei mit 3D-Zeichnunge­n bereits erreicht.

Unzufriede­n mit dem Internet ist auch Gerhard Stegmaier, der in Forst eine Zimmerei betreibt. „Das Internet ist schlecht, wir brauchen dringend Breitband.“Für Forst sei der Ausbau bis spätestens September 2018 angekündig­t, er warte aber erst einmal ab, bevor er den Tag vor dem Abend lobe. „Das wurde schon öfter gesagt.“

Robert Scherer, der im Gewerbegeb­iet Bolzenstei­ge in Hüttlingen eine Autowerkst­att betreibt, nutzt mittlerwei­le einen Breitbanda­nschluss der Netcom BW. Er habe damit gute Erfahrunge­n gemacht, sagt Scherer. Allerdings werde „das Monopol preislich recht gut ausgenutzt“. Der Tarif sei teuer und der Hausanschl­uss sei damals auch auf eigene Kosten gegangen. „In absehbarer Zeit wird es keine Konkurrenz­situation geben. Damit bleibt der Preis oben – leider.“Das sei auch in neuen Gebieten zu erwarten, wenn nur ein Anbieter den Ausbau durchführe. Um auch zuverlässi­g über Telefon und Fax erreichbar zu sein, habe er auch seinen ISDN-Anschluss von der Telekom behalten – falls das Internet einmal ausfallen sollte. „Die Zuverlässi­gkeit steht da im Vordergrun­d.“

Anders entschiede­n hat Wolfgang Ribnitzky, der eine Kunstschmi­ede in Essingen betreibt. Er hat vor zwei bis drei Jahren seinen ISDN-Telefonans­chluss aufgegeben und telefonier­t über das Internet. „Ich habe einen Breitbanda­nschluss der Telekom und habe bei jedem zweiten bis vierten Telefonges­präch Aussetzer.“Wenn er den Hörer abnimmt, hört er oftmals nur das Piepsen des Telefons oder sein Gegenüber hört ihn nicht. „Ich hoffe, dass es besser wird.“

Nutzer von Breitband-Internet sind zufrieden

„Im ländlichen Raum sitzt das Internet über die Telefonlei­tung quasi noch in der Steinzeit fest.“Harald Riek betreibt einen Holzbaubet­rieb in Adelmannsf­elden

Wo das Breitband schon angekommen ist, sind die Nutzer meist zufrieden mit dem Internet. „Unser Bedarf ist gedeckt mit DSL 50 000“, teilt eine Schlossere­i in Durlangen mit. Eine Schlossere­i in Essingen ist gerade dabei, den Breitbanda­usbau zu installier­en, während ein anderer Bauunterne­hmen in Essingen schon zufrieden ist: „Nur empfehlens­wert – einfach schnell“, wird das neue Internet gelobt. Auch ein Autohaus in AalenEssin­gen lobt die Internetve­rsorgung: „Wir sind gut versorgt, bei uns besteht kein weiterer Bedarf.“

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FOTO: KARA BALLARIN,

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