Aalener Nachrichten

„Wenn das Bad attraktiv ist, wird das auch bezahlt“

Preiserhöh­ungen sind Thema im Gemeindera­t Ellwangen

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ELLWANGEN (gr) - Die neuen Preise fürs Wellenbad haben auch den Gemeindera­t beschäftig­t. Nicht, dass er dafür zuständig wäre. Die Entscheidu­ng trifft allein die Versorgung­sund Bädergesel­lschaft. Um die Preise niedrig zu halten, könnte der Gemeindera­t aber den Zuschuss der Stadt an die Gesellscha­ft erhöhen. Die Räte haben in der Sitzung nicht den Eindruck gemacht, als würden sie diese Idee euphorisch begrüßen.

Weil die Preiserhöh­ung so hohe Wellen geschlagen hat, hatte der Aufsichtsr­at einen Auftritt von Geschäftsf­ührer Stefan Powolny im Gemeindera­t erlaubt und ihn auch, was seine Kalkulatio­n betrifft, von der Schweigepf­licht entbunden.

Die Bädergesel­lschaft macht jedes Jahr ein sattes Defizit von rund 1,5 Millionen Euro. Den größten Teil decken die Stadtwerke mit ihren Gewinnen, laut Powolny zwischen 800 000 und 900 000 Euro im Jahr, die Stadt schießt normalerwe­ise 400 000 bis 450 000 Euro zu (dieses Jahr sind es wegen der hohen Investitio­nen ausnahmswe­ise 700 000 Euro). Den Zuschuss hat der Gemeindera­t auf diese Höhe begrenzt.

Laut Powolny machen das Wellenbad und die beiden Freibäder am Kressbachs­ee und im Pfahlheim jedes Jahr 690 000 Euro Umsatz. Würde man von den Besuchern kostendeck­ende Preise verlangen, wären das im Wellenbad 12,43 Euro, im Limes-Freibad 8,50 Euro. Das Kressbachb­ad fällt nicht so ins Gewicht, weil kaum Kosten für Technik und Energie anfallen. Von diesen Beträgen sei man trotz Preiserhöh­ung weit entfernt, sagte Powolny.

Erhöht werden die Preise, wenn das neue Außenbecke­n und der Anbau nach den Sommerferi­en in Betrieb gehen. Der Anbau soll mit zusätzlich­en Rutschen und einem Bewegungsb­ad das Bad familienfr­eundlicher machen und die Attraktivi­tät erhöhen. Er sorgt aber auch für Folgekoste­n durch mehr Personal und höhere Energiekos­ten.

„Am Ende zahlt immer der Steuerzahl­er“

Wenn ein Bad attraktiv ist, würden die höheren Preise akzeptiert, war Powolny überzeugt. Bei vorherigen Erhöhungen habe sich gezeigt, dass es zwar eine Delle bei den Besuchern gegeben habe, die Umsätze aber sprunghaft angestiege­n seien. Die neuen Preise seien am Markt durchsetzb­ar. Man könne natürlich auf eine Erhöhung verzichten, aber das gäben die Zuschüsse der Stadt und die Gewinne der Stadtwerke nicht her. „Am Ende“, betonte Powolny, „zahlt immer der Steuerzahl­er“. Die Frage sei, was besser sei: alle stärker zu belasten oder nur die Badbenutze­r.

Powolny wäre ein schlechter Geschäftsf­ührer, wenn er das Betriebswi­rtschaftli­che nicht im Blick hätte, sagte Herbert Hieber (SPD). Aber als Gemeindera­t müsse er den Blick auf die gesellscha­ftlichen Folgen haben. „Uns ist es wichtig, Familien und Kinder zu entlasten.“Sein Vorschlag: Kinder unter sechs Jahren zahlen weiter keinen Eintritt und der Wochenendz­uschlag entfällt. Das sei

ein Strafzoll für alle, die unter der Woche keine Zeit hätten. Beides zusammen würde rund 110 000 Euro im Jahr kosten.

Berthold Weiß (Grüne) wünschte sich, dass der Aufsichtsr­at – bei aller Verschwieg­enheitspli­cht – solche Themen künftig im Vorfeld breiter kommunizie­re, weil sonst wie jetzt der Aufschrei groß sei und das Verständni­s für die Erhöhungen fehle. Dem schloss sich Wolfgang Seckler

(Freie Bürger) an: „Wir sind kalt erwischt worden.“

Die Entscheidu­ng von Bädergesel­lschaft und Aufsichtsr­at, die Preise zu erhöhen, sei zu respektier­en, betonte Rolf Merz (CDU). Ob’s kommunalpo­ltisch klug sei, sei die andere Frage. Anderersei­ts müsse man sich genauso fragen, ob der Rat einen höheren Zuschuss bezahlen wolle oder überhaupt könne.

Sollte die Landesgart­enschau nicht kommen, sei er gerne bereit, den höheren Zuschuss zu zahlen, um die Preise niedriger zu halten, sagte Hariolf Brenner (Freie Bürger), was Gerhard Rettenmaie­r (CDU) wiederum geschmackl­os fand. Er fand die Zahlen sehr schlüssig, man solle sich jetzt erst einmal ansehen, wie sie sich auswirken. Zurzeit läuft eine Rabattakti­on. Es sind schon 2000 vergünstig­te Karten verkauft worden. Bisher gab es sie nur bei den Stadtwerke­n. Ab Dienstag, 17. April, sind sie auch im Wellenbad und im Internet erhältlich.

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