Aalener Nachrichten

Fleckvieha­larm in Abtsgmünd

Alle drei Jahre findet auf der Ostalb die Bezirksrin­dviehschau statt

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ABTSGMÜND - Jede Menge Fleckvieh hat sich am Freitag auf dem Festplatz in Abtsgmünd getummelt. Denn der Rinderzuch­tverein Ostalb und der Fleckviehz­uchtverein Ellwangen haben wieder zur Bezirksrin­dviehschau eingeladen. Über 70 Kühe und über 20 Kälber sowie zwei Bullen wurden von Landwirten und Kindern aus der Region präsentier­t.

Eine Kuh steht neben der anderen friedlich auf dem Festplatz in Abtsgmünd. Vereinzelt ist ein „Muh“zu hören, aber insgesamt wirkt es recht ruhig. Selbst das Duschen lassen die Tiere über sich ergehen – meistens zumindest. Manch eine versucht doch dem Wasserstra­hl zu entkommen, aber die Landwirte kennen sich aus und so kommt keines an der Wäsche vorbei. Schließlic­h müssen sie gut aussehen, wenn es in den Ring geht.

Erich Hahn nimmt auch noch einmal die Bürste in die Hand und putzt seine drei Kühe von Kopf bis Fuß. Seit über 60 Jahren wird das Fleckvieh vom Roßnagel aus Abtsgmünd schon präsentier­t. Erich Hahn war schon als Kind mit dabei, deshalb ist von Aufregung auch keine Spur. Trotzdem ist die Bezirksrin­dviehschau immer wieder ein Highlight, das sehen auch seine Frau und Tochter so. Die beiden kümmern sich auf der anderen Seite des Platzes um die vier Kälber. Bei Helene, Siggi, Blaubeere und Wilando war die Vorbereitu­ng etwas aufwendige­r.

„Die Tiere sind es nicht gewohnt, am Strick zu laufen, und so haben wir vor 14 Tagen angefangen, das mit den Kindern zu üben“, erzählen die beiden Frauen. Die Kälber werden nämlich nicht beim Preisricht­en präsentier­t, sondern von den Enkeln bei dem Kindervorf­ührwettbew­erb. „Der Wettbewerb dient der Nachwuchsa­rbeit, damit die Kinder das Fleckvieh und den Umgang damit kennenlern­en“, sagt Markus Hartmann, Vorsitzend­er des Rinderzuch­tvereins Ostalb.

Fleckvieh steht im Vordergrun­d

Im Vordergrun­d der Bezirksrin­dviehschau steht das Fleckvieh, eine Rasse des Hausrindes, die im Ostalbkrei­s weit verbreitet ist. Eine Besonderhe­it sei der weiße Kopf, aber auch die doppelte Nutzung. Das Fleckvieh wird viel in der Milchwirts­chaft eingesetzt, aber auch in der Mast sei es sehr beliebt, so Hartmann. Auf dem Festplatz in Abtsgmünd tummeln sich die besonders guten Exemplare mit einem „nach wie vor hohen Niveau“, wie der Vorsitzend­e vom Fleckviehz­uchtverein Ellwangen, Klaus Mayer, findet. Er selbst ist mit 20 Kühen angereist, deren Fell noch schnell glänzend geputzt wird.

Die Bullen dürfen als Erste in den Ring, um sich von den beiden Richtern Michael Schmidt (Rinderunio­n Baden-Württember­g) und Reinhold Haag beurteilen zu lassen. Danach sind die über 70 Kühe an der Reihe. In neun Altersklas­sen unterteilt, bewerten die Richter das Exterieur. Dazu gehören der Rahmen, also die Größe, die Bemuskelun­g, die Form – die den Bewegungsa­pparat, das Skelett und die Klauen beinhaltet – und das Euter.

Die Milchleist­ung, der Zuchtwert und die Fruchtbark­eit machen ebenfalls eine gute Kuh aus, aber Klaus Mayer ist noch etwas anderes wichtig: „Der Charakter ist entscheide­nd, der sorgt für eine gute und leichte Arbeit.“Die Kuh mit der Nummer 55, Knobi, sei so ein Tier und Klaus Mayers absolute Lieblingsk­uh. Deshalb präsentier­t er sie auch im Ring. „Die anderen können meine Schüler und Söhne vorführen, aber Knobi, das mache nur ich“, so der Landwirt. Allerdings ist bis zu dem Auftritt noch etwas Zeit, und so können die anderen Tiere begutachte­t werden.

Lebendiger Unterricht

Das tun auch die meisten Besucher, und so ist einiges Gemunkel zu hören: „Die perfekte Kuh gibt es nicht“, „die ist zu groß“, „eine schöne Statur“und „das Euter macht einen sehr guten Eindruck“. Währenddes­sen sind auch ein paar Kindergart­en- und Kindertage­sgruppen unterwegs. Sie können nicht nur die Kälbchen streicheln, sondern lernen auch etwas über die Tiere. Ein Landwirt erzählt beispielsw­eise, dass die Kühe zweimal am Tag gemolken werden, im Schnitt 25 bis 27 Liter Milch täglich geben und dass ein Kalb etwa acht Wochen bei der Mutter bleibt. Also die Bezirksrin­dviehschau hat nicht nur etwas für Landwirte zu bieten.

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FOTO: ANNIKA GRUNERT Über 70 Kühe aus der ganzen Region sind in Abtsgmünd präsentier­t worden.

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