Thai-Macron
Bis vor drei Wochen hatte in Thailand kaum jemand etwas von Thanathorn Juanggroongruangkit gehört. Das hat sich geändert. Heute gilt der Mann mit dem schier unaussprechlichen Namen als Hoffnungsträger der thailändischen Politik. Manche Zeitungen vergleichen seine Blitzkarriere schon mit dem Aufstieg von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron – ein „Thai-Macron“gewissermaßen. Bei nüchterner Betrachtung ist Thanathorn von einem solchen Erfolg allerdings noch weit entfernt. Von demokratischen Zuständen kann in dem 70Millionen-Einwohner-Land keine Rede sein. Seit dem jüngsten Militärputsch im Mai 2014 ist politische Betätigung weitgehend verboten.
Keine große Besonderheit: Thanathorns Generation hat zeit ihres Lebens bereits nicht weniger als fünf Putsche erlebt. Zumindest aber dürfen sich nun neue Parteien registrieren lassen. Manche sehen darin ein Zeichen, dass es mit den Wahlen doch etwas werden könnte. Etwa 40 Gruppierungen haben davon Gebrauch gemacht.
Mit Abstand das meiste Interesse erregte die Partei, die Thanathorn mitgegründet hat: die Anakhot Mai. Auf Deutsch heißt das Neue Zukunft. Die Partei selbst nennt sich auf Englisch Future Forward (Zukunft voraus). Sie sieht sich als Gegenentwurf zu den Altparteien, zu den ultraroyalistischen Parteigängern der traditionellen Elite (Gelbhemden) und zu den Anhängern von Ex-Regierungschef Thaksin Shinawatra (Rothemden). Ihre Parteifarbe: orange. Wegen der geltenden Einschränkungen gibt es noch kein detailliertes Programm. Klar ist aber, dass sie mit einer neuen Verfassung zurück zur Demokratie und den Einfluss des Militärs eindämmen will. Ansonsten gibt sich Thanathorn sehr vorsichtig. Wenn er telefoniert, hält er sich neuerdings die Hand vor den Mund. Man soll nicht hören, was er sagt. (dpa)