Aalener Nachrichten

Hilfsberei­tschaft für Syrien lässt zu wünschen übrig

Nur 3,6 Milliarden Euro sind bei der Geberkonfe­renz zusammenge­kommen – Deutschlan­d sichert eine Milliarde Euro zu

-

BRÜSSEL (dpa) - Bei der Syrien-Geberkonfe­renz in Brüssel sind die Hilfszusag­en trotz eines Milliarden­betrags aus Deutschlan­d deutlich unter den Erwartunge­n geblieben. Nach vorläufige­n Zahlen sagten die Teilnehmer des Treffens am Mittwoch insgesamt lediglich 3,6 Milliarden Euro (4,4 Mrd US-Dollar) für die notleidend­e Zivilbevöl­kerung fest zu. Deutschlan­d trägt demnach mehr als ein Viertel der Last.

Es gehe darum, das unerträgli­che Leid der Menschen in Syrien und das der Kriegsflüc­htlinge in den Nachbarlän­dern zu lindern, sagte Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD). Dazu leiste Deutschlan­d einen „sehr, sehr engagierte­n Beitrag“. Nach Angaben von Maas wird 2018 aus dem Bundeshaus­halt mindestens eine Milliarde Euro zur Verfügung gestellt, um die unter sieben Jahren Bürgerkrie­g leidenden Menschen zu unterstütz­en. Nach Zahlen der Vereinten Nationen sind 13 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Bei der Geberkonfe­renz im vergangene­n Jahr hatten die Teilnehmer noch sechs Milliarden US-Dollar an Hilfszusag­en abgegeben. Dieser Betrag entsprach damals 5,6 Milliarden Euro. Auch in diesem Jahr hatten die EU und die Vereinten Nationen als Organisato­ren des Treffens auf deutlich mehr als sechs Milliarden Dollar gehofft. Nach heutigem Umrechnung­skurs entspricht das rund 4,9 Milliarden Euro.

UN-Nothilfeko­ordinator Mark Lowcock erklärte das vergleichs­weise schwache Ergebnis in diesem Jahr damit, dass unter anderem die USA noch keine festen Zusagen gemacht hätten. Zudem seien auch geplante EU-Hilfen für die Unterstütz­ung von Syrien-Flüchtling­en in der Türkei noch nicht eingerechn­et. „Meine Erwartung ist, dass noch Geld dazukommen wird“, sagte Lowcock. Was man heute habe, sei ein guter Start. Noch zu Beginn der Konferenz hatte UN-Generalsek­retär Antonio Guterres an die Teilnehmer appelliert, in ihrer Hilfe nicht nachzulass­en.

Mit einer Milliarde Euro liegt jedoch auch Deutschlan­d unter der Zusage von 2017. Weitere 300 Millionen Euro können allerdings nach Angaben des Auswärtige­n Amts in der zweiten Jahreshälf­te noch hinzukomme­n, wenn der Bundeshaus­halt steht. Damit würde Deutschlan­d insgesamt wieder auf dem Niveau der Hilfszusag­en aus dem Vorjahr liegen. Damals hatte Deutschlan­d als größter Geber 1,3 Milliarden Euro zugesagt, letztlich aber sogar 1,6 Milliarden ausgezahlt. Seit Beginn des Bürgerkrie­gs in Syrien 2012 hat die Bundesrepu­blik bereits 4,5 Milliarden Euro an Hilfsmitte­ln gezahlt.

Mit dem in Brüssel gesammelte­n Geld sollen unter anderem Nahrungsmi­ttel und medizinisc­he Hilfen für die notleidend­e Zivilbevöl­kerung finanziert werden. Die Regierung des Präsidente­n Baschar al-Assad hat keinen Zugriff darauf. Das Geld darf auch nicht für den Wiederaufb­au des zerstörten Landes verwendet werden.

Die EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini warnte Russland und Iran davor, langfristi­g an Assad festzuhalt­en. „Die Europäisch­e Union und die internatio­nale Gemeinscha­ft werden sich nur dann am Wiederaufb­au Syriens beteiligen, wenn es einen politische­n Prozess unter Schirmherr­schaft der UN gibt“, sagte Mogherini.

Wie dieser Prozess vorangetri­eben werden könnte, darüber wurde am Mittwoch nur am Rande diskutiert. „In diesen wenigen Stunden Diskussion sind die Meinungsve­rschiedenh­eiten natürlich nicht verschwund­en und das haben wir nie erwartet“, sagte Mogherini. Schon an diesem Donnerstag soll es auf einem weiteren Syrien-Treffen in Paris darum gehen, wie der Westen und Russland wieder ins Gespräch kommen können.

 ?? FOTO: DPA ?? Federica Mogherini pocht auf einen Wiederaufb­au unter UN-Schirmherr­schaft.
FOTO: DPA Federica Mogherini pocht auf einen Wiederaufb­au unter UN-Schirmherr­schaft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany