BUND-Regionalvorsitzender Werner Gottstein
Weil die Nachfrage nach Wohneigentum enorm ist, werden immer neue Bauplätze ausgewiesen und damit Flächen verbraucht. Wie könnte man das stoppen?
Die Mentalität „Ein eigenes Haus ist Gold wert“kann man nicht ändern, aber man kann sie vielleicht zukunftsfähig machen. Es zeichnet sich ab, dass wir künftig WitwenViertel bekommen werden, wo in großen Häusern nur noch eine Person wohnt statt wie früher eine ganze Familie. Hier müssen wir neue Wege gehen. Es sollten daher mehr Mehrfamilienhäuser entstehen, auch mit der Möglichkeit, dort Einliegerwohnungen einzurichten. Dadurch, dass mehr Menschen zusammenleben, steigt auch der soziale Zusammenhalt. Natürlich sind hier auch landschaftsästhetische Abwägungen zu treffen. Große Hochhäuser passen sicherlich eher nach Aalen als nach Unterschneidheim.
Gemeinden weisen Bauplätze aus, weil sie junge Familien anziehen wollen, um zukunftsfähig zu bleiben.
Zunächst sollten die Verantwortlichen nachdenken, was ein Baugebiet eine Gemeinde kostet. Wenn zehn Bauplätze vorgehalten werden, für die es nur vier Interessenten gibt, muss die Allgemeinheit die Kosten tragen. Sinnvoller ist es, in anderen Ortsteilen oder Orten die Baugebiete erst voll werden zu lassen. Wenn wirklich junge Familien kommen, ist das erstens ein kurzfristiger Effekt. Zweitens stellt sich die Frage, warum eine junge Familie in einen abgelegenen Ort oder Ortsteil ziehen soll. Sie bräuchte zwei Autos und die Energiekosten werden steigen, und zwar schnell: für Strom, Heizung und Mobilität. Wenn die Menschen dann im Alter nicht mehr so mobil sind, kommen neue Probleme. Warum also nicht über eine Art Tauschbörse nachdenken, die es jungen Familien ermöglicht, raus aufs Land zu ziehen, und älteren Menschen, in die Städte zu ziehen?