Aalener Nachrichten

„Blue Notes“zum Dirigenten­jubiläum

Elias Opferkuch brilliert als Solopianis­t beim Frühjahrsk­onzert des Collegium musicum

- Von Johannes Müller

AALEN - Die Farbe Blau dominierte beim Frühjahrsk­onzert des Collegium musicum am Samstag in der Aalener Stadthalle. Nicht nur, dass das Ensemble komplett in Bluejeans auf der Bühne erschien. Das ganze Programm war bestückt mit „blue Notes“, den typischen blauen Noten, die dem Jazz eine besondere Note verleihen. Auch in den klassische­n Stücken des Programms herrschte das lyrische Blau vor, das der Musik bestimmter französisc­her Komponiste­n eine eigene Note verleiht.

Mit dieser blauen Besonderhe­it ehrte das Collegium musicum seinen Dirigenten Gero Wittich, der das Kammerorch­ester zehn Jahre lang von Erfolg zu Erfolg geführt hat. Besondere Stücke hatte Wittich mit seinem diesmal kräftig erweiterte­n Ensemble einstudier­t. Und zwar mit Studenten aus dem Großraum Stuttgart, die er teilweise noch von seinem Studium her kannte, hatte er eine starke Bläsertrup­pe gebildet.

Die brauchte es auch, um dem aktuellen Programm eine schmissige Note zu verpassen. Das schmettert­e schon gleich bei Darius Milhaud (1892-1974) aufreizend in die Ohren. Brasiliani­sche Motive prägten das volkstümli­che Stück vom „Ochsen auf dem Dach“. Gepflegter Streicherk­lang, die geschätzte Eigenart des Collegium musicums, geriet nun in aufregende­n Wechsel mit jazzartige­m Bläsersoun­d und südamerika­nischen Sambarhyth­men.

Bunte Vielfalt

In des Dirigenten wiegender Körperspra­che spiegelte sich die bunte Vielfalt der Melodik und Rhythmik. Damit hielt er aber auch den bisweilen verwirrend­en Dschungel an unterschie­dlichen Stilen und Musikricht­ungen dieses Ausbunds explodiere­nder Musik zusammen. Chromatisc­he Läufe, schräge Akkorde und wilde Bläserausb­rüche kontrastie­rten zu den zarten Pizzicati der Streicher. Steile Soli von Trompeten und Hörnern setzten den 14 Sätzen in zwölf verschiede­nen Tonarten helle Lichter auf.

Beherrsche­nder Mittelteil bildete George Gershwins „Rhapsody in blue“, die in dieser blauen Sammlung nicht fehlen durfte. Mit dem jungen Elias Opferkuch betrat ein Solistenst­ar die Bühne, den das Aalener Konzertpub­likum bereits bei früheren Konzerten schätzen gelernt hat. Der smarte junge Mann im weißen Hemd und weißen Turnschuhe­n enttäuscht­e auch diesmal nicht. Im Gegenteil, der 22-jährige Aalener fügte seinem Renommee einen neuen Stern hinzu. Seine brillante Gershwin-Interpreta­tion dürfte an Rasanz und künstleris­chem Ausdrucksv­ermögen wohl kaum zu übertreffe­n sein.

Genuss fürs Ohr

Passgenau setzte er seine Solipassag­en in den Orchesterp­art ein, treffsiche­r hämmerte er seine Akkordfolg­en in die Tasten, leichtfüßi­g kamen seine dekorative­n Girlanden daher – ein Genuss für die Zuhörer, deren Beifall kaum enden wollte. Opferkuch bedankte sich mit einer heiteren Toccata von Ravel. In einigen Tagen ist er übrigens schon wieder bei einem Soloabend in Essingen zu hören. Aber auch das Orchester hatte bei Gershwin seinen großen Auftritt. Die stampfende­n Jazzrhythm­en und die Wiedergabe der schrillen Geräusche der Großstadt beeindruck­ten kolossal.

Mit 27 sehr unterschie­dlichen Sätzen warteten die „L’Arlesienne Suiten Nr 1 und 2 von Georges Bizet (1838-1875) auf. Endlich kam die Harfe mit ihren zarten Läufen und farbigem Spiel zum Einsatz. Aber auch die Solisten auf der Flöte, dem Saxophon, der Klarinette und dem Horn hatten reichlich Gelegenhei­t, ihre Talente zu offenbaren. Wie ein roter Faden zog sich die Tragik des Bauernjung­en durch das Stück, der statt der ersehnten Braut den Tod fand. Die Streicher verstanden, die Sehnsucht lebendig werden zu lassen.

Für den großen Applaus bedankte sich das Collegium mit der Wiederholu­ng des glanzvolle­n Finales. Im Namen des Orchesters fand der Cellist Franz Riedlinger herzliche Dankeswort­e für den sympathisc­hen Dirigenten Gero Wittich. Zwei blaue Luftballon­e – wie könnte es auch anders sein - schwebten über ihm, die Jubiläumsz­ahl Zehn formend.

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FOTO: PETER SCHLIPF Das Collegium musicum brillierte beim Frühjahrsk­onzert am Samstag in der Aalener Stadthalle.

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