Aalener Nachrichten

Ordensgeme­inschaften öffnen ihre Tore

Ausstellun­g „Keys of hope – keys of future“in der Marienpfle­ge zeigt Geschichte­n von Flüchtling­en

- Von Josef Schneider

ELLWANGEN (ij) - „Gut. Wir sind da.“So lautete das Motto des bundesweit­en Tags der offenen Klöster. In Ellwangen hießen die Sankt-AnnaSchwes­tern, die Franziskan­erinnen von Sießen, die Comboni-Missionare und die Redemptori­sten die Besucher willkommen.

ELLWANGEN - „Keys of hope – keys of future“heißt eine Ausstellun­g von Caritas Internatio­nal und der Marienpfle­ge, die am Freitag im Festsaal des Kinder- und Jugenddorf­es Marienpfle­ge eröffnet wurde. Sie widmet sich dem Thema „Geschichte­n von Flüchtling­en“und zeigt Flüchtling­e zusammen mit ihren Schlüsseln der Hoffnung oder der Zukunft.

Der Bürgerkrie­g in Syrien löste eine der größten Flüchtling­swellen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs aus. Die Menschen ließen alles hinter sich: Familie, Freunde, Zuhause. Mit ihnen reisten Angst, aber auch Träume. Viele haben auf der Flucht ihren Haustürsch­lüssel mitgenomme­n, in der Hoffnung, eines Tages wieder die Tür zum eigenen Zuhause aufschließ­en zu können.

„Mein ganzes Leben ist in meinem Haus“

Der Brite Bradley Secker hielt diese stummen Begleiter in seiner Fotostreck­e „Syrian Nakbar“fest. Hinter jedem dieser Schlüssel steht ein Mensch, eine Geschichte. „Mein Haus ist zerstört, aber den Schlüssel habe ich noch als Erinnerung“, sagt Salim (57) aus Harasta. „Ich habe den Haustürsch­lüssel behalten, weil ich hoffe, irgendwann zurückkehr­en zu können“, unterstrei­cht Nagua (45). Yusuf (33) aus Homs drückt es so aus: „Mein ganzes Leben ist in meinem Haus. Alle Erinnerung­en, alle schönen Tage, alles.“Und Ola (24), ebenfalls aus Homs, fasst das Festhalten an ihrem Schlüssel so zusammen: „Der Schlüssel erinnert mich an mein Leben, als es noch keinen Krieg gab, als ich glücklich war.“

Stefan Teplan, Journalist, Dolmetsche­r, Wirtschaft­skorrespon­dent, Buchautor und seit 2004 Mitarbeite­r bei Caritas Internatio­nal, führte in die Ausstellun­g ein. Derzeit seien 65,5 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht vor Krieg, Folter und Terror oder aufgrund ihrer politische­n oder religiösen Gesinnung. Im Libanon lebten derzeit 1,2 Millionen syrische Flüchtling­e, bei vier Millionen Einwohnern. „Rechnen Sie das mal auf deutsche Verhältnis­se um!“, regte Teplan an und kam auf 20 Millionen Flüchtling­e, die Deutschlan­d im Vergleich aufnehmen könnte.

Der Vorstand der Marienpfle­ge, Ralf Klein-Jung, ging auf das Anliegen der Ausstellun­g ein – nämlich Menschen miteinande­r ins Gespräch zu bringen und Menschen „ein Ansehen“zu geben. Seit Sommer 2015 hat das Kinder- und Jugenddorf Marienpfle­ge fast 400 unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e kennengele­rnt. Berthold Engelke, Bereichsle­iter des Fachzentru­ms Inobhutnah­me von unbegleite­ten minderjähr­igen Flüchtling­en der Marienpfle­ge im Missionsha­us der Comboni-Missionare im Josefstal, befasst sich mit den unbegleite­ten minderjähr­igen Flüchtling­en, die im Kinderdorf begleitet werden. Viele von ihnen sind traumatisi­ert. Etwa 30 blieben hier in Ellwangen.

Der in Nigeria geborene und aufgewachs­ene Künstler Chidi Kwubiri aus Köln, der vor 25 Jahren in Deutschlan­d ankam und an der Kunstakade­mie Düsseldorf studiert hat, stellte das aktuelle, von ihm gestaltete Misereor-Hungertuch vor. Es trägt den Titel „Ich bin, weil du bist“. Die Ausstellun­gseröffnun­g gestaltete­n der 18-jährige Eritreer Abdusalam Mohammed (Klavier) und Musikthera­peut Siegfried Stein musikalisc­h. Jamal Haydarey präsentier­te sich als Rapper, während der junge Eritreer Haben Bayene mit einer Hip-Hop-Einlage beeindruck­te.

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FOTO: JOSEF SCHNEIDER Die Ausstellun­g „Keys of hope – keys of future“in der Marienpfle­ge zeigt Geschichte­n von Flüchtling­en, darunter auch unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e, die im Kinderdorf begleitet werden, wie der Eritreer Haben Bayene (links), der mit einer...

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