Ordensgemeinschaften öffnen ihre Tore
Ausstellung „Keys of hope – keys of future“in der Marienpflege zeigt Geschichten von Flüchtlingen
ELLWANGEN (ij) - „Gut. Wir sind da.“So lautete das Motto des bundesweiten Tags der offenen Klöster. In Ellwangen hießen die Sankt-AnnaSchwestern, die Franziskanerinnen von Sießen, die Comboni-Missionare und die Redemptoristen die Besucher willkommen.
ELLWANGEN - „Keys of hope – keys of future“heißt eine Ausstellung von Caritas International und der Marienpflege, die am Freitag im Festsaal des Kinder- und Jugenddorfes Marienpflege eröffnet wurde. Sie widmet sich dem Thema „Geschichten von Flüchtlingen“und zeigt Flüchtlinge zusammen mit ihren Schlüsseln der Hoffnung oder der Zukunft.
Der Bürgerkrieg in Syrien löste eine der größten Flüchtlingswellen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs aus. Die Menschen ließen alles hinter sich: Familie, Freunde, Zuhause. Mit ihnen reisten Angst, aber auch Träume. Viele haben auf der Flucht ihren Haustürschlüssel mitgenommen, in der Hoffnung, eines Tages wieder die Tür zum eigenen Zuhause aufschließen zu können.
„Mein ganzes Leben ist in meinem Haus“
Der Brite Bradley Secker hielt diese stummen Begleiter in seiner Fotostrecke „Syrian Nakbar“fest. Hinter jedem dieser Schlüssel steht ein Mensch, eine Geschichte. „Mein Haus ist zerstört, aber den Schlüssel habe ich noch als Erinnerung“, sagt Salim (57) aus Harasta. „Ich habe den Haustürschlüssel behalten, weil ich hoffe, irgendwann zurückkehren zu können“, unterstreicht Nagua (45). Yusuf (33) aus Homs drückt es so aus: „Mein ganzes Leben ist in meinem Haus. Alle Erinnerungen, alle schönen Tage, alles.“Und Ola (24), ebenfalls aus Homs, fasst das Festhalten an ihrem Schlüssel so zusammen: „Der Schlüssel erinnert mich an mein Leben, als es noch keinen Krieg gab, als ich glücklich war.“
Stefan Teplan, Journalist, Dolmetscher, Wirtschaftskorrespondent, Buchautor und seit 2004 Mitarbeiter bei Caritas International, führte in die Ausstellung ein. Derzeit seien 65,5 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht vor Krieg, Folter und Terror oder aufgrund ihrer politischen oder religiösen Gesinnung. Im Libanon lebten derzeit 1,2 Millionen syrische Flüchtlinge, bei vier Millionen Einwohnern. „Rechnen Sie das mal auf deutsche Verhältnisse um!“, regte Teplan an und kam auf 20 Millionen Flüchtlinge, die Deutschland im Vergleich aufnehmen könnte.
Der Vorstand der Marienpflege, Ralf Klein-Jung, ging auf das Anliegen der Ausstellung ein – nämlich Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen und Menschen „ein Ansehen“zu geben. Seit Sommer 2015 hat das Kinder- und Jugenddorf Marienpflege fast 400 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge kennengelernt. Berthold Engelke, Bereichsleiter des Fachzentrums Inobhutnahme von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen der Marienpflege im Missionshaus der Comboni-Missionare im Josefstal, befasst sich mit den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die im Kinderdorf begleitet werden. Viele von ihnen sind traumatisiert. Etwa 30 blieben hier in Ellwangen.
Der in Nigeria geborene und aufgewachsene Künstler Chidi Kwubiri aus Köln, der vor 25 Jahren in Deutschland ankam und an der Kunstakademie Düsseldorf studiert hat, stellte das aktuelle, von ihm gestaltete Misereor-Hungertuch vor. Es trägt den Titel „Ich bin, weil du bist“. Die Ausstellungseröffnung gestalteten der 18-jährige Eritreer Abdusalam Mohammed (Klavier) und Musiktherapeut Siegfried Stein musikalisch. Jamal Haydarey präsentierte sich als Rapper, während der junge Eritreer Haben Bayene mit einer Hip-Hop-Einlage beeindruckte.