„Bergauf unglaublich stark“
BiketheRock: Publikum in Heubach feiert Weltmeister und eine Überraschungs-Siegerin
HEUBACH (rz) - Beim Mountainbike-Bundesliga-Auftakt in Heubach haben Elisabeth Brandau und Nino Schurter die 18. Auflage des Klassikers BiketheRock gewonnen. Brandau überraschte Ex-Weltmeisterin Maja Wloszczowska und die Weltranglistenerste Yana Belomoina, während Weltmeister Nino Schurter vor vielen tausend Zuschauern drei weitere Schweizer hinter sich ließ.
Das Wetter in Heubach spielte mit, die Strecke war so trocken wie wohl in den vergangenen zehn Jahren nicht mehr. Und das Publikum sorgte für eine großartige, vielgelobte Atmosphäre, die Brandau am Ende des Damen-Rennens in vollen Zügen genießen konnte. Wer sich das Frühjahr der Schönaicherin (EBE Racing) genau angeschaut hat, der konnte zumindest damit rechnen, dass die 32Jährige in Heubach eine gute Rolle spielen könnte. Doch, dass sie sich gegen Weltklasse-Fahrerinnen wie Maja Wloszczowska (Kross Racing) und Yana Belomoina (CST Sandd American Eagle) durchsetzen würde, damit hatte nicht jeder gerechnet. „Dass ich am Berg stark bin, wusste ich schon. Berg runter war es aber ziemlich rutschig und ich bin die ersten vier Runden nicht Vollgas gefahren“, erklärte Brandau.
Das Rennen wurde zum Heubachtypischen Pendel-Geschehen. Oben am höchsten Punkt, nach 1,8 Kilometern fast durchgehender Kletterei hatte die Deutsche immer einen Vorsprung gegenüber Wloszczowska und auch gegenüber der Weltranglistenersten Belomoina. „Elisabeth war bergauf unglaublich stark. Ich habe versucht im Downhill die Zeit immer gut zu machen“, erzählte die Polin aus ihrer Sicht. Unten bei der Zieldurchfahrt hatte Brandau bis zur vierten von sechs Runden zwischen acht und 15 Sekunden Vorsprung. Doch dann konnte Wloszczwoska noch mal aufschließen. „Da habe ich gemerkt, ich muss schon noch mal schnell fahren. Dann bin ich hoch am Limit gefahren und das Loch gerissen. Dann hieß es nur noch durchhalten und ohne Defekt durchkommen“, erklärte Brandau wie sie sich des Angriffs der zweifachen Olympia-Silbermedaillengewinnerin erwehrte.
Was ihr der Sieg beim BiketheRock bedeutet? „Kann ich gar nicht sagen, ich bin einfach froh, dass ich heil runter gekommen bin. Es war mental schon hart und ich bin stolz, dass ich durchgekommen bin.“Wloszczwoska war mit dem zweiten Platz dennoch nicht unglücklich. „Elisabeth hat es verdient. Klar, hätte ich gerne gewonnen, weil ich das Rennen so mag und die Atmosphäre so toll ist hier, aber ich kann zufrieden sein“, sagte Wloszczowska, die auch noch ein wenig an einer gebrochener Rippe laboriert.
Yana Belomoina verlor den Anschluss an die Ex-Weltmeisterin bei einem Überholvorgang gegen Juniorinnen. „Danach bin ich mein Tempo gefahren“, sagte Belomoina, die nach einer langen Verletzungspause erst wieder auf dem Weg zurück ist. „Heubach ist immer hart. Die Strecke liegt mir eigentlich, aber ein bisschen kälter wäre mir lieber gewesen“, meinte sie mit einem Lachen. „Aber gut, dass es trocken war.“
Sabine Spitz positionierte sich nach Runde eins an vierter Stelle und behauptete sich dort. „Am Anstieg habe ich mich gequält, die Abfahrt genossen“, sagte sie im Ziel lächelnd. „Hier musst du eben deinen Rhythmus finden und am Ende hast du 1300 Höhenmeter hinter dir. „Gefühlt wird der Anstieg jede Runde drei Grad steiler.“Ronja Eibl aus Grosselfingen wurde Fünfte (+4:51). Das war fast eine noch größere Überraschung als der Sieg von Elisabeth Brandau.
Nino Schurter genießt in der Schlussrunde
Zu Beginn des Herren-Rennens waren noch die Franzosen Titouan Carod (BMC Racing) und Jordan Sarrou (KMC Ekoi SR Suntour) in der Spitzengruppe mit von der Partie, später fand Straßen-Rückkehrer Ondrej Cink (Primaflor-Mondraker) kurze Zeit den Anschluss, doch am Ende war die 18. Auflage des BiketheRock bei den Herren vor allem eine Schweizer Angelegenheit.
Nino Schurter (Scott-Sram) war von Beginn an vorne dabei. Doch so kontrolliert wie es aussah, war es anscheinend nicht. „Ich hatte am Anfang schon Mühe wegen den Pollen und Schwierigkeiten mit der Atmung“, erklärte Schurter im Ziel. Europameister Florian Vogel (Focus XC) musste in Runde drei Farbe bekennen, so dass sich vorne Lars Forster (BMC Racing) und Schurter zum Duo zusammenfanden – abgesehen von Cinks Intermezzo an der Spitze in Runde vier. „Unten hat Lars immer den Anschluss verloren, oben raus kam er wieder näher. Und im Downhill ist er super schnell gefahren“, umriss Schurter das Geschehen zwischen den beiden Schweizern.
Doch letztlich riss er in der vorletzten Runde eine so große Lücke, dass Forster nicht mehr mitgehen konnte und der Weltmeister nach 1:35:26 Stunden souverän seinen zweiten BiketheRock-Sieg einfahren konnte. Von den deutschen Bikern zeigte sich Ben Zwiehoff bis zur vierten Runde an siebter Stelle am weitesten vorne. Das Rennen beendete er schließlich auf Rang elf (+3:35).
Im U23-Rennen der Herren hatte der Deutsche Meister Max Brandl am Vormittag gegen den Franzosen Joshua Dubau „keine Chance“, wie er sagte. In Runde zwei hängte Kletterkünstler Dubau den Vorjahres-Sieger Brandl und seinen LexwareTeamkollegen Luca Schwarzbauer ab und fuhr am Ende mit 23 Sekunden Vorsprung zum Sieg. Zum Auftakt der Bundesliga-Rennen am Sonntag setzte sich im Junioren-Rennen der Schweizer Favorit Alexandre Balmer durch.
Bilanz: Rekord-Teilnehmerzahl
Die Nummer 18 des BiketheRock verbuchte mit 931 Teilnehmern am gesamten Wochenende einen neuen Rekord in seiner Geschichte. Neben der Steigerung beim 3. Fujibikes-Marathon um 15 Prozent auf 354, zeigten auch die 187 Starter in den HobbyRennen der Schüler (U15 bis U9) eine erfreuliche Entwicklung.
Auch mit den ungezählten Zuschauern waren Eckhard Häffner und sein Organisations-Team sehr zufrieden. „Ich denke, es waren noch mehr als 2017. Wir haben eine sehr schöne und erfolgreiche 18. Auflage das BiketheRock powered by KMC erlebt“, so Häffner.