Irritation und Frustration im Gemeindebrief
Im Interview stellt Pfarrer Wolfgang Sedlmeier die Hintergründe klar und berichtet von seinen Hobbys
AALEN I- n seinem neuesten Gemeindebrief „Ein Jahr in Aalen“sorgte Pfarrer Wolfgang Sedlmeier mit Begriffen wie „Irritation“und „Frustration“für einige Verwirrung. Der leitende Pfarrer der katholischen Seelsorgeeinheit Aalen stellt im Interview mit Johannes Müller von den „Aalener Nachrichten“die Hintergründe klar. Außerdem beantwortet er Fragen nach seiner Freizeittätigkeit.
Sie sprachen in Ihrem jüngst erschienenen Gemeindebrief von „Irritation“durch Ihr Kommen nach Aalen und dass Ihnen sogar nahe gelegt worden sei, wieder zu gehen. Das hat unter den Lesern des Gemeindebriefs Erstaunen und Verwunderung verursacht. Was war der Hintergrund der Irritation?
Wenn sich was verändert, kommt es leicht zu Irritationen. Das gilt auch für Leute, die mir als neuem Pfarrer in Aalen begegnen. Da gibt es das Problem der Milieuangleichung. Wenn Rottenburg der Ansicht gewesen wäre, dass durch mein Kommen nach Aalen ernsthafte Störungen der Harmonie entstanden wären, dann wäre ich auch ohne Groll wieder gegangen. Aber Rottenburg hat mir den Rücken gestärkt, viele Leute haben mich freundlich aufgenommen und so bin ich geblieben.
Wie ist das mit der „Frustration“zu verstehen, die laut Gemeindebrief durch Gleichgültigkeit und Resignation entstanden sei? War das heftige Bild vom Pfarrer, der als Sprengmeister mit Dynamit dagegen kämpft, angebracht?
Die Frustration war auf die gesamtkirchliche Situation bezogen, die sich allerdings auch in Aalen wie überall durch Apathie und Müdigkeit im Glauben bemerkbar macht. Wer dies als festgefügte Mauer empfindet, kommt leicht auf das Bild des Aufsprengens durch Glaubenskraft als Dynamit. Ich wollte niemand damit umbringen!
Ist das Pastoralteam wirklich so eine große Hilfe, wie sie schreiben, wenn doch einige Stellen unbesetzt sind?
Es sind tatsächlich drei Stellen unbesetzt und ein Pastoralreferent fehlt schon länger durch Krankheit. Dadurch können 50 Prozent der Studentenseelsorge nicht erteilt werden. Wir sind aber in der glücklichen Lage, durch Pfarrer Franz Maywurm eine gute Aushilfe zu haben. Demnächst wird auch die Ausbildungsstelle zum Pastoralreferenten in Aalen neu besetzt.
Was haben Sie in Ihrem ersten Jahr in Aalen konkret erreicht und was sind Ihre nächsten Ziele?
Ich wurde in den drei Gemeinden der Seelsorgeeinheit gut aufgenommen. Mein Anliegen mit dem Erhalt der Augustinuskirche ist hervorragend angekommen. Noch vor dem Sommer wird meine Idee eines Rundwanderweges zu den vier Kreuzen rund um die Augustinuskirche realisiert. Mit der Sanierung der Marienkirche geht es voran und der Förderkreis Sankt Maria leistet gute Arbeit. Rottenburg gewährt ausgesprochen großzügige Unterstützung. Die Einbeziehung der Spendenbereitschaft der Gemeinde in die Finanzierung halte ich für durchaus legitim. Demnächst wird im Gesamtkirchengemeinderat die Beschlusslage „Profanierung dreier Aalener Kirchen“erörtert und neue Möglichkeiten zur Modifizierung überlegt. Ein neuer Weg soll gefunden werden. Rottenburg will sich nicht einmischen.
Was halten Sie von der Ökumene in Aalen und von der jüngsten Kritik an der gemeinsamen Eucharistie für konfessionsverschiedene Ehepaare?
Die Ökumene hat sich in Aalen über Jahrzehnte bewährt. Die ökumenische Zusammenarbeit ist angenehm. Manchmal wünsche ich mir ein wenig mehr Herzlichkeit untereinander. Für den Ausschluss evangelischer Christen von der Eucharistie fehlt mir das Verständnis. Ich fühle mich dem evangelischen Standpunkt näher: Es kommt doch auf die Begegnung mit Christus in tiefer Weise an. Darüber könnte man sich verständigen.
Bleibt Ihnen noch genügend Freizeit für Ihre Hobbys wie das Züchten von Zucchinis im Pfarrgarten und das Schwimmen im Bucher Stausee?
Die Zucchini sind schon eingesät und wachsen bald. Auch die Bohnen gedeihen. Hoffentlich ist der Sommer lang genug, dass ich nach der Abendmesse noch zum Schwimmen im Bucher Stausee komme.