Von einem König gegründet
Die renommierte Staatsgalerie in Stuttgart wird am 1. Mai 175 Jahre alt – Eröffnet hat sie Wilhelm I. von Württemberg
STUTTGART (lsw) - Als „Museum der bildenden Künste“wird die heutige Staatsgalerie am 1. Mai 1843 eröffnet. König Wilhelm I. von Württemberg lässt die zweigeschossige Dreiflügelanlage errichten. 175 Jahre später feiert die Staatsgalerie in dieser Woche ihr Jubiläum. Ein Blick auf spannende Extreme des renommierten Hauses, das 1984 spektakulär erweitert worden ist:
Erster Ankauf:
Bereits ein Jahr vor der Eröffnung des „Museums der bildenden Künste“wurde ein Werk des Stuttgarter Malers Eberhard Wächter (1762-1852) erworben. Ziel des Museums war es, eine Sammlung vorbildhafter Kunstwerke für die Studenten der Kunstschule zusammenzustellen. Der klassizistische Stil des Ölgemäldes „Hiob und seine Freunde“traf genau den damaligen Kunstgeschmack. Das Werk steht derzeit im Depot.
Erster Französischer Impressionist:
„Der Gärtner“von Camille Pissarro aus dem Jahr 1899 wurde 1901 erworben und steht für einen Wechsel in der Ausrichtung des Museums. Wurde das Haus in den ersten Jahren vor allem von betagten Hofmalern geführt, wollte der Kunsthistoriker Konrad Lange durch den Ankauf zeitgenössischer Kunst frischen Wind in das Haus bringen. Neben dem Werk von Pissarro kamen weitere französische Impressionisten in die Sammlung.
Verschollenes Werk:
Mehr als 60 Jahre wusste keiner, wo die 1923 für die Staatsgalerie erworbene Skulptur „Hagar“des Münchner Bildhauers Karl Knappe abgeblieben war. 1937 von den Nazis als „entartet“beschlagnahmt, wurde das 50 Zentimeter hohe Werk in der Wanderausstellung „Entartete Kunst“gezeigt, bevor es in den Kriegswirren verloren ging. 2010 tauchte es bei archäologischen Grabungen vor dem Roten Rathaus in Berlin wieder auf – verkrustet und fleckig.
Ältestes Werk:
Das Mumienporträt eines Mädchens, entstanden im ersten oder zweiten Jahrhundert nach Christus in Ägypten, gehört eigentlich in ein archäologisches Museum. Das Objekt liegt im Depot. Die bemalte Holztafel kam mit dem Ankauf einer Sammlung in die Staatsgalerie. Mumienporträts gaben das Aussehen eines Menschen lebensnah wieder und wurden nach deren Tod auf den Mumien angebracht.
Kuriosestes Objekt:
Ebenfalls verborgen bleibt den Besuchern ein 1962 bei Ausschachtungsarbeiten im Keller der Alten Staatsgalerie gefundener Mammutzahn. Gefunden wurde sogar ein ganzes Skelett, geborgen werden konnte jedoch nur der Stoßzahn des vermutlich weiblichen Mammuts. Ausgestellt ist der Zahn nicht.
Kleinstes Werk:
Nur knapp zehn mal zehn Zentimeter groß ist das Pergament aus dem 15. Jahrhundert. Es zeigt die Abdrucke von elf nur 1,9 mal 1,2 Zentimeter großen, gravierten Silberplättchen. Die Plättchen zeigen Apostel und Blütenmotive. Sie könnten etwa zur Applikation auf liturgischen Gefäßen bestimmt gewesen sein. Diese äußerst seltenen Drucke erinnern an die Entstehung des Kupferstichs aus der Kunst der Gold- und Silberschmiede.
Größtes Werk:
Um „Die Schlacht bei Coeuilly“in Öl darzustellen, nahm sich Otto von Faber du Faur im 19. Jahrhundert eine 18 Quadratmeter große Leinwand. Schon sein Vater war Schlachtenmaler und General der Württembergischen Armee. Otto von Faber du Faur gab den Soldatenberuf aber auf und studierte Historienmalerei. Seine zentralen Themen waren die Napoleonischen Kriege und der deutsch-französische Krieg 1870/71, an dem er selbst teilnahm.
Schönste Kopie:
König Wilhelm I. von Württemberg hat 1857 wirklich gedacht, er erwerbe eine von Leonardo da Vinci gemalte zweite „Mona Lisa“. Der König vertraute seinem Gutachter, der schrieb: „Dieses herrliche Bildniß Leonardo's, unter dem Namen Mona Lisa bekannt, seit langem nur in dem berühmten Gemälde des Louvre und den Stichen nach demselben bewundert, ist so frisch und lebensvoll, und trägt wie jedes Werk des großen Meisters den Stempel der vollendetsten Schönheit in sich, daß ich keinen Anstand nehme, daßelbe als eine Repetition des Pariser Bildes von Leonardo zu bezeichnen.“Heute steht an dem Ölgemälde richtiger „Anonym, Deutsch oder Niederländisch: Mona Lisa, Kopie nach Leonardo da Vinci“.