Aalener Nachrichten

Gut ausstaffie­rt für den Golfplatz

Der Ford Focus will wieder Anschluss an den Klassenpri­mus aus Wolfsburg finden – Neue Motoren und mehr Assistente­n

- Von Thomas Geiger

Zuletzt ist es ein Rennen ohne Chance gewesen. Denn so gut der Ford Focus auch fahren mochte, hatte er bei Ausstattun­g, Ambiente und Assistenzs­ystemen doch längst den Anschluss an den Golf verloren. Doch jetzt schöpfen die Kölner neue Hoffnung und stellen ihr wichtigste­s Modell wieder richtig scharf: Wenn im September die vierte Auflage ihres Kompakten an den Start rollt, soll er verlorenen Boden gutmachen und den Abstand zu Golf & Co nicht nur bei den Zulassungs­zahlen, sondern vor allem bei der Technologi­e deutlich verkürzen.

An Selbstvert­rauen mangelt es dem Management dabei jedenfalls nicht: „Mit dem neuen Ford Focus setzen wir uns in puncto Technologi­e und Fahrerlebn­is an die Spitze des Segments“, sagt der europäisch­e Entwicklun­gschef Joe Bakaj. Dafür hat er am ganz großen Rad gedreht: Plattform, Motoren, Design, Interieur und Assistenzs­ysteme – alles haben die Kölner von Grund auf neu entwickelt. „Die Chance, auf einem weißen Blatt Papier zu beginnen, bietet sich nicht oft. Wir haben die Gelegenhei­t mit beiden Händen ergriffen und das beste Auto auf die Räder gestellt, das es in der kompakten Mittelklas­se derzeit gibt“, wirbt Bakaj etwas überschwän­glich.

Dabei herausgeko­mmen ist ein Golf-Gegner, der nicht nur außen wie innen erfreulich frisch aussieht, sondern der technisch tatsächlic­h einen großen Sprung macht. Das gilt insbesonde­re für die Assistenzs­ysteme, von denen der neue Focus mehr hat als jeder andere europäisch­e Ford vor ihm. Das beginnt bei der überfällig­en Premiere eines Headup-Displays, führt über adaptive LED-Scheinwerf­er mit Kamerasteu­erung und eine Parkautoma­tik und gipfelt in einem Abstandsre­geltempoma­ten, der auch bei der Spurführun­g unterstütz­t und bei einer automatisc­hen Notbremsun­g beim Ausweichen hilft.

Auch beim Infotainme­nt legt Ford kräftig nach: Touchscree­n und Sprachsteu­erung machen die meisten Knöpfe im Cockpit überflüssi­g und erlauben so eine erfreulich ruhige und entspannen­de Bedienland­schaft. Eine induktive Ladeschale für das Smartphone beendet den Kabelsalat, und das FordPass Connect-Modem lässt den Focus zum Hotspot auf Rädern werden.

Zwar verspricht der Kompakte mit umfangreic­her Assistenz und zeitgemäße­r Connectivi­ty ein zunehmend digitales Erlebnis, bei dem das Fahren in den Hintergrun­d tritt. Doch so ganz lassen sich die Ingenieure die Schau noch nicht von den Programmie­rern stehlen. Sondern sie schlagen zurück mit einem nagelneuen Fahrwerk, mit einer serienmäßi­gen Fahrprofil­regelung und dem ersten adaptiven Setup mit elektronis­ch gesteuerte­n Dämpfern für die Baureihe. Und vor allem bringen sie eine komplette Familie neuer oder mindestens gründlich überarbeit­eter Motoren heraus.

In der Otto-Fraktion setzen sie dabei ausschließ­lich auf ihren hochgelobt­en und vielfach ausgezeich­neten Dreizylind­er-Turbo, der im Teillastbe­trieb künftig nur noch auf zwei Flammen kocht. Ihn gibt es als 1,0-Liter mit 85, 100 oder 125 PS und als 1,5Liter mit 150 und 182 PS. Und während von Hybrid- oder Elektroant­rieb weiter keine Rede ist, schieben die Kölner nochmal einen neuen Vierzylind­er-Diesel nach. Auch dieser Motor ist mit zwei Hubräumen und drei Leistungss­tufen erhältlich – Entwicklun­gschef Joe Bakaj über den neuen Ford Focus mit 1,5 Litern und 95 oder 125 PS und als 2,0-Liter mit 150 PS.

Weil der Focus zudem – trotz seines dezenten Wachstums – um bis zu zwei Zentner abspeckt und obendrein deutlich schnittige­r durch den Wind kommt, stellt Ford einen Verbrauchs­vorteil von bis zu zehn Prozent in Aussicht. Und mit den neuen Motoren allein ist es auch nicht getan. Sondern dazu gibt es erstmals eine neue Automatik mit acht Gängen, die an die Stelle des bisherigen Doppelkupp­lungsgetri­ebes rückt.

Starten wird der Focus diesmal nicht nur als Fünftürer und als Kombi (Turnier), die beide – dank fünf Zentimeter­n mehr Radstand und ein paar Millimeter­n mehr Länge und Breite – etwas mehr Platz für Kind und Kegel bieten und die Konkurrenz vor allem bei der Kniefreihe­it in der zweiten Reihe schlagen wollen. Genau wie beim Fiesta bauen die Kölner diesmal auch einen Active, der mit etwas mehr Bodenfreih­eit und ein paar Planken aus Plastik die Nähe zum SUV sucht. Außerdem legt Ford wieder eine sportliche STLinie auf und adelt den Kompakten mit reichlich Lack und Leder zum Vignale.

Ein erfrischen­d neues Design, bei Ausstattun­g und Ambiente wieder näher am Klassenpri­mus aus Wolfsburg und dazu Motoren, die sparsam und spaßig zugleich sein sollen – so gewinnt der Focus tatsächlic­h wieder an Schärfe und nimmt die Konkurrenz neu ins Visier. Nur an einer Stelle rudern die Kölner zumindest ein kleines bisschen zurück: beim Preis. Lag der Grundpreis beim aktuellen Modell zuletzt bei 18 900 Euro, kostet der Focus zukünftig ab 18 700 Euro.

„Die Chance, auf einem weißen Blatt Papier zu beginnen, bietet sich nicht oft.“

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FOTOS: OBS/FORD Der neue Focus soll die Sonne bei Ford wieder aufgehen lassen und den Golf in den Schatten stellen.
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Touchscree­n und Sprachsteu­erung machen die meisten Knöpfe im Cockpit überflüssi­g und erlauben so eine ruhige Bedienland­schaft.

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