Der Tod soll nicht der Sozius sein
Polizei klärt an der „Biker-Strecke“B 19 auf und kontrolliert
AALEN/HÜTTLINGEN - Die BikerSaison 2018 ist so gut wie eröffnet. Die vergangene war eine mit traurigem Rekord. 101 Motorradfahrer im Land kehrten von ihren Touren nicht zurück. Um 42 Prozent ist die Zahl der tödlich verunglückten Motorradfahrer damit gestiegen. 19 getötete Motorradfahrer gab es 2017 im Bereich des Polizeipräsidiums mit seinen drei Landkreisen. So etwas darf sich nicht wiederholen, findet die Polizei, weil jeder tote Motorradfahrer einer zu viel ist. Am Donnerstagnachmittag kontrollierten deshalb Beamte des Polizeipräsidiums Aalen und der Bereitschaftspolizei Göppingen Maschinen und ihre Fahrer.
Die B 19 ab Niederalfingen in Richtung Gaildorf ist vor allem an sonnigen Wochenenden eine ziemlich beliebte Zweiradstrecke. Leider genießen hier nicht alle eine entspannte Fahrt durchs Kochertal, sondern verwandeln es in eine Rennstrecke. Etliche Tote gab es hier in den vergangenen Jahrzehnten. Praktisch am „Tor“ins sich dahinwindende Kochertal stehen die Beamten und Beamtinnen, an der Bushaltestelle in Niederalfingen. Allzu viele Biker sind nicht unterwegs. Einer der ersten, der gestoppt wird, ist ein 20-Jähriger aus Hüttlingen, er sitzt auf 200 Pferdestärken und hat einen Rennanzug mit Protektoren an. Das gefällt Jens Schömbucher, Oberkommissar bei der Bereitschaftspolizei in Göppingen, schon mal ganz gut: „Vorbildlich.“Für Stirnrunzeln hatte zuvor ein Motorradfahrer in Jeansjacke gesorgt. Der Schutz bei einem Unfall geht gegen Null. Die BMW S 100 RR des Hüttlingers ist in einem guten Zustand. Nur für eine nachträglich eingebaute Scheibe fehlt das Zulassungspapier, das hat der Fahrer nicht dabei. Der junge Motorradfahrer versichert, dass er immer „relativ normal“fahre und für solche Kontrollen hat er auch viel Verständnis. Wenn er mal die 200 PS ausreizen will, geht er auf eine extra Rennstrecke, sagt er. Dann setzt er den Helm auf und fährt weiter „Gute Fahrt auch weiterhin“, wünscht ihm einer der Beamten. Für 19 Motorradfahrer endete die Ausfahrt im vergangenen Jahr im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Aalen nicht gut. Laut Polizeistatistik waren 18 der Unfälle von den Motorradfahrern selbst verschuldet. Trotzdem trifft auch immer wieder die Autofahrer die Schuld bei Unfällen mit Bikern. Deshalb steht in dem Flyer, der verteilt wird unter anderem, dass man seine schmale Silhouette möglichst gut sichtbar machen sollte, etwa mit einer Warnweste. Und der Rat: „Rechne mit den Fehlern anderer.“Vorne auf dem Heftchen steht „Biker leben intensiver. Von kürzer war nie die Rede.“
Drei BMWs hat die Polizei kontrolliert. Ein älterer Fahrer wird angehalten. „Grüß Gottle“sagt er entspannt. Auch seine GS 1200 ist in tadellosem Zustand. Die Reifen sind neu. Deshalb der Tipp der Kontrolleure: „Aufpassen, die können leicht abschmieren.“Auf der anderen Straßenseite winkt eine Beamtin einen Motorradfahrer auf einer Yamaha Virago raus. Die Papiere werden geprüft, das Motorrad ist zwar betagt, aber in Ordnung. Am Auspuff ist etwas Rost und der TÜV in einem Monat fällig. Er habe schon einen Werkstatttermin, erklärt der Fahrer.
Es geht auch um die Anwohner
Nach einer Stunde Kontrolle zieht die Polizei weiter kocherabwärts nach Reichertshofen, wo die Bundesstraße besonders kurvig ist. Das ist aber nicht der Grund. Immer wieder, erklärt Einsatzleiter Klaus Stürzl, beschweren sich die Anwohner über den Lärm von durchrasenden Maschinen oder über den von manipulierten Zweirädern, bei denen der „Dezibel-Killer“entfernt wurde. Deshalb geht es bei den Kontrollen nicht nur um Sicherheit und Unfallvermeidung, sondern auch um den Schutz der Anwohner. Verglichen mit einem warmen Wochenende waren gestern zur Kontrollzeit wenige Biker unterwegs. „Aber Pfingsten kommt erst noch“, weiß der Hauptkommissar: Je nach Wetter ist dann die Saison so richtig eröffnet.