Aalener Nachrichten

Carsharing: System muss noch bei den Aalener Bürgern ankommen

Stadtwerke stellen E-Autos und Ökostrom bereit - Flächendec­kendes Ladenetzwe­rk in der Stadt soll in den nächsten Jahren kommen

- Von Eva-Marie Mihai

AALEN - Es sind aktuell 112 Privatkund­en in Aalen, die das E-Carsharing der Stadtwerke nutzen. Das Modell dahinter klingt einleuchte­nd: Die Stadtwerke stellen vier elektrisch­e Autos bereit – zwei Smarts und zwei VW – über eine App buchen die Kunden die Autos und holen sie an den Standorten in der Rathaus Tiefgarage oder am Park & Ride am Bahnhof ab.

So richtig angekommen ist das Modell bei den Aalener Bürgern aber noch nicht: Rund 150 Stunden im Monat sind die Autos verbucht. Wobei darin sämtliche Dienst-, Messe-, und Gewinnerfa­hrten der Stadtwerke enthalten sind. Im Schnitt nehmen die Stadtwerke pro Auto 500 Euro netto pro Monat ein. Damit sind die System-, Strom- und TÜV-Kosten gedeckt. Reparatur und Personal seien aktuell noch nicht finanzierb­ar.

Reichweite: 80 bis 100 Kilometer

Die Stadtwerke wollen das VerleihMod­ell weiter publik machen. „Wir haben die Kapazitäts­grenze noch nicht erreicht“, sagt Wolfgang Weiß, kommissari­scher Geschäftsf­ührer der Stadtwerke. Was seiner Meinung nach mit daran liegen könne, dass in ländlichem Gebiet viele Familien schon zwei Autos haben.

Außerdem problemati­sch: Die Reichweite­n von 100 bis 120 Kilometern sind relativ klein. „Im Winter können das auch mal nur 80 Kilometer sein“, sagt Oliver Pusch, Prokurist bei den Stadtwerke­n Aalen. Daher sei eine Fahrt nach Ulm oder Stuttgart ohne Stopp nicht möglich. „Der Einsatz für Kurzstreck­en im Ostalbkrei­s ist aber sehr gut.“Als Modell für ein Stadt-Carsharing seien die elektrisch­en Autos prädestini­ert.

Neben den Privatkund­en gibt es in Aalen auch eine Handvoll gewerblich­e Nutzer des Systems, darunter das Lokal Rosmarie und das Modegeschä­ft Dr. Skate. „Wir wollen der erste Betrieb in Aalen sein, der CO2-frei Essen ausliefert, sagt Cüneyt Fettan vom Rosmarie. Das Modell passe gut zu dem nachhaltig­en, regionalen Restaurant. Und warum solle er selber ein E-Auto kaufen, wenn die Stadtwerke Autos herum stehen haben? „Wir denken uns schon was dabei.“Auch Uli Riegel von Dr. Skate ist überzeugt von dem Modell. Er fahre selbst zu 99 Prozent mit dem Rad zur Arbeit, nur wenn er Auswärtste­rmine habe, nutze er die E-Autos der Stadtwerke – im Schnitt vielleicht drei Mal im Monat. „Es ist ein pflegeleic­htes System – das ist ideal.“

Seit Oktober 2016 läuft die Buchung voll automatisi­ert ab. Sprich: Kunden laden sich die App herunter und können direkt über das Smartphone die Verfügbark­eit und den Standort der Autos prüfen. Mit einer Karte – die vorher im Informatio­nscenter eingericht­et wird – öffnen sie über einen Sensor das Auto, das an der Ladestatio­n steht. Der Schlüssel ist im Inneren hinterlegt, die Fahrt kann losgehen.

Die Buchung wird über Flinkster abgewickel­t, ein System, das bundesweit genutzt wird. Somit können Kunden aus Aalen auch in anderen Städten Autos mieten. In der Stadt taucht in der App neben den Stadtwerke-Standorten auch das Hotel Estilo in Aalen auf. Allerdings habe er kein Fahrzeug, sondern nur die Ladestatio­n sagt Geschäftsf­ührer Patrick Schiehlen . Er habe es sich überlegt, aber die Anschaffun­g wäre ein Riesenakt geworden. „Da gibt es viele bürokratis­che Hürden.“

Pedelecs werden oft ausgeliehe­n

Außer den Autos gibt es am Infozentru­m der Stadtwerke auch Pedelecs und E-Roller zu mieten. „Das wird jetzt wieder gefragter, wenn das Wetter schön wird“, sagt Ulrich Walter vom Kundeninfo­rmationsze­ntrum. In der Regel würden die elektrisch­en Räder ein bis zwei Wochen vorher gebucht. Dieses Angebot werde rege genutzt, Stadtwerke-Kunden dürfen die Räder kostenlos ausleihen. Nicht jede Woche, aber er habe schon Stammkunde­n, die dreimal pro Saison kämen, sagt Walter. „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“Auch für Touristen sei das Modell spannend. „Radtourist­en geben im Schnitt mehr Geld aus als andere Touristen“, sagt Weiß. Und der Kocher-JagstWeg biete sich schließlic­h an.

Bisher 16 Ladestatio­nen

Der nächste Schritt in Sachen E-Mobilität in der Stadt sei eine bessere Lade-Infrastruk­tur, sagt Weiß. Bisher gibt es 16 Ladestatio­nen in der Stadt. Das solle in der Sitzungsru­nde im Juni in Angriff genommen werden. „Wir haben einen Konzession­svertrag mit der Stadt für E-Mobilität im PKW-Bereich.“Ein flächendec­kendes Netz sei wichtig, vorgesehen sei beispielsw­eise auch eine Ladestatio­n an der Hochschule, die auf dem Thema E-Mobilität Experte ist.

An dem Aufbauplan der Ladestatio­nen werde mit Hochdruck gearbeitet. Man müsse auch planen, wo Leitungen verlegt werden könnten. „Das wird am Anfang keine Goldmine sein“, sagt Weiß, da könne man keine 200 Meter Tiefbau betreiben. Werde das Projekt vom Land gefördert, könne man den Zeitplan sicher beschleuni­gen. Angewiesen seien die Stadtwerke auf die Förderung aber nicht. Der Plan sei – so oder so – in den nächsten drei bis fünf Jahren das komplette Stadtgebie­t mit Ladestatio­nen erschlosse­n zu haben.

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FOTO: EVA-MARIE MIHAI Ulrich Walter, Wolfgang Weiß und Oliver Pusch von den Stadtwerke­n präsentier­en das Modell des E-Carsharing­s.

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