Aalener Nachrichten

Frisches Grün

- Von Sabine Lennartz s.lennartz@schwaebisc­he.de

Klagen können sie derzeit nicht, die Grünen. Sie stehen in Umfragen erfolgreic­h da, sie haben mit ihrer neuen Parteispit­ze den Generation­swechsel geschafft, und sie diskutiere­n, statt zu streiten. Das ist nicht schlecht für eine Partei, die schon seit 13 Jahren im Bund in der Opposition ist und eigentlich wieder regieren wollte. Doch sie haben das Scheitern von Jamaika sportlich weggesteck­t, sie schauen nach vorn und es gibt wenig Zweifel, dass sie in Zukunft auch für ein schwarz-grünes Bündnis zur Verfügung stehen.

Seit der Bundestags­wahl, seit Deutschlan­d ein halbes Jahr auf eine neue Regierung warten musste, seit alte Mehrheiten nicht mehr selbstvers­tändlich sind und neue Rechte in den Bundestag einzogen, seit es wenig Hoffnung für linke Regierungs­bündnisse gibt, stellen sich strategisc­he Fragen neu. Um Strategien zu entwickeln, muss man sich des eigenen Standorts sicher sein.

Es zeichnet die Grünen aus, dass sie immer schon diskussion­sfreudig und auch streitlust­ig waren. Zum Glück liegt dies jetzt im Trend. Endlich wird wieder politisch diskutiert. Ob Jugendlich­e sich für europafreu­ndliche Bewegungen wie Pulse of Europe engagieren, ob Jusos gegen eine Große Koalition Front machen oder christdemo­kratische Jugendlich­e mehr Werte leben wollen, es wird wieder mehr diskutiert. Man kann von einer Rückkehr des politische­n Bewusstsei­ns reden. Kein Wunder, dass jetzt alle Parteien ihre Grundsatzp­rogramme erneuern.

Auch die Grünen müssen überlegen, wofür sie in der Zukunft stehen, wenn Ökologie längst für alle zum Thema geworden ist. Die Grünen wollen sich unbequeme Debatten zumuten. Zum Beispiel die Frage, ob Gentechnik wirklich verzichtba­r ist. Es zeichnet die Grünen positiv aus, dass sie hohe Ansprüche haben, und negativ, dass sie sie mit manchmal unrealisti­schen Ansätzen verfolgen. Doch die Zeiten von berühmten Beschlüsse­n, wie jenem vor 20 Jahren nach fünf Mark pro Liter Benzin, scheinen vorbei zu sein. Die Grünen sind – nicht erst mit Winfried Kretschman­n – bürgerlich­er geworden. Ist es da wirklich so schlimm, dass sie trotz allem die Welt verbessern wollen?

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