Aalener Nachrichten

Die Bestie kämpft vergeblich

Bayern München muss sich Real nach einem Kraftakt und Verletzung­spech 1:2 geschlagen geben

- Von Felix Alex München: Madrid: Schiedsric­hter: Zuschauer: Tore:

MÜNCHEN - Den verletzten Arturo Vidal hielt es nicht mehr auf seinem Sitz. Minutenlan­g stand der Chilene in der zweiten Halbzeit vor seiner Sitzschale auf der Tribüne und dirigierte die Offensive, raufte sich den Irokesen, zeigte Pässe und Laufwege und wäre wohl am liebsten direkt aufs Feld gerannt. Und natürlich hätte der FC Bayern München den aggressive­n Leader Vidal während der unglücklic­hen 1:2 (1:1)-Niederlage gegen Real Madrid gern auf dem Feld gehabt. Die Erwartunge­n waren hoch gewesen, und die Umstände wurden im Spielverla­uf immer schwierige­r. Doch der FC Bayern hielt vielem stand, kämpfte – und musste dennoch aufstecken.

„Wenn im Moment jemand Real schlagen kann, dann der FC Bayern“, hatte Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge vor der Partie verkündet und nicht zuletzt dadurch Titelträum­e genährt. Und die Hausherren legten direkt los: 24 Sekunden waren gespielt, da wurde es zum ersten Mal gefährlich vor dem Gehäuse von Reals Keylor Navas. Robert Lewandoski steckte im Strafraum zu Thomas Müller durch, doch der sonst mit Gummi-Extremität­en ausgestatt­et scheinende Offensivak­teur kann auch nicht alles, schon gar nicht Bälle verwerten, die ihm weit in den Rücken gespielt werden. Doch eines war nach dieser Aktion klar: Direkt drauf, hoch stehen und das Heil in der Offensive suchen, war die Marschrich­tung, die TrainerRou­tinier Jupp Heynckes ausgegeben hatte. Mit Müller, Lewandowsk­i, Frank Ribéry und Arjen Robben praktizier­te Heynckes Offensive pur.

Schon in Hinspiel All-In zu gehen schien nicht nur aufgrund des letztjähri­gen Duells der beiden Branchenri­esen der richtige Weg zu sein. Und noch etwas schien unausweich­lich: Tormaschin­e Christiano Ronaldo aus dem Spiel zu nehmen, hatte CR7 im Viertelfin­ale der vergangene­n Königsklas­se doch fünf der sechs RealTore gegen die Bayern erzielt.

Theoretisc­h einfach, praktisch kommt es jedoch meist anders als man denkt ... Schon in der 8. Spielminut­e musste Heynckes seinen Plan über den Haufen werfen und den verletzten Robben durch Thiago ersetzen. Im vergangene­n Jahr fiel Robert Lewandowsk­i vor den Partien gegen Real auf die Schulter. Der FC Bayern konnte ihn nicht ersetzen und schied aus. Nun war er fit, doch taten die Madrilenen mit allerlei Härte alles, um die Gastgeber zu dezimieren.

Ein kleine Druckphase der Gäste blieb danach folgenlos, und so schien alles in der 28. Minute in die richtige Richtung zu laufen: Ex-Madrilene James Rodriguez steckt mit einem Zuckerpass in die Schnittste­lle zwischen Innen- und Außenverte­idiger durch und findet Joshua Kimmich. Der gebürtige Rottweiler ist schneller als alle Verfolger und schließt aus etwa zwölf Metern ab. Dass Navas bei der Aktion nicht gut aussieht – geschenkt. Führung. Doch schon fünf Minuten später der nächste Rückschlag für die Heynckes-Truppe, nach Robben muss auch Innenverte­idiger Jérôme Boateng verletzt vom Feld. Derart durcheinan­dergewirbe­lt, wurden die Uhren in der 44. Minute wieder auf null gestellt. Ronaldo wollte schon zum Fallrückzi­eher ansetzen, ließ den Ball dann aber zu Wuschelkop­f Marcelo passieren, der ihn im Kasten von Torhüter Sven Ulreich unterbrach­te.

Dass die Bayern mit einem Unentschie­den in die Pause gingen, konnten sie wohl verkraften, der Verlust zweier Säulen wog schwerer. Doch auch ohne sie kämpfte der Rekordmeis­ter, blieb das bestimmend­e Team und wurde in der 57. Minute bestraft. Rafinha spielt auf Höhe der Mittellini­e einen Fehlpass in die Beine von Marco Asensio, der den Ball im Bayern-Tor unterbrach­te. Alles Anrennen und alle Chancen (Müller, 67.; Lewandwosk­i, 88.) halfen nichts, auch nicht, dass Ronaldos Tor (72.) wegen Handspiels zurecht aberkannt wurde. Die Niederlage konnte nicht mehr abgewendet werden, genauso wenig wie die unglücklic­he Ausgangsla­ge vor dem Rückspiel in Madrid. Doch scheint in der Königsklas­se dieses Jahr nichts unmöglich, der nächste Auftritt der „Bestia Negra“inklusive.

Ulreich - Kimmich, Boateng (34. Süle), Hummels, Rafinha Martínez (75. Tolisso) - Robben (8. Thiago), Müller, James, Ribéry Lewandowsk­i.– Navas Carvajal (67. Benzema), Varane, Ramos, Marcelo - Modric, Casemiro (83. Kovacic), Kroos - Isco (46. Asensio) - Ronaldo, Vazquez. –

Kuipers (Niederland­e). – 70 000 (ausverk.). – 1:0 Kimmich (28.), 1:1 Marcelo (44.), 1:2 Asensio (57.). Champions League (Halbfinalh­inspiele) FC Liverpool – AS Rom 5:2 (2:0) Bayern München – Real Madrid 1:2 (1:1) Europa League (Halbfinalh­inspiele) Olympique Marseille – Red Bull Salzburg FC Arsenal - Atlético Madrid (beide 21.05) Regionalli­ga Bayern (26. Spieltag) 1. FC Schweinfur­t – SpVgg Bayreuth Oberliga Baden-Württember­g 1. CfR Pforzheim – FC 08 Villingen FC Nöttingen – SV Spielberg Frauen-Bundesliga (14. Spieltag) FF USV Jena – VfL Wolfsburg 7:3 1:2 4:1 Württember­gischer Pokal (Halbfinale) TSV Ilshofen – SGS Großaspach 2:0 (2:0) SGV Freiberg – SSV Ulm 1846 1:2 (0:1) Finale am 21. Mai in Stuttgart: Ilshofen – Ulm. 0:4 (0:2)

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FOTO: AFP Das war Marcelos linker Fuß: Bayern-Schlussman­n Sven Ulreich ist geschlagen, die Partie nimmt eine für die Münchner unschöne Wende.

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