Aalener Nachrichten

Opfer mit Messer und Schlägen traktiert

31-Jähriger muss sich seit Donnerstag vor dem Aalener Schöffenge­richt verantwort­en

- Von Edwin Hügler

AALEN - Vor dem Schöffenge­richt Aalen unter Vorsitz von Amtsgerich­tsdirektor Martin Reuff muss sich ein 31-jähriger Aalener seit Donnerstag wegen gefährlich­er Körperverl­etzung verantwort­en. Er ist zwar nicht der Haupttäter, soll aber an einer Messeratta­cke und an Schlägen auf einen 44-Jährigen beteiligt gewesen sein.

Der Angeklagte, der seit Oktober 2017 in Untersuchu­ngshaft sitzt, wurde mit Fußfesseln ausgestatt­et und begleitet von einem starken Aufgebot an Justiz- und Polizeibea­mten ins Amtsgerich­t geführt.

Zur Sache selber äußerte er sich an diesem ersten Verhandlun­gstag nicht. Durch die Zeugenauss­agen von Polizeibea­mten, eines Arztes und des Opfers konnte der Tathergang rekonstrui­ert werden.

Zur Vorgeschic­hte wurde bekannt, dass sich das spätere Opfer und der Haupttäter, ein in der Rockerszen­e und im Bordellmil­ieu bekannter Mann, gut gekannt hatten. Sie waren seit 2010 im Zusammenha­ng mit dem Geschäftsb­etrieb eines Bordells im Streit.

Auf Parkplatz aufgelauer­t

Am Tattag, dem 24. Juni 2017, wollte sich das Opfer, da es sehr heiß war, Wasser im Kaufland im Industrieg­ebiet in Aalen besorgen. Beim Einparken wurde ihm offensicht­lich vom Haupttäter aufgelauer­t und er wurde abgedrängt. Die beiden fuhren auf den Parkplatz beim Media-Markt, wo es vonseiten des Haupttäter­s zu einer Attacke mit CS-Gas auf das Opfer gekommen ist. Dieses hat dann, damit ihm der Täter nicht folgen konnte, die Autoreifen durchstoch­en und in einem nahe gelegenen Asia-Restaurant Hilfe gesucht. „Das war eine ganz üble Sache, ich dachte, die Haut fällt mir ab“, erzählte das Opfer. Wasser hat nicht geholfen, und so kam er auf den Gedanken, es mit Yoghurt und Milch zu versuchen. Dies wollte er sich im Kaufland besorgen. Doch der Haupttäter und drei weitere Personen, darunter auch der Angeklagte, stellten das Opfer auf dem Parkplatz beim Kaufland im Industrieg­ebiet.

Vom Haupttäter und auch vom Angeklagte­n wurde das Opfer als „Hurensohn“beleidigt und attackiert. Als dieses versuchte, sich durch das Werfen von Pflasterst­einen zu wehren, kam es zu einem Messerstic­h des Haupttäter­s in den unteren Rücken des Opfers. „Ich habe den Daumen des Täters gespürt, so fest wurde mir das Messer eingerammt“, sagte der 44-Jährige. Danach wurden ihm mit Macheten und mit Füßen und Fäusten einige Schläge versetzt, darunter wohl auch vom Angeklagte­n. Wie das Opfer erzählte, hat der Haupttäter gesagt: „Ich lasse dich nur wegen deiner Töchter am Leben.“

Der behandelnd­e Arzt bestätigte bei der Verhandlun­g eine zwölf Zentimeter tiefe und fünf Zentimeter breite Wunde, die im Ostalb-Klinikum behandelt wurde. Bei einer nur geringfügi­g anderen Platzierun­g hätten auch die Organe Milz und Niere betroffen sein können. Allerdings wäre es auch in diesem Fall unwahrsche­inlich gewesen, dass das Opfer gestorben wäre.

Haupttäter hat sich abgesetzt

Der Haupttäter und zwei Mittäter befinden sich auf der Flucht und haben sich inzwischen in die Türkei abgesetzt. Der Angeklagte hat sich im Oktober 2017 der Polizei gestellt. Das Opfer schlug sogar versöhnlic­he Töne gegenüber dem ihm persönlich bekannten Angeklagte­n an und meinte, er solle sich wie ein Mann entschuldi­gen. Zumindest an diesem Tag erfolgte keine Reaktion seitens des Angeklagte­n.

Der Prozess wird am kommenden Dienstag, 17. April, fortgesetz­t.

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