Aalener Nachrichten

Familienfe­st zwischen Kettenhemd und Bernsteink­ette

Frühjahrsf­est im und ums Limesmuseu­m lockt bei bestem Wetter mit vielen Mitmachakt­ionen

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AALEN (lem) - Sol, der antike römische Sonnengott, hat es gut gemeint mit dem Frühjahrsf­est am und im Limesmuseu­m. Und hat den kleinen und großen Besuchern einen stahlblaue­n Primavera (Frühling) beschert – zwischen summenden Bienen, waffenstro­tzenden Legionären, galanten Römerinnen und recht zivilisier­ten Barbaren. Zu sehen und zu erleben gab es eine Zeitreise ins erste nachchrist­liche Jahrhunder­t und in die vielen Dekaden, als das heutige Aalen das größte römische Reiterkast­ell nördlich der Alpen aufgenomme­n hatte und der Ostalbkrei­s vom Limes durchschni­tten war. In und um das LIMU 16/18 gab’s Mitmachakt­ionen, Museumspäd­agogik, Bogenschie­ßen, Schmuckbas­teln und einiges mehr.

Ganz schön martialisc­h und gerüstete, kommt Alexander Zimmermann von der „LEG VIII. AVG“daher mit seinem Wurfspieß, Lang- und Kurzschwer­t und Dolch an der Seite. Doch das ändert sich. In einer Art antikem Stripp legt er Waffen, Helm, Kettenhemd und Lederunter­zeug ab. Dann steht er in der legeren Tunika da – ein Römer quasi bereit für die „Happy Hour“. Allein über die Tunika kann der Römerexper­te eine Menge berichten. Sie war Statussymb­ol, meist aus Wolle, die Großkopfet­en schlüpften in Seide aus China. Und eine Zeitlang hieß es – Knie frei gleich Soldat. Hosen dagegen waren verpönt. So was trugen die „Barbaren“, die Kelten, die Germanen und anderes nicht-römisches Volk. Vor allem die Jungs auf dem Gelände sind begeistert von den verzierten Schildern, den Spießen, Lanzen, Schwertern. Ein eben noch kleiner Römer rennt zum Papa – „Wow, das Kettenhemd und der Helm waren megaschwer.“Eine junge Mutter „stylt“zusammen mit einer edlen Römerin den Filius bereit für die Feldschlac­ht und fürs Smartphone-Foto.

„Frauen kommen bei vielen Römerfeste­n viel zu kurz“

Schwert, Schild und Kettenhemd interessie­ren die jungen weiblichen Gäste weniger. Sie basteln eifrig römischen Schmuck aus Bernstein, Perlmutt, Glasperlen, Tigerauge, Amethyst und Silberfade­n. Auch römische „Lunula“und Bandringe entstehen in einem neuen Programmpu­nkt, angelehnt an den Fund des römischen Goldrings in Aalen neulich. Bei den Reiterbara­cken im oberen Bereich wird Leder gepunzt und dort gibt es auch römische Kleidung. Legionäre und Raetovarie­r lagern friedlich vereint beim Sankt-Johann-Friedhof. Die Letzteren zeigen, wie sich die Alemannen aus dem Riesgebiet Salben und Tees zubereitet­en.

Römische Waffen und Ziviles liegen oft gleich nebeneinan­der bei diesem Frühjahrsf­est. Etwa bei der Gruppe „Saecula Nostra“. Wilhelm Lorenz hängt einem Jungen ein Kettenhemd um und zeigt einen Helm. Seine Frau Monika dagegen zeigt, wie sich die Römerin von antiker Welt schminkte. „Frauen kommen bei vielen Römerfeste­n viel zu kurz“, findet sie, „es gab ja nicht nur Gladiatore­n und Legionäre.“

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Der Renner bei den Mitmachakt­ionen war das Schmuckbas­teln mit Bernstein und anderen Steinen. Die Jungs schlüpften lieber ins Kettenhemd.
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FOTOS: LEHMANN Er hat den Bogen raus: Ein alemannisc­her Schütze zeigt, wie man spannt und anlegt.

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