Aalener Nachrichten

Superhelde­n aller Länder, vereinigt Euch!

Mit „Avengers: Infinity War“bringt Marvel heute die bislang ausufernds­te Comic-Adaption ins Kino

- Von Daniel Drescher Avengers: Infinity War.

Mit dem ersten Auftritt von Robert Downey Jr. als „Iron Man“startete vor zehn Jahren das „Marvel Cinematic Universe“. Binnen einer Dekade sind die miteinande­r verknüpfte­n ComicVerfi­lmungen mit einem Einspieler­gebnis von fast 15 Milliarden US-Dollar zur erfolgreic­hsten Filmreihe aller Zeiten avanciert. Mit „Avengers: Infinity War“, dem 19. Abenteuer dieses Kinouniver­sums, kommt jetzt der bisher überborden­dste Streifen aus den zu Disney gehörenden Marvel Studios auf die Leinwand.

Unter dem Namen „Avengers“haben unter anderem Captain America (Chris Evans), Iron Man, Hulk (Mark Ruffalo) und Black Widow (Scarlett Johansson) bereits mehrfach die Welt gerettet. Doch in ihrem dritten gemeinsame­n Film bekommt es die titelgeben­de Vereinigun­g von übermächti­gen Charaktere­n mit ihrem bisher härtesten Gegner zu tun. Thanos (Josh Brolin) macht sich nach mehreren gescheiter­ten Versuchen diverser Handlanger selbst auf die Suche nach den sogenannte­n Infinity-Steinen. Wenn der übermächti­ge Titan alle sechs dieser Artefakte in seinen Besitz geschafft hat, kann er damit nach Gutdünken Leben auslöschen. Mit der Weltherrsc­haft gibt sich dieser Bösewicht nicht zufrieden, er will lieber die Hälfte allen Lebens ausmerzen, um ein angebliche­s Gleichgewi­cht herzustell­en. Die Avengers müssen sich Verbündete suchen, um diesen Wahnsinnsp­lan zu vereiteln – und selbst im Bunde mit weiteren Superhelde­n ist ein Sieg über den Angstgegne­r noch lange nicht selbstvers­tändlich ...

„Avengers: Infinity War“ist der Kulminatio­nspunkt eines beispiello­sen Kinouniver­sums, das zuletzt im April mit „Black Panther“einen neuen Rekord aufstellte. Der Film über den ersten schwarzen Superhelde­n im Marvel-Kosmos ist in den USA der erfolgreic­hste Superhelde­nfilm der Geschichte. Auch der darin zu Ehren gekommene Herrscher des fiktiven afrikanisc­hen Landes Wakanda (Chadwick Boseman) gesellt sich nun an die Seite der Avengers, ebenso wie die „Guardians of the Galaxy“, die dem Marvel-Kanon in bisher zwei Kinofilmen eine humorvolle Science-Fiction-Facette hinzufügte­n. Im Aufeinande­rtreffen dieser unterschie­dlichen Gestalten liegt denn auch die größte Stärke des Films, gar nicht so sehr in den bombastisc­hen Actionszen­en. Wenn der nordische Donnergott Thor (Chris Hemsworth) sich mit dem schießwüti­gen Waschbär Rocket Raccoon verbrüdert und die beiden großen Egos von Iron Man und Doctor Strange (Benedict Cumberbatc­h) aufeinande­rprallen, passiert das mit dem typischen Humor, der bisher alle Marvel-Filme ausmachte. Zwar zelebriert der Film derlei Momente nicht ganz so meisterhaf­t wie im ersten „Avengers“-Film 2012, doch da schwang eben auch der Zauber des ersten Augenblick­s mit. Die bis dato allein agierenden Figuren wie Thor und Hulk trafen wie in einer Weltenrett­er-WG aufeinande­r und mussten sich als Team erst finden, was für den Zuschauer ein großer Spaß war.

Das Ende einer Ära

„Infinity War“hingegen ist für einen Marvel-Film trotz humorvolle­r Passagen ungewöhnli­ch düster. Da wirkt es nur konsequent, wenn der einzige Song im ansonsten orchestral­en Soundtrack ertönt, während die Guardians of The Galaxy wie in ihren anderen Filmen zu lässigem 70erJahre-Soul durchs Weltall cruisen.

Und diesmal bedeutet der Krieg im Titel auch wirklich Tote. Als sich die Avengers in „Civil War“über die Frage staatliche­r Superhelde­nkontrolle zerstritte­n, waren die Konsequenz­en überschaub­ar und es gab keine richtigen Opfer. Mit Thanos ändert sich das. Josh Brolin spielt den Schurken mit einer überwältig­enden physischen Präsenz, auch wenn etwas weniger Computeref­fekte dem Aussehen des Muskelberg­es nicht geschadet hätten. Bisher waren Marvel-Bösewichte oftmals austauschb­ar, Thanos kann man das nicht nachsagen.

Mehr soll hier nicht verraten werden. Die Regisseure Joe und Anthony Russo rieten Fans im Vorfeld von der Nutzung sozialer Medien und des Internets ab, wenn sie einen großen Bogen um Spoiler machen wollten. Es deutet sich aber bereits früher an, dass „Infinity War“einen Wendepunkt darstellen würde. Vom Ende einer Ära ist die Rede.

Den Russo-Brüdern, die auch schon bei „Captain America: Winter Soldier“und „Civil War“Regie führten, ist es gelungen, die bisherigen Filmwelten der Marvel-Charaktere schlüssig zu einem Superhelde­nGipfeltre­ffen zu verzahnen. Sicher ist aber auch: Der nicht einsteiger­taugliche Film wird unter Fans diskutiert werden – ebenso wie die Frage, wie es in der Fortsetzun­g „Avengers 4“nächstes Jahr weitergeht. Regie: Anthony und Joe Russo. Mit: Robert Downey Jr., Josh Brolin, Chris Evans, Scarlett Johansson, Chadwick Boseman, Chris Pratt. 149 Minuten. FSK: ab 12.

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FOTO: MARVEL STUDIOS 2018 Mit vereinten Superkräft­en: Black Panther (Chadwick Boseman), Captain America (Chris Evans), Black Widow (Scarlett Johansson) und Winter Soldier (Sebastian Stan) rüsten sich für die Schlacht.

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