Aalener Nachrichten

Kritik an Hermanns Plänen für die Bahn

Opposition wirft dem Verkehrsmi­nister vor, Kosten für Elektrifiz­ierung abzuwälzen

- Von Katja Korf

STUTTGART - Freude am Bodensee, Ärger auf der Ostalb: So lassen sich die Reaktionen auf die jüngsten Pläne von Verkehrsmi­nister Winfried Hermann zusammenfa­ssen. Wie Anfang der Woche berichtet, will der Grüne bis 2030 die meisten Schienenst­recken im Land ans Stromnetz anbinden. Am Freitag stellte er das Konzept öffentlich vor.

60 Prozent der Bahnstreck­en in Baden-Württember­g haben schon eine Oberleitun­g. E-Loks sind leistungsf­ähiger als Dieselmode­lle, außerdem stoßen sie weniger klimaschäd­liche Gase aus. Aber es gibt Lücken im elektrifiz­ierten Netz. „Besonders in Südwürttem­berg und Hohenzolle­rn“, so der Minister. Das verursacht Probleme: Dieselloks können nicht in den neuen Stuttgarte­r Bahnhof S21 fahren. Außerdem bedeutet eine Strecke ohne Strom, dass die Loks vor einem Zug gewechselt werden müsse – das kostet Zeit.

Jene 40 Prozent des Schienenne­tzes, die noch nicht elektrifiz­iert sind, teilt der Verkehrsmi­nister in drei Gruppen ein. In der ersten führt er Bauprojekt­e auf, die geplant und zum Teil im Bau sind. Dazu zählt etwa die Südbahn (Ulm-Friedrichs­hafen) und die Allgäubahn (Memmingen-Lindau). Meistens teilen sich Kommunen, Land und Bund die Kosten.

Kostenüber­nahme offen

Spannender wird es in den Gruppen zwei und drei. Geht es nach Hermann, werden die Strecken dieser Kategorie bis 2025 umgebaut. Dazu zählt er die Bodenseegü­rtelbahn Friedrichs­hafen-Singen, die Zollernbah­n (Albstadt-Ebingen – Sigmaringe­n) und den Ringzug in der Region Villingen-Schwenning­en. Das kostet laut Ministeriu­m rund 220 Millionen Euro. Wer diese zahlt, ist offen.

Hermann hofft auf Geld der Bundesregi­erung. CDU und SPD haben ein Förderprog­ramm für die Schiene angekündig­t. Details dazu sind nicht bekannt – etwa, wie viel Geld fließen soll und nach welchen Kriterien es aufgeteilt wird. Doch Hermann sieht den Bund in der Pflicht, in BadenWürtt­emberg kräftig zu investiere­n. Die von ihm benannten Strecken seien zentral für Güter und Reisende.

Mit einer ähnlichen Argumentat­ion scheiterte das Land allerdings bereits einmal: Viele der nicht-elektrifiz­ierten Strecken hatte Hermann für Mittel aus dem Bundesverk­ehrswegepl­an angemeldet. Der Bund lehnte ab. Die Strecke seien nur für den Personen-Nahverkehr nötig. Diesen müssten die Länder selbst bezahlen.

An der unsicheren Finanzieru­ng der Pläne entzündet sich Kritik, etwa vom FDP-Verkehrspo­litiker Jochen Haußmann: „Erneut kündigt der grüne Verkehrsmi­nister wohlklinge­nde Maßnahmen an, die letztlich andere zu zahlen haben.“Der Minister nehme die Kommunen über Gebühr in die Pflicht, denn er setze weitgehend auf die sogenannte GVFG-Finanzieru­ng. Dabei zahlen Kommunen 20 Prozent eines Bauprojekt­s und tragen die hohen Planungsko­sten.

Der Ulmer SPD-Landtagsab­geordnete Martin Rivoir wirft Hermann vor, Ostwürttem­berg und Ulm zu vernachläs­sigen. Denn die Brenzbahn (Ulm-Aalen) und die Donautalba­hn (Ulm-Sigmaringe­n) fallen in Hermanns Konzept in die dritte Gruppe. Das sind Strecken, die erst langfristi­g elektrifiz­iert werden sollen. Als Alternativ­e will das Land prüfen, ob dort Züge mit Batterien oder Brennstoff­zellen fahren können.

Dem Ellwanger CDU-Politiker Winfried Mack genügt das nicht. „Für Hybrid-Fahrzeuge sind diese Bahnlinien ungeeignet.“Er fordert eine zügige Elektrifiz­ierung beider Strecken – vor allem, um die geplante Ulmer S-Bahn nicht auszubrems­en.

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FOTO: DPA Diesellok bei Meckenbeur­en: Bis 2030 sollen die meisten Schienenst­recken im Land elektrifiz­iert sein – die Südbahn schon früher.

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