Aalener Nachrichten

Es geht ja doch

- Von Benjamin Wagener b.wagener@schwaebisc­he.de

Wenn das keine Ansage ist: Bosch-Chef Volkmar Denner stellt sich hin und sagt, die Technik seines Konzerns ermöglicht es, die Stickstoff­emissionen von Dieselauto­s auf bis zu 13 Milligramm pro Kilometer zu senken – und zwar im gesetzlich vorgegeben­en Mix aus Stadt-, Überland- und Autobahnfa­hrten. Eben im Realbetrie­b.

Ob diese Technik den umstritten­en Diesel nun für das nächste Jahrzehnt rettet oder nur seinen Überlebens­kampf für eine kurze Zeit verlängert, muss sich zeigen. Sicher ist: Der Vorstoß des baden-württember­gischen Unternehme­ns verändert die Diskussion um die Zukunft des Diesels und die Debatte um den Abgasbetru­g von Grund auf. Denn in Denner hat nicht der Chef eines kleinen Ingenieurb­üros das neue Maß aller Dinge vorgegeben, sondern der weltgrößte Autozulief­erer. Bosch setzt die gesamte Autoindust­rie und die Politik mit diesen Aussagen unter Zugzwang.

Denn die Offensive von Bosch zeigt: Die Konzerne können komplexe Probleme lösen, wenn sie denn wollen. Jedem Vorstandsc­hef, der wegen strengeren Grenzwerte­n in Wehklagen ausbricht, wird künftig das Beispiel Bosch vorgehalte­n werden. Der Druck auf die Autobauer, auch Besitzern älterer Dieselfahr­zeuge eine angemessen­e Lösung für ihren Wagen anzubieten, wird unausweich­lich steigen. Und all den Lobbyisten, die wegen willkürlic­h gesetzter Grenzwerte einen Angriff auf die gesamte deutsche Autoindust­rie gewittert haben, sind durch diese Weiterentw­icklung nun einige Argumente verloren gegangen.

Vor allem aber: Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer und seine Behörden werden nun nicht mehr umhin können, gesetzlich­e Grenzwerte als das zu behandeln, was sie sind: als Grenzen, die das Erlaubte vom Verbotenen unterschei­den. Nun gibt es erst recht keine Ausrede mehr, den Übertritt eben dieser Grenzwerte nicht streng zu ahnden. Und dass es für die deutsche Autoindust­rie möglich ist, auch innerhalb der gesetzlich­en Grenzen funktionie­rende Systemlösu­ngen zu entwickeln, zeigt das Beispiel Bosch.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany