Kultivierter Jazz für Feinschmecker
ELLWANGEN (R.) – Nach langer Abstinenz haben Jazzfreunde im Atelier Kurz eine Sternstunde mit „Straightahead-Jazz“, Bebop und Scatgesang der Spitzenklasse genießen können. Dem Stiftsbund ist es gelungen, das Anne-Czichowsky-Quintett nach Ellwangen zu holen.
Getreu ihrem Programm „Keepers of the Flame“entfachten die großartige Sängerin und vier exzellente Musiker das Feuer der Leidenschaft für sinnlichen, gefühlvollen und intelligenten Jazz im Publikum. In mitreißend arrangierten Standards und eigenen Kompositionen paarte sich musikalische Virtuosität mit Improvisationskunst und solistischen Höhenflügen: kultivierter Jazz für Feinschmecker. Am Schlagzeug war Matthias Daneck, am Flügel Andreas Hermann. An der Gitarre und Meister diverser Effekte war Martin Wiedmann. Den Bass zupfte Axel Kühn.
In sympathischer Bescheidenheit stellten die „Magnificent Five“nicht Steve Allens „This could be the Start of Something Big“an den Anfang. Sie hätten es getrost tun können, denn schon nach dem Opener mit Toots Thielemans Jazzstandard „Bluesette“und Chet Bakers Version des Gershwin-Songs „But not for me“war klar: Es würde ein großer Abend. Die Wiederentdeckung der Langsamkeit feierten Musiker und Zuhörer mit Duke Pearsons „Idle Moments“. Mit Axel Kühns Komposition „The 3rd of August“und Thad Jones‘ „Three and One“begeisterte das Quintett und entführte mit Antonio Carlos Jobims Bossa Nova „Triste“an die Copacabana. So abgründig melancholisch klingt nur Portugiesisch – Anne Czichowsky sang mit viel Gefühl und zart rauchiger Stimme.
Die Sängerin ist eine Meisterin des Bebop und Scat und macht ihre Stimme zum Instrument der Improvisation. Und sie ist eine Wortzauberin. Für Matthias Danecks groovigen Titel „Now and Then“und Martin Wiedmanns „Less Gravity“schrieb sie einfühlsame Texte, die Eigenart und Charakter der Musik nachspüren.