Neue Panne im Fall Staufen
Lehrerin warnte Jugendamt vor möglichem Missbrauch
FREIBURG (tja) - Im Fall des missbrauchten Neunjährigen aus Staufen ist am Donnerstag eine weitere mögliche Behördenpanne bekannt geworden. Die Lehrerin des Opfers wandte sich offensichtlich bereits im Juni 2017 an das Jugendamt. Ein Mitschüler des Jungen hatte berichtet, dass ihm der Neunjährige von sexuellen Übergriffen in der Familie erzählt habe. Das teilte die Lehrerin dem Jugendamt mit. Der Junge wurde trotz der Hinweise der Lehrerin erst rund drei Monate später vom Jugendamt endgültig in Obhut genommen.
Der Vorgang geht aus Akten von Polizei und Staatsanwaltschaft hervor, die das Justizministerium jetzt ausgewertet hat. Am Donnerstag unterrichtete das Haus weitere Ministerien, die E-Mail liegt der „Schwäbischen Zeitung“vor. Das Kind wurde nach heutigem Kenntnisstand von Mutter und Stiefvater an Männer vermietet. Einer der Freier steht seit Donnerstag vor Gericht.
Politiker von CDU und CSU fordern schnelle Lösungen für eine bessere Nutzung von gespeicherten Daten zur wirksamen Bekämpfung von Kinderpornografie im Internet. „Die Defizite bei der Strafverfolgung im Bereich Kinderpornografie zeigen besonders drastisch, dass die sogenannte
für eine effektive Strafverfolgung unverzichtbar ist“, erklärte der parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Stephan Mayer (CSU). Mayer verwies darauf, dass wegen einer Eilentscheidung des Oberverwaltungsgerichts Münster Telekommunikationsunternehmer zurzeit diese Speicherung verweigern würden. Das Bundeskriminalamt hatte beklagt, dass es mangels ausreichender Speicherfristen von Daten im vergangenen Jahr in 8400 Fällen von Kinderpornografie die Ermittlungen habe einstellen müssen. Auch der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Stephan Harbarth (CDU), forderte Konsequenzen. Die IP-Adresse sei oft die einzige Spur zu den Tätern. Es brauche endlich funktionierende Speicherfristen, damit Ermittler Kinderschändern das Handwerk legen könnten.(her)