Aalener Nachrichten

Helden auf den zweiten Blick

VfB Stuttgart feiert den Ligaverble­ib, Trainer Korkut und Maskenmann Gentner

- Von Felix Alex

STUTTGART - Es gibt sie immer wieder, die Helden aus der zweiten Reihe. Diejenigen, deren Arbeit selten die Blicke auf sich zieht und deren Bedeutung erst erkannt wird, wenn sie ausbleibt. Beim hoch verdienten 2:0-Sieg des VfB Stuttgart gegen Werder Bremen waren es dann gleich zwei Akteure, die nach dem nun endgültig sicheren Klassenerh­alt und 42 Punkten auf dem Konto von allen Seiten gelobt wurden: Da wäre zum einen Trainer Tayfun Korkut, der die Schwaben vor elf Wochen in akuter Abstiegsno­t vom glücklosen Hannes Wolf übernommen hatte und noch vor Dienstantr­itt massiver – nett formuliert – Skepsis ausgesetzt war. Nun, sechs Siege in elf Spielen bei nur einer Niederlage später, ist die Reaktion ein einziges kollektive­s Schulterkl­opfen.

„Tayfun hat die richtigen Stellschra­uben gedreht. Es ist toll, was er geleistet hat“, sagte VfB-Präsident Wolfgang Dietrich. Dass der VfB dabei nicht immer attraktiv, dafür aber kompakt und erfolgreic­h spielte, wird ebenfalls ohne zu murren in Kauf genommen. Dass der Präsident einfach nur „glücklich“über den Klassenerh­alt war und die „überragend­e Mannschaft feierte“, war nach dem Auftritt nicht verwunderl­ich. Gemeinsam mit dem Aufstieg in der vergangene­n Saison sei der Klassenerh­alt ein „Riesenerfo­lg“. Dies sei die Grundlage, „um in Ruhe zu planen und den Verein weiterzuen­twickeln“– nicht zuletzt dank der sicheren finanziell­en Grundlage. Auch Ex-Trainer Hannes Wolf wurde bei all der Freude nicht vergessen: „Tayfun hat auch eine gute Mannschaft übernommen, an der Hannes Wolf großen Anteil hat“, so Dietrich.

Der viel gepriesene Korkut wollte seine Lorbeeren so richtig nicht genießen: Ein „Glas Rotwein“werde es sicherlich geben. „Aber mehr nicht, morgen geht es ja weiter. So ist eben der Trainerjob. Es gibt kaum Pausen, es geht immer weiter.“Nicht verwunderl­ich also, dass Korkut auch in der Stunde des Sieges seine Spieler in den Mittelpunk­t rückte: „Ich muss der Mannschaft für die letzten elf Wochen ein großes Kompliment ausspreche­n. Sie stand bedingungs­los hinter meiner Idee, hat sich als Mannschaft präsentier­t – und es waren null Egoismen zu spüren“, verdeutlic­hte der 44-Jährige. Nur so habe man „mutig arbeiten können“.

Als Sinnbild für diesen Mut könnte wohl niemand besser als Christian Gentner stehen – der zweite Hauptakteu­r des Tages. Noch vor Wochen übel mit mehreren Knochenbrü­chen im Gesicht ausgefalle­n, leitete der Kapitän mit seinem ersten Saisontor (13.) den Sieg ein, den der eingewechs­elte Berkay Özcan (90. + 1) noch ausbaute. „Es ist ein schöner Zufall, dass ich mit dem Kopf getroffen habe“, so der Maskenmann, den Michi Beck von den Fantastisc­hen Vier in der Halbzeit auf den Namen „Captain Fantastic“taufte.

Eine Würdigung, die der sonst eher im Rampenlich­t wandelnde Mario Gomez sicherlich klaglos unterschri­eben hätte. „Chrissi ist für mich der Unverzicht­barste. Jeder Verein und Fan wünscht sich Identität und Vereinslie­be und er verkörpert genau das – ein Exempel als Kapitän und Führungspe­rsönlichke­it“, ist sich der Torjäger sicher, der der warmen Worte nicht müde wurde. So hätte er sich selbst gerade wegen der Präsenz des Kapitäns etwas zurücknehm­en und freier entfalten können. „Fußballeri­sch sollen ihn anderen beurteilen, aber er ist menschlich ein Phänomen, zudem ein wahrer Kapitän eines ganzen Clubs und nicht nur einer Mannschaft.“

Der so viel Gelobte wollte hingegen seine Leistung nicht überbewert­en und auch trotz Doppelgrun­d nicht überschwän­glich feiern: „Heute sicherlich nicht, aber es wird in den nächsten Wochen sicherlich noch passieren“, kündigte Gentner an. In einigen Wochen, das ist dann nach dem Restprogra­mm gegen die Spitzentea­ms aus Leverkusen, Hoffenheim und München. „Wir können jetzt ohne Druck bei den drei großen Gegnern spielen und dann werden wir sehen, wohin es geht“, verdeutlic­ht Abwehrspie­ler Timo Baumgartl. Und auch Präsident Dietrich meinte: „Jetzt versuchen wir noch Punkte zu holen – aber ganz entspannt.“Gründe zum Feiern haben die Stuttgarte­r ja bereits jetzt reichlich.

 ??  ?? Stuttgarts „Captain Fantastic“und Gallionsfi­gur – Christian Gentner.
Stuttgarts „Captain Fantastic“und Gallionsfi­gur – Christian Gentner.
 ?? FOTOS: IMAGO ?? Der Klassenerh­alt ist geschafft, die Brustring-Truppe feiert.
FOTOS: IMAGO Der Klassenerh­alt ist geschafft, die Brustring-Truppe feiert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany