Schicht für Schicht wird untersucht
Archäologen führen in den kommendenTagen in Heubach Grabungen durch
HEUBACH (msi)- Im Jahr 1916 fanden an der Kleinen Scheuer in Heubach die ersten Grabungen von Franz Keller und Robert Rudolf Schmidt statt.
Damals wurden Steinwerkzeuge und Knochen gefunden, die 14 000 Jahre alt sind. Jetzt sind die Forscher erneut in Heubach aktiv und auf der Suche nach Überbleibseln früherer Besiedlungen.
Wolfgang Naak, Ehrenamtlicher Beauftragter für die Archäologische Denkmalspflege und Mitglied des Arbeitskreises Steinzeit, ist es zu verdanken, dass nach über einhundert Jahren wieder Grabungen vorgenommen werden. Der Hobby-Archäologe hat bei einer sogenannten Oberflächenbegehung einige Artefakte, darunter einen vermutlich menschlichen Zahn, gefunden. Außerdem tauchten auch schriftliche Hinweise auf, dass der Abraum der SchmidtKeller’schen Grabung im Jahr 1916 noch vor Ort zu finden ist und nicht, wie die ganze Zeit gedacht wurde, einfach nur den Fels hinunter gekippt wurde.
Siebenköpfiges Archäologen-Team
Grund genug für Mitglieder des Arbeitskreises und ein siebenköpfiges Archäologen-Team des Tübinger Instituts für Ur- und Frühgeschichte sich die Kleine Scheuer noch einmal genauer anzusehen. Schicht für Schicht entfernen die Forscher derzeit mit einer Kelle die Bodenoberfläche. Am Montag haben sie mit ihrer Arbeit begonnen und werden insgesamt zwei Wochen in Heubach forschen. Hochkonzentriert und mit gesenkten Köpfen mustern sie, was im Höhlenboden alles zum Vorschein kommt.
Die Positionsdaten eines jeden Fundes werden sorgfältig erfasst und in ein 3 D-Koordinatensystem eingegeben. Das abgetragene Sediment wird außerdem sorgfältig mithilfe eines Rüttelsiebes gesiebt, ob sich darin weitere Funde machen lassen. Und tatsächlich sind bereits bemerkenswerte Artefakte gefunden worden.
Am meisten freut den gebürtigen Heubacher und Leiter der Ausgrabung, Stefan Wettengl, der Fund einer knöchernen Nähnadel. „Das ist wirklich ein spektakulärer Fund“, strahlt er angesichts des Werkzeugteils „wenn man sieht, wie filigran da gearbeitet wurde.“Solche Werkzeuge verraten den Forschern mehr über die Menschen der Epoche Magdalénien. „Das ist die letzte Kulturstufe der letzten Eiszeit“, erklärt er weiter. Darüber hinaus stoßen die Forscher immer wieder auf Steinwerkzeuge, steinerne Klingen sowie Zähne und Knochen. Und wer weiß, vielleicht ist den Archäologen ja auch noch ein Fund wie der vergönnt, den Franz Keller einst machte: Er fand bei seinen Grabungen die Schnitzerei einer Rentierdasselfliegenlarve.
Oberstes Ziel ist es jedoch, im Laufe der zwei Wochen den gesamten Abraum zu sichten. „Die Gemeinde ist sehr aufgeschlossen, das ist ein großer Glücksfall für uns“, lobt Wolfgang Naak. Den Heubacher Bürgermeister Frederick Brütting seinerseits freut das Interesse der Archäologen und die Tatsache, dass immer mehr Aufmerksamkeit auf die archäologischen Besonderheiten der Ostalb gerichtet wird.