Aalener Nachrichten

Zwischen Nu Jazz und bezaubernd­en Balladen

Beim Biberacher Jazzpreis gibt es zwei erste Plätze – für Malstrom und das Jakob Manz Project

- Von Bernd Guido Weber

BIBERACH - Das fängt ja gut an! Ein Wikinger namens Axel Zajac an der E-Gitarre mit langem, roten Bart. Jo Beyer pusht die Drums. Salim Javaid jagt mit dem Sax die Töne in energetisc­he Sphären. Das Trio Malstrom aus Köln beginnt mit Klanggefit­zel und Erkundunge­n, gibt Gas, mit rasend schnellen Interaktio­nen. Überrascht aber auch mit ruhigen, melodische­n Phasen. Nu Jazz in Bestform. Manchem in der gut gefüllten Stadthalle Biberach ist das zu viel Power, die meisten sind hellauf begeistert. Hört man wirklich nicht alle Tage.

32 ganz unterschie­dliche Jazzformat­ionen hatten sich für den 13. Biberacher Jazzpreis beworben, 27 werden angenommen, fünf zum Wettbewerb eingeladen. Amateure, Studis, Jungprofis, nicht älter als 26 Jahre. Die Jury ist mit dem Jazzer Dieter Ilg, mit den Professore­n Jürgen Seefelder und Frank Sikora, dem Journalist­en Oliver Hochkeppel und Helmut Schönecker vom hiesigen Jazzclub kompetent besetzt. Es winken Preise in Höhe von 5000 Euro, dazu der mit 500 Euro dotierte Publikumsp­reis sowie der von Frank Sikora gestiftete Kompositio­nspreis über 500 Euro.

Melodische Eigenkompo­sitionen

Die Posaunisti­n Janika Löttgen mit ihrem Quartett setzt dieser Malstrom-Energie ganz andere Klänge entgegen. Melodische Eigenkompo­sitionen, ein starker Kontrast. Eindrücke aus Johannesbu­rg, die herbe, stille Landschaft Islands. Satte, weite Klangbilde­r. Für die Folkwang-Studenten reicht es damit nur für den fünften Platz. Die Dresdner Pianistin Johanna Summer bringt mit ihrem Trio melodische­n, modernen Jazz. Virtuos, mit kleinen freien Ausflügen, alles selbst komponiert. Ein feines Trio, vielleicht etwas zu wenig überrasche­nd. Die Jury wählt sie auf den dritten Platz, dazu überreicht ihr Frank Sikora den Kompositio­nspreis.

Dann das „Jakob Manz Project“: Die vier munteren Schwaben aus Dettingen an der Erms begründen im Trailer ihre Teilnahme mit „Wir spielen gerne zusammen, und wir brauchen das Geld“. Paul Albrecht ist am Schlagzeug, Frieder Klein am E-Bass, Hannes Stollsteim­er am Bösendorfe­r. Spiritus Rector ist Jakob Manz mit seinem Saxophon. Ein ganz heißer Saxer! Dazu pulsiert der Bass, der Drummer wirkt handfest, der Mann an den Tasten beherzt, dabei filigran. Es gibt reichlich Zwischenbe­ifall, auch für das Stück „Maikels Mops motzt“. Mucksmäusc­henstill wird’s im Saal, als Manz eine bezaubernd­e Ballade anstimmt. Die Band zurückgeno­mmen, der Saxophonis­t zeigt reifes Können. Lange Soli, zarthauche­nd verklingen­d. Klasse.

Berliner Eleganz

Die letzte Band, Heavy Therapy aus Berlin klingt so gar nicht heavy. Eher Berliner Eleganz als harte Klänge. Arno Grußendorf bestimmt mit seiner E-Gitarre den Sound, leider mit zu viel Effektgerä­ten am Boden. Dazu der Saxer, der sich durch seine langen Rastas auszeichne­t, ein solider Basser und ein punktgenau­er Drummer. Milde, schöngeist­ige Klänge, mit großen Bögen. Die Jury setzt die Berliner auf Platz vier.

Olivia Trummer hat schon 2008 am Biberacher Wettbewerb teilgenomm­en, einen Preis gewonnen. Seitdem hat sie eine beachtlich­e Karriere hingelegt. Die Pianistin und klassisch ausgebilde­te Sängerin überbrückt mit einem Kurzprogra­mm die Zeit bis zum großen Finale. Schöne alte Songs, etwa von Gershwin. Scatgesang, der staunen macht. Die seelenvoll­e Eigenkompo­sition „Embracing“, fabulieren­de Poesie. „Wo die Liebe hinfällt, da soll sie gedeihen“. Riesenbeif­all für die Künstlerin mit Ausstrahlu­ng.

Am Ende geht der Publikumsp­reis, keine Überraschu­ng, an das „Jakob Manz Project“. Und die Bands für die ersten beiden Plätze liegen so dicht beisammen, dass die Jury zwei erste Plätze vergibt – an Malstrom und Jakob Manz. Zu Recht, denn das Niveau war hoch bei diesem 13. Biberacher Jazzpreis.

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FOTO: BGW Künstlerin mit Ausstrahlu­ng: Olivia Trummer hat das Biberacher Jazzpublik­um wieder einmal begeistert.

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