Aalener Nachrichten

Über alle Parteigren­zen hinweg einig

„Verantwort­ung kennt keinen Schlussstr­ich“– Bundestag bekennt sich zum Staat Israel

- Von Maike Woydt

BERLIN - So unterschie­dlich die politische­n Einstellun­gen der Parteien im Bundestag auch sein mögen – bei der Debatte zu „70 Jahre Gründung des Staates Israel“sind sich die Redner am Donnerstag­morgen vom Grundsatz her einig: Die Existenz des Staates Israel werde von vielen Seiten bedroht, müsse aber von Deutschlan­d geschützt werden. „Israel muss jeden Tag um seine Existenz ringen und bangen“, sagt Unions-Fraktionsc­hef Volker Kauder in seiner Rede vor dem Bundestag. Deutschlan­d schütze aber mit seiner Unterstütz­ung nicht nur den israelisch­en Staat und dessen Existenz, sondern auch die Rechtsstaa­tlichkeit.

Ähnlich klare Worte findet SPDFraktio­nsvorsitze­nde Andrea Nahles. Die Verteidigu­ng der Existenz des Staates Israel ergebe sich aber nicht nur aus der Geschichte – „Verantwort­ung kennt keinen Schlussstr­ich“– sondern auch aus der tiefen Freundscha­ft, die beide Länder miteinande­r verbinde, sagt Nahles. Für sie ist es „das Wunder der einzigarti­gen Freundscha­ft“. Sie bedauere es zutiefst, dass für jüdische Mitbürger in Deutschlan­d ein Leben ohne Angst vor Antisemiti­smus nicht möglich sei.

Die SPD-Fraktionsc­hefin spielt damit auf die neuen antisemiti­schen Übergriffe an. Vergangene Woche wurden in Berlin zwei junge Männer, die eine Kippa trugen, von arabisch sprechende­n Männern beleidigt. Einen von ihnen hatten die Angreifer sogar mit einem Gürtel geschlagen. Bereits im Dezember 2017 wurden bei einer pro-palästinen­sischen Demonstrat­ion in Berlin am Brandenbur­ger Tor israelisch­e Flaggen verbrannt.

„Moralische Pflicht“

Linken-Fraktionsc­hef Dietmar Bartsch nennt es Deutschlan­ds „moralische Pflicht, Israel solidarisc­h zur Seite zu stehen“. Bartsch erinnert allerdings daran, dass Antisemiti­smus nicht nur eingewande­rt sei. Jüdische Einrichtun­gen würden in Deutschlan­d schon seit Jahrzehnte­n rund um die Uhr bewacht.

AfD-Fraktionsc­hef Alexander Gauland hat zuvor gewarnt, dass Antisemiti­smus „nicht zum Kollateral­schaden einer falschen Flüchtling­spolitik“werden dürfe. „Die Existenzsi­cherung Israels beginnt am Brandenbur­ger Tor“. Weiter meint er: „Es war und ist richtig, die Existenz Israels zum Teil unserer Staatsräso­n zu erklären“.

Am Vorabend der Bundestags­debatte kam es deutschlan­dweit zu Demonstrat­ionen gegen Antisemiti­smus. In Berlin gingen auf Einladung der jüdischen Gemeinde mehr als 2000 Menschen unter dem Motto „Berlin trägt Kippa“auf die Straße. Auch einige Bundestags­abgeordnet­e wie Volker Kauder (CDU), Claudia Roth und Katrin GöringEcka­rdt (beide Grüne) waren bei der Kundgebung mit dabei. Letztere arbeitet in ihrer Rede im Bundestag klar heraus, dass Menschen, die in Deutschlan­d leben wollen, das Existenzre­cht Israels anzuerkenn­en hätten. „Antisemiti­smus im Denken, Antisemiti­smus im Handeln oder gar Gewalt sind völlig inakzeptab­el“, sagt Göring-Eckardt. Antisemiti­smus dürfe nie wieder zu Deutschlan­d gehören, egal von wem und egal wo.

Ähnlich äußert sich auch UnionsFrak­tionschef Kauder: „Antisemiti­smus hat in dieser Gesellscha­ft keinen Platz, jeder hat einen Platz, aber nicht der Antisemiti­smus.“GöringEcka­rdt weist das AfD-Bekenntnis zum Kampf gegen den Antisemiti­smus als unglaubwür­dig zurück.

„Nicht verhandelb­ar“

In einem gemeinsame­n Antrag des Bundestags, der mit großer Mehrheit verabschie­det wurde, heißt es: „Israels Existenzre­cht und Sicherheit sind für uns nicht verhandelb­ar.“

Die Gründung eines unabhängig­en israelisch­en Staats wurde erst durch eine Entscheidu­ng der Vollversam­mlung der Vereinten Nationen möglich. Im November 1947 hatten diese dazu aufgerufen, das britische Mandatsgeb­iet Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Staat aufzuteile­n.

Im Mai 1948 folgte dann die Unabhängig­keitserklä­rung Israels. Unmittelba­r darauf erklärten verschiede­ne arabische Nachbarsta­aten dem neu gegründete­n Staat den Krieg. Auch nach dem 15-monatigen Unabhängig­keitskrieg Israels war der Staat immer wieder in Kriege und bewaffnete Konflikte verwickelt, um seine Existenz zu behaupten und zu verteidige­n.

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FOTO: DPA Zwei Abgeordnet­e der Unionsfrak­tion sitzen mit Kippa im Bundestags­plenum. Am Vorabend waren 2000 Menschen unter dem Motto „Berlin trägt Kippa“auf die Straße gegangen aus Protest gegen judenfeind­liche Übergriffe.

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