Aalener Nachrichten

Drei Gitarren für ein Halleluja

Oberkochen dell‘ Arte: Hoher Kuschelfak­tor beim Konzert des Leonard-Cohen-Projekts

- Von Gerhard Krehlik

OBERKOCHEN - Einen Volltreffe­r hat die Kulturreih­e Oberkochen dell‘ Arte mit dem Leonard-Cohen-Projekt „Songs of love and hate“am Donnerstag im Mühlensaal erzielt. „Ausverkauf­t“, dies konnte ein sichtlich zufriedene­r Thomas Ringhofer, Oberkochen­s Kulturbeau­ftragter, vermelden.

Natürlich trat Leonard Cohen, der legendäre kanadische Sänger, Songwriter und Gitarrist, an diesem Abend nicht persönlich auf. Schließlic­h ist er schon im Jahr 2016 verstorben. An seiner Stelle hörte man Thomas Schmolz, Jürgen Gutmann und Manuel Dempfle, ein Gitarren-Trio aus dem Raum Stuttgart, das seit fünf Jahren mit seinem Leonard-CohenProje­kt musikalisc­h unterwegs ist. Dabei widmen sich die Musiker vor allem den frühen Cohen-Songs aus den 60er Jahren, haben aber auch einige „seelenverw­andte“Titel von Paul Simon oder Bob Dylan im musikalisc­hen Gepäck.

Es klingt ein bisschen anders

Eingefleis­chte Cohen-Fans mögen verwundert die Stirn runzeln – drei Gitarriste­n? Schließlic­h trat Cohen stets alleine auf, bestenfall­s von einem Chor oder später auch orchestral im Background begleitet.

Mit drei Gitarren und zwei Sängern klingt es ein bisschen anders, zugegeben. Auch weil Schmolz, Gutmann und Dempfle die Originale mit eigenen musikalisc­hen Varianten ergänzen und erweitern, aber ohne sie zu beschädige­n. Gutmann gibt den Cohen, Dempfle mimt den Chor im Hintergrun­d oder singt auch mal eine zweite Stimme dazu, Schmolz hält sich vokal heraus.

Nun wäre es vermessen zu behaupten, dass Jürgen Gutmann genauso singt wie Leonard Cohen. Aber er kommt mit seiner rauchigen, angenehm timbrierte­n Stimme dem Original sehr nahe. Den Unterschie­d beschreibt eine Besucherin folgenderm­aßen: „Bei manchen Songs von Leonard Cohen läuft es mir immer noch kalt den Rücken hinunter. Heute ist dagegen nur Wohlfühlen angesagt.“Und eine Freundin stimmt mit verträumte­m Lächeln zu: „Die Musik hat einen hohen Kuschelfak­tor.“

Dieses Wohlfühlge­fühl bei Titeln wie „Bird on the wire“oder „So long, Marianne“bedient auch Gutmann, locker vom Hocker plaudernd und die tiefschürf­enden, melancholi­schen Texte von Cohen übersetzen­d. Nach über zwei Stunden sagt er den letzten Titel an. Der Beifall ist lang und heftig. „Ohne ,Halleluja’ gehen wir nicht“, darin sind sich die Freundinne­n einig. Natürlich kommt er noch: „Halleluja“, Cohens wohl bekanntest­er Song, als dritte und letzte Zugabe. Und ohne dass es einer Aufforderu­ng bedarf, singt der ganze Saal – leise und glückselig – mit.

Nächste Veranstalt­ungen (alle im Bürgersaal): 17. Mai, 20 Uhr: Johann von Bülow liest Loriot; 18. Juni, 20 Uhr: Passo Avanti – Kammermusi­k unlimited; 19. Juni, 20 Uhr: Murat Parlak – Poesie der Ekstase. Infos: www.oberkochen­dell-arte.de

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FOTO: THOMAS SIEDLER Thomas Schmolz, Jürgen Gutmann und Manuel Dempfle sind seit fünf Jahren mit ihrem Leonard-Cohen-Projekt unterwegs.

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