Aalener Nachrichten

Starthilfe aus dem Netz für Studienpla­tzbewerber

Ellwanger Deniz Tafrali entwickelt Internetpl­attform zur Vorbereitu­ng auf den österreich­ischen Medizinert­est

- Von Franz Graser Deniz Tafrali

ELLWANGEN - Medizinstu­dent und Webseitene­ntwickler – für Deniz Tafrali geht das problemlos zusammen. Der gebürtige Ellwanger studiert Humanmediz­in im österreich­ischen Graz. Parallel zum Studium hat er eine Webseite entwickelt, mit der sich Studienpla­tzbewerber auf den Zulassungs­test MedAT vorbereite­n können. Die notwendige­n Programmie­rkenntniss­e hat sich Tafrali selbst angeeignet.

Wer in Österreich Medizin studieren will, kommt am Zulassungs­test MedAT nicht vorbei. Anders als in Deutschlan­d spielt nämlich die Schulabsch­lussnote für die Zulassung für Humanund Zahnmedizi­n keine Rolle. Es zählt nur das Ergebnis des Tests. Deswegen investiere­n Studienpla­tzbewerber zum Teil viel Geld in Kurse, die sie für den Test präpariere­n sollen. „Die Leute bereiten sich mindestens drei Monate lang darauf vor“, weiß Deniz Tafrali, der in Graz im zehnten Semester Medizin studiert.

Der gebürtige Ellwanger Tafrali gehörte 2013 zum ersten Jahrgang, der mit dem damals neu eingeführt­en Testverfah­ren konfrontie­rt wurde. Tafrali hatte 2011 das Abitur am Peutinger-Gymnasium gemacht. Nachdem er ein Jahr lang Molekularb­iologie in Salzburg studiert hatte, überzeugte ihn ein Freund vom Studienort Graz. Zudem hatte Tafrali schon immer davon geträumt, Arzt zu werden.

Auf Facebook Lerngruppe­n gebildet

Weil der Test 2013 zum ersten Mal stattfand, gab es kaum Möglichkei­ten, sich darauf vorzuberei­ten. Tafrali sowie seine Mitstreite­rinnen und Mitstreite­r behalfen sich, indem sie auf Facebook Gruppen bildeten, in denen sie Lernmateri­alien austausche­n konnten. Das half. Es war aber relativ umständlic­h, da die Inhalte zuerst auf die Online-Plattform hoch- und dann wieder herunterge­laden werden mussten.

Es musste eine einfachere Lösung geben. Während der ersten Phase seines Studiums hatte Tafrali aber keine Zeit, sich mit dem Problem auseinande­rzusetzen. Ab dem Jahr 2016 interessie­rte er sich aber immer mehr für Informatik und Programmie­rtechniken. Schritt für Schritt brachte er sich selbst das Programmie­ren bei. Und Stück für Stück entstand die Online-Lernplattf­orm getto-med für den Medizinert­est.

Als Autodidakt programmie­ren zu lernen – und das noch parallel zum Studium – war ein dorniger Weg. Oft habe die Lösung eines Problems unnötig viel Zeit gekostet, weil es niemanden gab, der ihm den richtigen Weg gezeigt hätte, erinnert sich Tafrali. Aber „es macht süchtig“, sagt der gebürtige Ellwanger über das Programmie­ren. Inzwischen nutzen durchschni­ttlich 5000 bis 6000 Benutzer pro Monat die Internetpl­attform get-to-med.com. Die Zahl der Nutzer steigt, je näher der Termin des Tests rückt, der in der Regel im Juli stattfinde­t.

Keine Gewinnabsi­chten mit der Plattform

Die Nutzung der Lernplattf­orm ist gratis. Das ist ein wichtiges Anliegen für Deniz Tafrali, denn er möchte „den Leuten, die nicht die großen finanziell­en Mittel haben, die Möglichkei­t bieten, sich kostenlos auf den Test vorzuberei­ten“. Damit sorgt das Angebot für eine gewisse Chancengle­ichheit unter den Studienpla­tzbewerber­n.

Allerdings müssen die Benutzerin­nen und Benutzer eine Testaufgab­e aus einem der Fächer Biologie, Chemie, Physik und Mathematik auf die Plattform hochladen, um Zugriff auf den gesamten Aufgabensc­hatz zu erhalten. Alle eingereich­ten Aufgaben werden von Medizinstu­denten geprüft, die den Test selbst schon absolviert haben.

Neben den mathematis­ch-naturwisse­nschaftlic­hen Testfragen gibt es beim MedAT einige weitere Sparten, die zum Beispiel die Fähigkeit der Probanden testen, logische Schlussfol­gerungen zu ziehen oder aus einem Buchstaben­salat korrekte Wörter zu bilden. Auch auf diese Testaufgab­en können sich die Nutzer der Website vorbereite­n.

Obwohl Tafrali kein Interesse daran hat, mit der Lernplattf­orm Geld zu verdienen, reizt es ihn auch weiterhin, Angebote im Internet zu erschaffen. Ein Pendant zu get-to-med für Deutschlan­d steht jedoch zumindest in naher Zukunft nicht auf seiner To-Do-Liste. Das hat damit zu tun, dass das Bundesverf­assungsger­icht Ende vergangene­n Jahres die deutschen Zulassungs­verfahren in Teilen für verfassung­swidrig erklärt hat. Wie das neue Prozedere aussieht, ist ungewiss.

Der gebürtige Ellwanger hofft, dass er seine Internetak­tivitäten und den Medizinerb­eruf auch in Zukunft miteinande­r kombiniere­n kann. Derzeit stehen noch zwei Uni-Prüfungen an, dann kommt das praktische Jahr. Und danach? Tafrali kann sich gut vorstellen, als Arzt in Deutschlan­d zu arbeiten. „Berlin wäre cool“, sagt er. Am besten an der Charité.

 ?? ARCHIV-FOTOS: JOCHEN LAABKE / PRIVAT ?? Medizin zu studieren, ist der Traum von vielen Jugendlich­en. Der gebürtige Ellwanger Deniz Tafrali hat nun eine Webseite entwickelt, mit denen sich Studienpla­tzbewerber auf den Zulassungs­test MedAT für ein Medizinstu­dium in Österreich vorbereite­n können.
ARCHIV-FOTOS: JOCHEN LAABKE / PRIVAT Medizin zu studieren, ist der Traum von vielen Jugendlich­en. Der gebürtige Ellwanger Deniz Tafrali hat nun eine Webseite entwickelt, mit denen sich Studienpla­tzbewerber auf den Zulassungs­test MedAT für ein Medizinstu­dium in Österreich vorbereite­n können.
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